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Dienstag, 19. April 2011

Karma-Empfindung im Osten und Ich-Empfindung im Westen. Ihre Synthese in den Neuen Mysterien der Karmaforschung part2



Karma-Empfindung im Osten und Ich-Empfindung im Westen.
Ihre Synthese in den Neuen Mysterien der Karmaforschung - Part 2

Die Karmaempfindung wartet auf ihre Durchdringung des modernen Christusimpulses


Die Qualität des japanischen Volkes hängt mit seinen Aufgaben zusammen, die ein bestimmtes Erbe aus der atlantischen oder noch früheren Zeiten zu bewahren und dennoch für die Einflüsse vom Westen offen zu sein.

In Asien herrschte einst eine hohe Kultur zum Beginn der nachatlantischen Kuturperiode. In der altindischen Kuturperiode konnten die Menschen allein dadurch, dass sie älter wurden, die höheren geistigen Wesensglieder wie das Geistselbst und den Lebensgeist entwickeln. Diese geistige Wesensglieder, die durch das Erreichen des Älterwerdens entwickelt wurden, waren nicht vom individuellen Ich durchdrungen. Dort liegt ein Geheimnis des Ostens. Der Osten bewahrte die Geheimnisse der höheren geistigen Wesensglieder so gut wie möglich, die im gewissen Sinne ursprünglich einen unschuldigen Charakter haben, denn sie wurden von den Göttern als Geschenk den Menschen gegeben.

Rudolf Steiner sprach von einer geistigen Erhabenheit der indischen "Bhagavad Gita", welche nie nachher wieder erreicht werden konnte. In China lebt auch auf eine etwas andersartige Art das atlantische Erbe, das tiefe Geheimnisse erschliessen kann. Steiner wies einmal auf die Einzigartigkeit der Japaner hin: Die Japaner haben ein Denken, das in die Wirklichkeit hineinragt. Aber das sei "nur" das Erbe der atlantischen Zeit. Man muss aufpassen, dass man heute beim Lesen seines Werkes nur die Erkenntnisse und nicht die damals allgemein verbreiteten moralischen Bewertungen aus einem westlichen Blickwinkel mit aufnimmt. Was er immer wieder von damaligem westlichen Blickwinkel ein Urteil ohne viel Erklärung oder Zusammenhänge abgibt: "das sei dekadent" - das klingt so, als ob das japanische Denken minderwertiger als das Denken im Westen wäre. Ich sage dazu eindeutig: Nein.

Wir sollten heute auf solche feine Nuancen der moralischen Empfindung in den Ausdrücken achten, so dass wir nicht den alten moralischen Geist vor dem zweiten Weltkrieg, den auch manche Zeilen Steiners aufweisen, unbewusst in uns einatmen, denn er ist nicht das Wesentliche, was die Aussage Steiners ausmacht. Ganz im Gegenteil. Er konnte natürlich in den Vorträgen über die bestimmten Themen nicht alles ausführlich den Hintergrund einzelner Urteile beleuchten. Beim Lesen solcher Stelle ist eine eigenständige moralische Wachheit des Lesers gefragt. Die Erkenntnisse sind diejenigen, die wir aufnehmen sollten, aber nicht die Gesinnung, in der man so wie in den Lebzeiten Steiners volksmässig bewertete in dem Sinne, was besser als das andere ist. Was kann dekadent sein? Eine oberflächliche Annahme solcher Urteile ohne zu wissen, was er wirklich dabei meinte, ist ungesund für das unbefangene Denken, denn solches automatisches Urteil, das einfach übernommen wird, entspricht dem moralischen Standard des heutigen Bewusstseins nicht. Und wenn wir nicht darauf aufpassen, erzeugen wir in unserem Bewusstsein die Ursachen für die rassistischen Missverständnisse bei den Nicht-Anthroposophen. Das verhindert die Weiterentwicklung der Anthroposophie im Sinne des ätherischen Christus. Wir dürfen nicht vergessen, dass Rudolf Steiner in bestimmten Zeitverhältnissen lebte und dass er heute manche Sache anders ausdrücken würde.




Das Denken, das in die Wirklichkeit hineinragt - das, mit dem Erbe der atlantischen Zeit zu tun hat. Diese Aussage leuchtet mir sehr ein. Das Denken der Japaner ist oft ganzheitlich und hat einen instinktiv-ätherischen Charakter. So in einem Denken pflegen sie ihre soziale Empfindsamkeit. Dieses Denken hilft mir, um das Werk Steiners intuitiv zu verstehen.

Während im Westen immer mehr die Ich-Empfindung entwickelt wurde, wurde im Osten die alte Weisheit des Karma weiter bewahrt. In vielen Vorträgen über den Buddha in der theosophischen Zeit sprach Steiner über den Mangel des Ich-Begriffes in der Lehre Buddhas. Das Karma gilt im ursprünglichen Buddhismus als diejenige Kraft, die die Menschen immer wieder unweigerlich auf die Erde zurückführt. Der Begrif des Ich, das den individuellen Kern der Ewigkeit bedeutet, fehlt. (Allerdings im Mahayana-Buddhismus entstand nach der Zeitenwende eine Sutra, die hier den Evangelien entspricht, in der der Buddha den fortgeschrittenen Schüler lehrt, dass nicht alles nur im Wandel ist, sondern der Mensch in Wirklichkeit das bleibende Ich besitzt, das gereinigt werden kann. Alle Buddhas sind auch ewig. Dieser christliche Einschlag nach der Zeitenwende ist bis heute sehr umstritten, weil es sich ganz von der ursprünglichen Lehre Buddhas vor der Zeitenwende unterscheidet. Esoterisch kennen alle Eingeweihten diese Tatsache, aber der Buddha konnte zuerst noch nicht von der Tatsache sprechen, weil der Christus noch nicht auf die Erde kam. Ganz selbstverständlich nicht möglich für den damaligen Gotama Buddha war es, von der Ewigkeit zu sprechen, weil erstens der Osten eine andere Aufgabe hatte und zweitens der Christus, der das wahre Ich des Menschen auf die Erde brachte, damals noch nicht auf die Erde kam.)

Ich habe im letzten Artikel beschrieben, was das bedeutet, wenn man ohne das Zulassen des individuellen Ich stets die sozial-karmischen Ideale einseitig pflegt. So wie Steiner vor 100 Jahren erkannte, benötigt die östliche Karma-Idee heute von einem freien Ich, von einem bewussten Christusimpuls im Sinne des nicht traditionellen Christentums, sondern des ätherischen Christus durchdrungen zu werden. Das bedeutet: die Karmaempfindung, die im Osten lebt, sollte von dem freien und individuellen Christusimpuls durchdrungen werden.




Ich-Empfindung im Westen und Aristoteles

Ganz im Gegenteil ist die Empfindung im Westen. Im Westen lebt die Ich-Empfindung. Man spricht davon, dass Aristoteles derjenige ist, der die abendländische Denkweise begründet hat. Plato, der Lehrer Aristoteles, hatte noch in sich ein klares Bewusstsein über die Reinkarnation und das Karma, welche in den alten Mysterien durchaus bekannt waren. Aber Aristoteles berührte diese Themen in seinen Werken nicht mehr. Und mit ihm verschwindet das Thema der Reinakarnation aus der Hauptbühne der abendländischen Geistigkeit. Das war eine folgenschwere und bedeutsame Wende im geistigen Leben. Das Thema "Wiedergeburt" wurde im Laufe der Geschichte zu einem Tabu-Thema im Westen. Aristoteles hat keine Aufmerksamkeit auf das Thema Reinakarnation mehr geschenkt, weil es etwas war, was mit dem werdenden abendländischen Logik-Denken, nicht zu vereinbaren war. Es war zu unmittelbar spirituell für das abendländische Denken, das später durch die Generationen hindurch immer mehr zur vollkommenen Wissenschaftlichkeit entwickelt werden sollte. Und das war eine Wissenschaft, eine Emanzipation des Menschen von den Göttern.

Darin liegt die eigentliche Großartigkeit der abendländischen Kultur, die die Ich-Empfindung und die Freiheit fördern sollte. Die Menschen im Westen entwickelten das innere Zentrum der Persönlichkeit und befestigten es so, dass das Gute aus einem selbstverantwortlichen individuellen Menschen hervorgehen kann, so wie z.B. in der "Philosophie der Freiheit" beschrieben ist. Dafür aber mussten die Menschen zunächst eine unmittelbar spirituelle Tradition viel mehr aufgeben als im Osten. Sie entwickelten ihre Kultur, die vom bewussten Ich durch das Denken gefördert wird. Aristoteles hat im oben genannten Sinne karmisch viel mit dem Thema, Karma zu tun, weil er gerade eine entscheidende Wende in der Menschheitsgeschichte vollzogen hatte, die Reinkarnation und das Karma ausser acht zu lassen als ein Thema, das zunächst zur abendländischen Kultur nach Aristoteles nicht gehören sollte.

Es ist im karma-technischen Sinne interessant, dass Rudolf Steiner eine spätere Inkarnation Aristoteles ist, so wie es inzwischen in der Anthroposophie mehrfach bekannt wurde. Rudolf Steiner sprach, dass die moderne Karmaerkenntnis seine eigentliche Mission sei. Diese Tatsache ist bedeutsam, denn Steiner war im früheren Leben derjenige gewesen, der einen grossen Einfluss auf die Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens ausübte, so dass zuletzt von der abendländischen Kultur das Thema Reinkarnation und das Karma für eine Zeit lang fast gänzlich verschwand. Diese Massnahme war zweifellos notwendig für die separaten Entwicklungsgänge im Osten und im Westen während eines gewissen Zeitraumes. Dann musste die Individualität Rudolf Steiners im gewissen Sinne seine früheren Taten als Aristoteles karmisch ausgleichen, weil der Zeitpunkt kam, dass die abendländische Kultur die grosse Weisheit der Reinkarnation und des Karma, wieder bewusst in sich aufnehmen sollte. Das bedeutete eine Annäherung des Westens mit dem Osten und die Geburt der modernen Karmaerkenntnis im Sinne des ätherischen Christus. So begann Rudolf Steiner die Zukunftsaufgabe des Manes-Mani-Manu vorzubereiten, der unter allen Menschheitsführern wie Christian Rosenkreuz oder Buddha, der Grösste ist und eine Mission hat, den Christusimpuls im Sinne des Karma zu verwirklichen. (Steiner spricht von dieser Aufgabe des Manu immer wieder in den verschiedenen Vorträgen.)

Der Ausgleich der früheren Taten - das könnte eventuell ein wenig schrecklich klingen, ist es aber nicht. Es bedeutet auch nicht eine Strafe, sondern eine "Erfüllung" für die Menschen. So wie bei allen anderen Menschen der Fall ist, musste Steiner auch seine frühere Taten ausgleichen. Und genau das bildet den innersten Impuls aus, den man im Leben verwirklichen will. Geht diese Art des inneren Impulses in die Richtung einer Verwirklichung, dann erlebt der Mensch in sich ein unbeschreibliches Gefühl der geistig seelischen Erfüllung.

Was durch Aristoteles entwickelt und eingeführt wurde, war höchst wichtig, dennoch zeigt es von der höheren geistigen Realität her betrachtet, eine gewisse Einseitigkeit im Sinne der langen und universalen Menschheitsentwicklung. Steiner sagte sogar einmal: Aristoteles sei ein "Philister" gewesen. Er blickte wahrscheinlich selbstkritisch auf die vergangenen Taten, in denen er sah, dass der ehemalige spirituelle Glanz durch das nüchterne Denken Aristoteles weitgehend verloren ging. Aber dieses unmittelbar Spirituelle musste doch einmal mit Aristoteles im Westen verloren gehen, um später wieder in einer neuen bewussten Weise zu auferstehen.

Diese Art der Einseitigkeit, die aus den konkreten Handlungen und Entscheidungen der früheren Leben entsteht, gehört allgemein zum Menschsein. Sie ist nichts Schlimmes. Wenn man diese Einseitigkeit befürchtet, kann man überhaupt nichts auf der Erde vollbringen. Das heisst: Man kann nichts der Menschheitsentwicklung aktiv beitragen. Aber es ist wiederum viel zu leichtsinnig anzunehmen, dass diejenigen, die vermeintlich weit entwickelt sein sollten, kein Karma mehr an sich tragen würden, weil sie so etwas Niederes bereits überwunden hätten. Das ist eine zu idealistische Denkweise und etwas zu einfach gedacht. Das gilt nicht bei Rudolf Steiner. Manche behaupten, dass seine Inkarnationen auf der Erde zu Ende gegangen wären, weil er ein hoher Meister ist und sich nicht mehr auf der Erde inkarniert. Das stimmt nicht. Seine Aufgabe ist noch nicht vollendet. Davon kann jeder ahnen, der seine Totenmaske gesehen hat. Nach meiner eigenen Forschung zeigt sich ein anderes Ergebnis. Ausserdem bezeugt Ita Wegman von einem Gespräch mit Steiner, in dem er sagte, dass in ihrer nächsten Inkarnation diese karmischen Schwierigkeiten, die sie diesmal in einer starken Weise erleben mussten, wesentlich weniger werden, weil die karmischen Verhältnisse viel geklärter da stehen werden. Steiner ahnte zum Teil deutlich von der Art seiner nächsten Inkarnation. Gerade diejenigen, die in ihren früheren Leben auf die Welt einen grossen Einfluss ausgeübt haben, tragen auch eine nicht leichte karmische Aufgabe, weil sie auch das Ausgleichen der einflussreichen Handlungen in ihren früheren Leben beinhaltet.

Part 3 folgt

Zum Teil umgeschrieben am 12. Juli

Junko Althaus









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