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Montag, 23. April 2012

Aristoteles als Inspirator für die werdende anthroposophische Geisteswissenschaft Teil 1




Was mich in der anthroposophischen Szene äusserst stört, ist die Tendenz, die Anthroposophie als etwas Fertiges zu betrachten. Oft spricht man davon, dass die Kulmination der Anthroposophie die Weihnachtstagung 1923/24 gewesen wäre - obwohl Steiner selber etwas völlig Anderes nach der Weihnachtstagung sprach. Gerade nicht in der damaligen Inkarnation, sondern in unserer Zeit, in der viele ehemaligen Anthroposophen wieder in einer neuen Inkarnation sich befinden, soll die Kulmination der Anthroposophie stattfinden.

Man muss ja nicht an diese Aussage Steiners glauben nur aus dem Grund, weil es von ihm stammt. Aber diejenigen, die mit ihm im Geist tief und innig verbunden sind, können in sich selber unweigerlich erkennen, dass mit dieser Aussage von ihm eine existenzielle Aufgabe für sie selber und für die Zivilisation angesprochen ist, um im 21. Jahrhundert für Michael und Christus auf der Erde die Weiterführung des Geistimpulses zu erkämpfen, denn die gegenwärtige Zivilisation befindet sich entwicklungszyklisch gesehen in einer Periode des Unterganges. Viele Theorien des Weltunterganges enthalten zwar sehr viele Fehlinformationen, aber auch die Teilwahrheiten. Es ist eine klare Tatsache, dass die Menschheit in einer äusserst entscheidenden Periode der Entwicklung sich befindet. Die Lage ist äusserst ernst.

Diejenigen Menschen, in deren Herz die Voraussage Steiners: "Die Kulmination der Anthroposophie muss ab Ende des 20. Jahrhunderts die Rettung der Zivilisation aus ihrem völligen Untergang vorantreiben", einen starken inneren Zusammenklang findet, wollen aktiv prüfend herausfinden, wo und wie eine solche Weiterführungsmöglichkeit des begonnenen Michael-Impulses auf der Erde zu finden wäre. Neben den Menschen, die bereits aufgegeben haben, an die konkrete und weitere Ausgestaltung des Impulses zu glauben und deshalb die Vollendung der Anthroposophie in die vergangene Weihnachtstagung 1923/24 verlegen, existieren jedoch auch die Menschen, die innerlich wach genug sind, und deshalb nicht aufgegeben haben. Diese Menschen suchen eine Zukunftsmöglichkeit und werden nicht aufgeben, bis sie sie herausfinden. Sie werden mit ihrem inneren Licht und Feuer, das sie bei Michael in der vorgeburtlichen Sphäre in sich aufgenommen und befestigt haben, eine solche Möglichkeit jedenfalls auf der Erde wieder erkennen können.




Anthroposophie ist auf der Erde da. Im gewissen begrenzten Sinne haben die Anthroposophen recht, wenn sie sagen, die Kulmination der Anthroposophie war die Weihnachtstagung - insofern, dass die Anthroposophie ausschliesslich als das Werk Steiners verstanden wird. Aber die anthroposophische Geisteswissenschaft? Ist sie wirklich schon richtig auf der Erde da? Zwar R. Steiner hat die Anthroposophie in die Welt hineingesetzt dadurch, dass er in sich selber die Spiritualität mit einem neuen modernen Geist der Wissenschaft vereint hat. Diese Hochzeit hat tatsächlich stattgefunden. Und die Resultate, die als die zahlreichen Erkenntnisse in einem einzigartigen Gedankengebäude uns zur Verfügung stehen, sind bereits da. Das nennt man vor allem "Anthroposophie".

Aber wie steht es mit der "anthroposophischen Geisteswissenschaft"? Die anthroposophische Geisteswissenschaft muss eine Wissenschaft sein, in der nach demjenigen Arbeitsprinzip, das in der Anthroposophie - in den konkreten Erkenntnisresultaten ihres Begründers - beispielhaft und vorbildlich zum Ausdruck kommt, geforscht und erkannt wird. Genau das soll "die anthroposophische Geisteswissenschaft" genannt werden. Die vielen Behauptungen und Dogmen, die in der anthroposophischen Szene gemacht wurden und werden, die an sich keinen Charakter einer Forschung aufweisen, können auf irgendeine Art mit der "Anthroposophie", aber nicht mit der "anthroposophischen Geisteswissenschaft" zu tun haben. Diese Differenzierung muss in aller Klarheit betont werden. Dieser Unterschied und das Unterscheidungsvermögen bilden erst den Ausgang der Praxis der anthroposophischen Geisteswissenschaft.



Es kann nicht sein, dass die anthroposophische Geisteswissenschaft bereits auf der Erde in einer reifen Art vorhanden wäre, die dem Namen würdig ist. Diese reale Schwierigkeit, die wir vorfinden, hat aber nichts mit der Leistung Steiners selbst zu tun. Er hat damals alles getan, was er unter damaligen irdisch-schicksalsmässigen Bedingungen leisten konnte, denn eine "Wissenschaft" - egal welche Wissenschaft es ist - kann nie alleine von einem Menschen getrieben werden. Wenn sie eine anthroposophische Geisteswissenschaft sein soll, dann muss sie eine solche werden, in der die bestimmten Ur-Forschungsprinzipien von einer Anzahl von Menschen - es muss ja zuerst nicht von der Masse sein - aber doch von einer gewissen Anzahl von Menschen gepflegt und praktiziert werden, so dass sie dadurch eine gemeinsame Basis haben als Wissenschaft.

Es muss so sein, dass durch die gemeinsame Ur-Forschungsgrundlage ein Austausch in der Forschung möglich wird, dass die gewonnenen Resultate gemeinsam in einer objektiven Art und Weise betrachtet werden können. (Das ist auch das Prinzip der Ausbildung in Biographiearbeit und Karmaforschung, die Christian und ich in der Schule Jakchos seit ein Paar Jahren gemeinsam leiten. Diese Ausbildung hat einen intensiven Forschungscharakter, der von uns beiden ausgeht. )

Diejenigen, die den Willen zu einer solchen Forschungsarbeit haben und aus diesem Willen heraus die Forschungsversuche in einem bestimmten geisteswissenschaftlichen Bereich durchführen, nennt man "anthroposophische Geisteswissenschaftler". Und die anderen sind "Anthroposophen" in unterschiedlicher Art. Und die wirkliche Kulmination der Anthroposophie, die Steiner damals für unsere Zeit voraussagte und welche damals zu seiner Lebzeit noch nicht erreicht werden konnte, entsteht nicht ohne diejenigen, die heute den Weg, der im Sinne eines grossartigen Urbildes von R. Steiner als erster anthroposophischer Geisteswissenschaftler im 20. Jahrhundert vorangeschritten ist, heute im 21. Jahrhundert eigenständig zu gehen wissen.

Dieser Impuls hat mit einer wirklichen Würdigung der bahnbrechenden und menschheitlichen Leistung R. Steiners zu tun. Dabei geht es hauptsächlich nicht darum, ob man auf dem Weg schnell vorwärts kommt oder nicht. Wenn man die Biographie Steiners studiert, kann man sehen, sogar er kam auch nicht leicht vorwärts in der konkreten Vereinigung der Spiritualität und der Wissenschaft. Es kommt aber auf den Willen an, ob man eigenständig forschend diesen Weg gehen will oder nicht.


Solange die anthroposophische Geisteswissenschaft nur einen einzigen Geisteswissenschaftler zur Verfügung hat, der eben ihr Begründer ist und schon lange tot ist, dann ist auch eine solche Wissenschaft eher tot als lebendig. Sie existiert nicht im aktuellen Sinne als eine Wissenschaft. Und das ist noch weitgehend die Realität der Anthroposophie heute. Die anthroposophische Geisteswissenschaft kann dann erst zu einer dem Namen würdigen Wissenschaft werden, wenn sie von einer gewissen Anzahl von Anthroposophen wirklich eigenständig und gemeinsam gepflegt und getrieben wird.

Diejenigen, die heute innerhalb der anthroposophischen Bewegung behaupten: "Man soll die übersinnlichen Wahrnehmungen eines (anthroposophischen) Hellsehers nicht kritisch prüfen, denn, wenn auch ein anderer Mensch selber so weit in der Spiritualisierung gekommen ist, auch eine solche Wahrnehmung selber zu haben, dann wird auch er nachvollziehen können, was jene Autoritätsperson als übersinnliche Wahrnehmung von sich behauptet. Man muss deshalb die übersinnlichen Wahrnehmungen akzeptieren, die von den Hellsehern stammen." - diejenigen, die es behaupten,
haben eine Gesinnung, die in einer solchen Aussage klar erkannt werden kann. Diese Gesinnung kann niemals eine anthroposophisch-geisteswissenschaftliche genannt werden. Sie ist eine Haltung, die nur im gewissen alten religiösen Zusammenhang berechtigt ist. Es ist das Recht von den Institutionen wie katholische Kirche, die auf eine solche alte religiöse Offenbarungsart das Verständnis der Welt darbieten wollen. Aber in der anthroposophischen Geisteswissenschaft, die aus der Anthroposophie R. Steiners hervorgehen soll, kann nicht eine solche Gesinnung zur Geltung gebracht werden. Das ist ein klarer Beweis dafür, dass eine solche Person, die das behauptet und auch ihre Anhänger, die eine solche Gesinnung verteidigen und unterstützen, - egal wieviel sie auch die Begriffe aus der Anthroposophie beziehen - bereits nicht mehr auf dem Boden der anthroposophischen Geisteswissenschaft stehen.

Diejenigen, die den Umwandlungsimpuls der Anthroposophie in sich tragen, sind die Menschen, die neben den anderen Quellen in zeitgemässer Art auch intensiv von Aristoteles inspirieren lassen wollen, der die moderne wissenschaftliche Erkenntnis-Disziplin aus den alten Mysterien heraus, die damals vor der Gefahr einer steigernden Dekadenz standen, entwickelt und befreit hat.


Teil 2 folgt



Junko Althaus

























Sonntag, 22. April 2012

Die Bewusstseinsseele darf Fehler machen






Die Bewusstseinsseele darf Fehler machen




Die Bewusstseinsseele darf Fehler machen.
Wer einen Fehler sich bewusst macht und
die intensiven Schmerzen am Herz erlebt,
kann - wenn er innerlich hingebend still wird -
den Christus erfahren,
der in sein Herz innig hinein spricht.


Er nimmt die Substanz in uns zur Wandlung auf.
Unsere brennenden Schmerzen wandelt er
zu einer Quelle der Liebe,
die nie zu versiegen scheint.

Wollen wir aber eigene Fehler nicht sehen
- wann wir über das Ziel hinaus geschossen haben -,
dann müssen wir erfahren,
dass das Herz sich wie ein lebloser Stein verhärtet.
Wir beginnen dann
in der Zeit, wo vieles rasant untergeht und zerstört wird
und immer mehr eine Zukunftsangst die Menschen packt,
klagend alles schwarz zu malen.
So entfernen wir uns immer mehr
von Seiner lebendigen Quelle.

Die Bewusstseinsseele darf einen Fehler machen -
sogar mehrere Fehler und zahlreiche Grenzen
muss sie an sich selber durchleben,
um so seelisch-geistig die brennenden Schmerzen
aus dem Erkennen hervorzubringen.

Und das so entstehende geistig-seelische Feuer
ist die Alchemie-Quelle der neuen Liebe,
in der wir innig erfahren,
wieso der Christus stets in Freude
für Deine und meine Freiheit sich hinopfert.
Denn Seine Schmerzen, Deine und meine Schmerzen
sind doch nur einzige Schmerzen.

Die Liebe des Christus steigert sich
so endlos auf der Erde
durch uns in einer nie endenden Wechselwirkung.

Was und wie wir es ihm verdanken -
dieses Geheimnis erfahren wir erst wirklich,
wenn wir die Wunder der Quelle
durch die Wandlung am inneren Feuer
selbst erlebt haben.



Junko Althaus












Samstag, 21. April 2012

Anthroposophisch-Geisteswissenschaftliche Karmaforschung als Aristotelismus des 21. Jahrhunderts Teil 2




Wieso aber komme ich im Zusammenhang mit der Karmaforschung auf den "Aristotelismus"?



Es war für mich zuerst ein Rätsel, wieso verhältnismässig viele Menschen sagen: "Ich verstehe die Vorträge oder die Schriften Steiners nicht. Sie sind zu schwierig." Manche gehen sogar ganz davon aus, dass sie überhaupt nicht zu verstehen sind. Ich musste zuerst verstehen, wieso ein solches Phänomen vorhanden ist, denn ich konnte zwar auch nicht immer in der Verstandesebene, aber ihn immer in einer Art verstehen - Steiner war für mich von Anfang an - als ich nach Europa kam - die verständlichste Literatur auf Deutsch. Aber was nützt ein solches Verständnis, aus welchem heraus man mit den anderen Menschen nicht in einen sinnvollen Austausch kommen kann? Wenn ich sage: Ich verstehe ihn aber - dann ärgerte es die Anthroposophen. Also ich musste zuerst sehr aufpassen und eher schweigend in mir vieles von dem behalten, was als Idee und die Gedanke in mir entstand. Aber nie mehr liess mich die Frage los: Was ist so schwierig an Steiner für viele? Was ist nötig, damit noch mehr Menschen das Wesendliche an der Anthroposophie eigenständig verstehen ?

In den letzten Jahren kamen immer mehr die Tendenzen auf, aus der ähnlichen Fragestellung heraus da und dort die Anthroposophie zu populalisieren - sie "besser zu verkaufen". Die manchen oberflächlichen Veranstaltungen im 150 Jahre-Jubiläum ohne Qualität nur für die Masse, das kommerzielle Auftreten des Rudolf Steiner Archives, die verweltlichende Tendenz des Vorstandes im Goetheanum, die Neigung des Mode orientierten kommerziellen Journalimus in der Zeitschrift Info 3 und neuerdings sogar verstärkt auch in der Wochenschrift Goetheanum.

Diese Phänomene haben aber auch eine gute und berechtigte Seite, so dass sie die fest gefahrene Tendenz der Anthroposophen gedämpft haben - wie z.B. die Haltung vieler Anthroposophen, in einer religiösen Strenge Steiner anzuhimmeln oder zu vergöttern. Allerdings haben die obigen Neigungen und Bestrebungen in den letzten Jahren neben ihrer gewissen Berechtigung auch ihre problematische Wirkung deutlich gezeigt. Und wir stehen gerade in einer Situation, in der eben diese Wirkungen ihre Grenzen klar zeigen. Sie haben die Wirkung, die eigentlichen Substanzen der Anthroposophie zu bedrohen, weil sie die Art der Öffentlichkeitsarbeit der Anthroposophie wurde, die dabei leicht das Wesentliche der Anthropoosophie verwischen kann. Das sehen wir gegenwärtig auch am Schicksal des Unternehmens Weleda. Was heisst das für uns?

Die Fragestellung, die solchen Bemühungen zugrunde lag: "Wodurch können wir das Wesentliche der Anthroposophie der Welt mehr verständlich machen?" ist jedenfalls richtig und wichtig. Dennoch hat man die fruchtbare Möglichkeit einer solchen verständlichen Sprache noch nicht gefunden, durch welche "die Anthroposophie die grösst-mögliche Verbreitung in der Welt finden kann" - so wie Steiner damals für unsere gegenwärtige Zeit vorausgesagt hatte.
Man muss diese grösst-mögliche Verbreitung nicht unbedingt quantitativ verstehen - dennoch - wenn man die Voraussage Steiners in den Karmavorträgen liest, kann jeder dazu kommen zu sagen: Da stimmt etwas mit der Entwicklung der Anthroposophie nicht.

Die Anthroposophie hat Anfang des letzten Jahrhunderts ihre Entwicklung begonnen. So wie ihr Name spricht ist sie Sophia und so geblieben. Aber gerade dadurch - dass sie Sophia ist und Sophia geblieben ist, ist sie nach ihrer Herkunft her kosmisch. Sie ist zwar "Anthropo"-Sophie, dennoch musste die moderne spirituelle Geisteswissenschaft als "Theo"-Sophia begonnen werden in einer kosmischen Dimension der Heimat der Sophia, denn die eigentliche Heimat des Menschen ist auch darin zu finden.

Es war die erste Stufe, die so in die Welt hineingestellt werden musste, damit überhaupt eine moderne spirituelle Geisteswissenschaft sich auf der Erde entfalten kann. Seitdem kann die Sophia wieder in einer reinen aber modernen Art auf der Erde von den Menschen gefunden werden. Aber die Sophia und ihre kosmische Dimension haben wegen ihren Eigenschaften auch die Nachteile; sie kann wegen der ihrer durchaus noch kosmischen Eigenschaft nicht von sehr vielen Menschen im eigenen Denken nachvollzogen werden. Zwar kann die himmlische Sophia in der Anthroposophie die Menschen intensiv ansprechen wegen ihrer kosmischen Ordnung und Weisheit, die durch sie sprechen, dennoch hat sie eine kosmische Dimension deutlich an sich. Deshalb ist sie durch eine irdische Intelligenz, die heute auf der Erde bei den meisten Menschen vorhanden ist, nicht so leicht zu ergreifen. Darin liegt eine gewisse Tragik der Anthropo-Sophia. Kann man heute die Anthroposophia von ihrem Leid befreien ? Wenn ja, wodurch?

Die Anthroposophia leidet heute an einem schweren Geburtswehe, denn sie soll ein Kind gebären. Sie soll ein Kind gebären, welches das reine Sonnenhafte in sich bewahrt und in einer neuen Art die eigene Strahlkraft entfaltet, um die Zukunft zu gestalten. So wie das Bild des Weibes in der Offenbarung des Johannes, die den Mond unter den Füssen hat und schwanger ist - leidet die Anthroposophia an dem schweren Geburtswehe. Sie soll ein Kind gebären - ein Kind des Logos - der umgewandelte Logos durch die Menschenseele - eine neue Logik.

Aus der Sophia, die noch unmittelbar kosmisches Dasein in sich behält, muss eine neue Form des Logos - die Logik entstehen. Eine solche Logik muss aber aus der Sophia - Anthropo-Sophia stammen. Sie soll als das Kind der Sophia die Kraft besitzen, den irdischen Tatsachen standzuhalten und ihre Weisheit an der konkreten Wandlung der Erde zum Ausdruck zu bringen. Dennoch muss sie den kosmischen Ursprung in sich beibehalten. Ja, die Sophia darf nicht weiter in Verbindung mit den anderen Geistern unwürdige Geschöpfe aus sich hervorbringen.

Die Sophia bleibt immer wegen ihrer kosmischen Dimension zuerst etwas, was eine Verehrung verdient. Aber wenn man immer so gegenüber der Sophia in einer Verehrungshaltung stehenbleibt, statt in wahrer Liebe sie zu befruchten, dann wird sie älter und bleibt trotzdem ohne Nachkommenschaft ganz allein. Sie braucht ein Kind, das ihr die Zukunft geben kann.


Die Logos-Logik, die aus der Sophia werden kann, ist etwas, was nicht nur die Verehrung im Menschen stark anregt, sondern die Eigenständigkeit. Eine solche Logik, die aus einer kosmischen Dimension der Weisheit, die durch die Anthroposophie auf die Erde gebracht worden ist, abstammt, kann die Intelligenz umwandeln, die den modernen Menschen zur Verfügung steht. Und eine solche Wandlung der Intelligenz, die jeder moderne Mensch besitzt, kann durch die Logik geschehen, die aus der Sophia geboren ist. Die Wandlung der Intelligenz durch eine neue spirituelle Logik - so wie es einmal durch Aristoteles eingeführt wurde, sollte heute wieder beginnen - aber diesmal mit Schwerpunkt auf die Erarbeitung karmischer Kausalität und Zusammenhänge als eine neue Grundlage des Erkennens. Sophia bleibt immer kosmisch und kann nicht ganz irdisch werden - aber Logik ist etwas Anderes. Sie besitzt in sich die Kraft, sich selber als die im Kosmos geborene zu bewahren und dennoch sich mit den Tatsachen der Erde kraftvoll und entschieden auseinanderzusetzen.


Junko Althaus












Donnerstag, 19. April 2012

Anthroposophisch-Geisteswissenschaftliche Karmaforschung als Aristotelismus des 21. Jahrhunderts Teil 1




Bis jetzt habe ich öfters von der Karmaforschung im Sinne der anthroposophischen Geisteswissenschaft gesprochen, aber habe wenig geschildert, wie eine solche konkrete Karmaforschung als eine neue Forschungsmethodik kristallisiert werden kann.

Deshalb möchte ich hier ein wenig versuchen, zu schildern, wie der Weg meiner eigenen Forschung praktisch aussieht. Meistens habe ich das Gefühl, wenn man die Ergebnisse einer geistigen Forschung entgegennimmt - vor allem im direkt geistigen Gebiet - dann muss die drin vorhandene "kausale Logik der Schilderung" selber helfen, dem Leser eine eigenständige Urteilsgrundlage mit zu liefern. Damit nicht z.B. das Folgende behauptet werden muss wie: Man kann die geistigen Forschungsresultate nicht überprüfen, weil sie okkult sind - deshalb soll man sie einfach kritiklos hinnehmen oder ignorieren.

Wenn aber eine solche Behauptung in der Anthroposophie geltend gemacht wird, dann muss man an diesem Menschen feststellen, dass er bereits das «Forschungsfeld der Anthroposophischen Geisteswissenschaft» verlassen hat. Das bedeutet, dass dieser Mensch das Geistige in der alten Art der religiösen Offenbarung auffassen und fortsetzen will.

Um mich klar von einer solchen hartnäckigen Neigung innerhalb der heutigen Anthroposophie abzugrenzen und mich bewusst und unmittelbar an dem Geist Steiners anzuschliessen, denke ich, dass ich einmal etwas mehr darstellen will, wie meine Forschungspraxis aussieht, damit auch ein Eindruck bei den Lesern entstehen kann, was ich in einer Forschung überhaupt will.




Alle Forschungen gehen immer zuletzt nicht nur von den Theorien, sondern von den Wahrnehmungen, von den menschlichen Erfahrungen unabhängig von der Art aus. So ist es auch mit meiner Forschung. Seit Kindheit habe ich gewisse Wahrnehmungsmöglichkeiten, die über die normalen Sinneserfahrungen hinausgehen. Auf die Einzelheiten meiner gemachten Erfahrungen möchte ich hier nicht eingehen. Über einige Erlebnisse habe ich ja bereits in manchen Artikeln geschrieben. Allerdings sind diese Wahrnehmungsmöglichkeiten, welche die Grundlage und der Ausgang meiner Forschung im geistigen Gebiet bilden, nicht immer gleich geblieben. Ich möchte kurz über die Veränderungen meiner Wahrnehmungen beschreiben.


Als ich etwa Mitte Zwanzig die Anthroposophie kennenlernte, wurden meine Wesensglieder in ein neues Verhältnis zueinander gebracht. Der Ätherleib lockerte sich von dem physischen Leib durch einen starken geistig-seelischen Schock, der durch die Wirkung, welche die Anthroposophie auf mich intensiv ausübte, zustande kam. Das veränderte meine gesamte geistig-seelisch-leibliche Konstitution. Damit begann eine gewisse neue Hellsichtigkeit, die spontan auftrat. Und diese Hellsichtigkeit war zum Teil intensiv und blieb so einige Jahre hindurch.

Eines Tages erlebte ich eine Christusbegegnung, als ich mich damals noch in Japan in einer existentiellen Lebenskrise befand. Das Christus-Wesen, das mir mit einer tröstend-kräftigenden Schicksalsbotschaft erschien, gab von sich an mich eine intensive geistig-seelische Substanz weiter. (Ich erkannte später einen ähnlichen Prozess der Veränderung an den Menschen, die in einer Nahtod-Erfahrung dem "Wesen" begegnet sind, welches von ihnen als "Christus" oder "Lichtwesen" bezeichnet wurde.) Mein Zimmer war voll von dieser einzigartigen Substantialität gefüllt. Nach dieser Begegnung blieb diese Substantialität in meiner unmittelbar physischen Umgebung wie eine neue ätherische Hülle. Und gerade diese neue ätherische Hülle hatte eine erstaunliche Eigenschaft: Sie tröstete mich und sprach mich an, wenn ich in eine Schwierigkeit hineinkam. Sie gab mir die unerschütterliche Gewissheit, nach Europa zu gehen und ich konnte tatsächlich in diesem geistigen Schutz leicht den Übergang von Japan nach Europa bewältigen. Die Hülle strahlte mir die lebendige Weisheit und Geborgenheit entgegen, die ich damals gebraucht habe. Aber die frühere Hellsichtigkeit ist etwas zurückgegangen.



Als ich gefahrlos in der anthroposophischen Umgebung in Europa gelandet war, begann aber die Hülle plötzlich radikal abzunehmen. Und erst nach einiger Zeit merkte ich, dass diese Substantialität, die vorher ausserhalb von mir als eine Extra-Hülle existierte und in einer Art von aussen mich beschützte, eine Umstülpung nach Innen erfahren hatte. Nach und nach merkte ich, dass die verloren gegangenen Kräfte der Hülle jetzt immer mehr aus meiner Mitte - aus der Herz-Gegend - nach Aussen herausbrechen wollten. Die Kräfte, die sich vorher in einer harmonischen Art aussen befanden, kehrten sich nach Innen um und machten wie in einer gewissen Wildheit eines neu geborenen Kindes sich bemerkbar. Die Hellsichtigkeit, die sowieso einen spontanen Charakter hatte, veränderte sich dadurch wieder.

Dabei hat die völlig neue Situation mit der Sprache eine wichtige Rolle gespielt, die mit meiner Umsiedlung nach Europa gleich begann. Ich fand in der deutschen Sprache ein effektives Mittel, durch das ich die Wahrnehmungen an dem Unsichtbaren, die ich sonst immer auf eine sprachlose Art im Fühlen hatte, plötzlich als geistige Ideen ergreifen konnte. Ich konnte die Wahrnehmungen plötzlich durch die Hilfe der deutschen Sprache als «Ideen» spiegeln und sie als Gedanken inkarnieren. Es ist ähnlich so wie Plato schildert, denn in den alten Zeiten war das Denken eher als eine Wahrnehmung in Ideen. Aber für mich bedeutet es nicht als blosse Wiedererinnerung der geistigen Welt, sondern als eine aktive menschliche Tätigkeit. Und diese neue Möglichkeit - die begriffslosen Wahrnehmungen «in der Welt der Ideen» spiegelnd ergreifen und als die Gedanken zu einer irdischen Inkarnation zu bringen - ist für mich seitdem die wichtigste geistige Forschungsgrundlage geworden.

Die visionäre Art des Sehens ist statt dessen bei mir wenig ausgebildet. Die meisten Menschen, die spirituell begabt sind, haben eher eine ausgeprägte Fähigkeit des Sehens. Und ich stelle fest, dass es bei mir ziemlich anders ist. Viele haben eher Schwierigkeit, ihre Wahrnehmung in die klare Begriffe zu bringen. Bei mir ist es umgekehrt. Die Wahrnehmung in Begriffe zu kleiden ist meine «Rettung» und Hauptdarstellungsmöglichkeit, um das Übersinnliche konkret zu ergreifen. Darin habe ich meine stabilste Grundlage für die Forschung. Und diese Neigung ist im Studium am Werk Steiners intensiv befestigt worden. Aus dieser speziellen Neigung kommt für mich persönlich sowieso zuerst nur die anthroposophisch-geisteswissenschaftliche Forschung als eine Methode in Frage.


Auch die innere Umstülpung der ätherischen Substantialität hat in mir im Laufe der Jahren eine ganz eigenartige Wandlung durchgemacht. Eine innere Leere wurde intensiv in den polaren Weltenkräften Ahrimans und Luzifers durchlebt. Und in einer geistigen Explosion im Herzgegend die Neugeburt der inneren Freiheit als die eigene Mitte erlebt. Die Darstellung des Menschheitsrepräsentanten ist nicht nur ein künstlerischer Ausdruck, sondern ein wahrer Kampf, der in einer Individualität stattfindet. Man erfährt so den Menschheitsrepräsentant als eigene Imagination, die zu einer existentiellen Lebenskrise wird. Und das führt den Menschen dazu, eine neue innere Freiheit in individuellem Sinne zu erfahren als die Grundlage der Bewusstseinsseele, welche wollen kann, die "Philosophie der Freiheit" im Leben praktisch zu realisieren.

Immer mehr schienen mir die Kräfte, die ursprünglich draussen als die Hülle wirkten und später nach innen umstülpten, in der Herzgegend konzentriert eine Verwandlung durchzumachen. Und dann war ich eines Tages mit den Erinnerungen an das frühere Leben konfrontiert. Sie tauchten in meinem Bewusstsein in einer massiven Intensität auf, ohne dass ich eine Reinkarnationstherapie oder sonst Ähnliches gemacht habe. Als ich dies erlebte, wurde das Herz von mir als ein einzigartiges geistig-seelisches Organ erlebt. Im Vergleich zu den früheren Erfahrungen hatte diesmal die Erfahrung eine gesteigerte Intensität. Unabhängig von meinem Alltagsbewusstsein hat nun das Herz ein anderes und eigenständiges Bewusstsein. Es besitzt ein anderes Gedächtnis als das Alltagsgedächtnis und hat die Fähigkeiten, die Dinge und die Menschen, welche ich in der Aussenwelt wahrnehme, zu unterscheiden, ob eine Sache, ein Ort, ein Mensch für mich durch eine karmische Verbindung einen innigen Ewigkeitscharakter besitzt oder nicht.




Auf den Ort und auf den Menschen, die ich seit früheren Inkarnationen kenne und innig liebe, reagierte das Herz in einer äusserst heftigen Art und Weise. Der übersinnliche und geistig-seelische Strahl, der von so einem Ort oder so einem Menschen konkret ausging, hatte eine Wirkung auf mich, dass der Strahl wie ein starker physischer Schlag an der Oberfläche meines Herzens aufprallte. Weil der Aufprall am Herz so intensiv war, wurde er wie ein physischer Schlag erlebt. Und der Schlag versetzte mein ganzes Wesen augenblicklich in eine Art geistig-seelisches Zittern. Dieses Zittern ist ein mächtiges kosmisches Wort, das geistig-seelisch in mir klingt. Ja, sogar wurde ich selber zu dem Wort, das im einzigartigen Klang sich selber erfährt. In diesem zitternden Klang öffnet sich ein Bild oder eine andere Wahrnehmung, die ich als Idee in eine Gedankenform übersetzen kann. Das ist eine Intuition, in der der ganze Mensch intensiv ergriffen ist.

Und so gewann ich plötzlich einige "Roh-Erkenntnisse" innerhalb einer kurzen Zeit. Nun musste ich als meine bewusste Antwort auf diese noch ziemlich wilden Erlebnisse eine Möglichkeit herausfinden, diese neue Art der Wahrnehmung und der Erkenntnis auf irgendeine Art und Weise geisteswissenschaftlich zu überprüfen - das heisst, systematisch nach den bestimmten Gesetzmässigkeiten und Gesichtspunkten die klaren Zusammenhänge zu dem heutigen Leben und zu meiner heutigen realen Person sichtbar zu machen. Wenn ich solche übergeordnete karmische Gesetzmässigkeiten und Gesichtspunkte zur Verfügung haben kann, dann kann ich eigenständig überprüfen, ob meine ganze Wahrnehmung eine reale geistige Tatsache bedeutet oder nicht. Mir reichte ja sowieso nicht aus, innerlich zu sagen, das war falsch oder richtig. Ich musste unbedingt solche allgemeine Gesetzmässigkeiten herausfinden, damit ich mit diesen massiven Wahrnehmungen fertig werden konnte. Es war für mich neben dem geisteswissenschaftlichen Forschungsdrang eine äusserst existenzielle Schicksalsangelegenheit.

So begann ich anhand der Hinweise Steiners an den konkreten biographischen Tatsachen im jetzigen Leben und an den übersinnlichen Wahrnehmungen zu forschen. Ich forschte dabei, ob ich daran die allgemein wirkenden Gesetze feststellen kann. Ich setzte mich auseinander mit den konkreten Beispielen der Reihe der Reinkarnationen der Individualitäten in den Karmavorträgen, um auch dort an den Zusammenhängen, die zwischen mehreren Erdenleben vorhanden sind, etwas Gesetzmässiges zu beleuchten. Die Hinweise Steiners in den Karmavorträgen waren und sind die wichtigsten Grundlagen, aber dennoch - fand ich nicht sehr viele mit klaren Begriffen erarbeitete Gesätzmässigkeiten darin vor. Steiner ist während diesem Prozess der Ausführungen bereits verstorben! Also es gab keine andere Möglichkeit mehr übrig als geduldig immer wieder von den konkreten Tatsachen auszugehen und die Zusammenhänge zu erkennen und eigenständig die Gesetze daraus herauszukristallisieren. Mit der Zeit gelangen mir doch einige allgemeine Gesichtspunkte zu erarbeiten, die eine wesentliche Logik des Karma, eine "Karmalogie" ausmachen.

Teil 2 folgt

Junko Althaus



























Mittwoch, 18. April 2012

Rezension zu der Schrift "Der Vorstand, die Sektionen und die Gesellschaft" von Peter Selg




Die Schrift, "Der Vorstand, die Sektionen und die Gesellschaft" (Verlag des Ita Wegman Instituts) hat Herr Peter Selg einen neuen Ton für seine Publikation angeschlagen.

Sie ist eine Pflicht-Lektüre für denjenigen, der sich ernsthaft an der Vergangenheit und der Zukunft der anthroposophischen Bewegung interessiert. Im Buch skkiziert Herr Selg chronologisch die Geschehnisse innerhalb der anthroposophischen Gesellschaft, welche den Zeitraum vor der Weihnachtstagung 1923/24 und bis heute umfassen. Zwar ist die Schilderung nicht sehr lang und detalliert. Doch wird in ihr das Wesentliche der problematischen Phänomene klar dargestellt. Die Kürze des Gesamt-Textes - zwar ohne direktes historisches Beweis-Material - erleichtert das Verständnis für die Menschen, die wenig Vorkenntnisse für dieses Gebiet besitzen. So kann man sich - ohne die Schwerfälligkeit, dass man das den Gedankenfluss unterbrechende Beweise-Zeigen aushalten muss - schnell und leicht einen wahren Überblick verschaffen. Diejenigen, die die historischen Beweise selber durchlesen möchten, müssen dem eigenständig z.B. in den Büchern von E. Zeylmans nachgehen. Und ich finde, diese Art der Eigenständigkeit kann man heute durchaus von den Lesern verlangen, ohne dass man in einem Buch immer alle Beweise zu den Urteilen vorführen muss. Ich denke, man kann die zeitlichen logisch-kausalen Folgen des Massenausschlusses 1935 und der Verleumdung Wegmans, die von ihm geschildert sind, gut nachvollziehen, auch wenn man zuvor die historischen Dokumente nicht gelesen hat.

Man kann den Eindruck haben: Es ist nach den drei Bänden von E. Zeylmans endlich wieder ein Buch herausgekommen, in dem die von E. Zeylmans mit michaelischem Mut angeschlagene geistige Linie für die historische Tatsachendarstellung der Gesellschaft wahrhaftig weiter geführt wird. So verteidigt Herr Selg in einer klaren Weise den wahren Geist Rudolf Steiners in diesem Buch. Und dass es von dem Leiter des Ita Wegman Instituts kommt -, bedeutet eine wirklich tröstende und Zukunftshoffnung erweckende Tatsache neben dem immer armseliger werdenden Gesamtzustand in Dornach.

Was in dieser Schrift betont wird, stimmt überein mit dem, was ich im Artikel "Gegenwärtige Ohnmacht der Anthroposophie und Rückkehr der Aristoteliker" geschrieben habe - auch wenn Herr Selg in seinem Buch nie das Wort «Aristoteliker» verwendet. Aber die Problempunkte, die er im Buch intensiv angeht, haben in Wirklichkeit unmittelbar mit dem Mangel der wahren aristotelischen Qualität zu tun. Er schildert den Verlust des wahren anthroposopophisch-geisteswissenschaftlichen Forschungsgeistes und die damit verbundene Willenskraft. Also nicht nur die Lehre, sondern das eigenständige Tun im Sinne der spirituellen Forschung der neuen Wissenschaft. Und dies ist das unverwechselbare Merkmal der Aristoteliker. Und gerade diese Geistigkeit wurde nach dem Tod Steiners intensiv verleumdet. Und auch das äussre Gefäss für die werdende Freie Hochschule der Geisteswissenschaft wurde vernichtet. Diese Willenshaftigkeit und eine kompetente von den dogmatischen und überintellektuellen Auffassungen unabhängige Forschung sind für die Zukunft der Anthroposophie und für die gegenwärtige Zivilisation dringend nötig. Und dies ist nicht erfüllbar ohne die wiedergekommenen Anthroposophen, die einen neunen aristotelischen Impuls in sich tragen. Sie sind diejenigen, die bis jetzt bescheiden im Leben gestanden haben. Sie müssen aber dringend an der eigenen Aufgabe, die sie in sich noch verbergen, erwachen.



Herr Selg schliesst die Schrift in einem echten gebetsartigen Andenken an die Persönlichkeiten, unter den Verstorbenen und den Lebenden "die grosse Seelen" bedeuten. Davon geht eine Stimmung und Gesinnung der modernen Menschenseele im Zeitalter der Bewusstseinsseele aus, in der eine echte Karmaforschung im Sinne der anthroposophischen Geisteswissenschaft beginnt.

Die gegenwärtige Krise der Anthroposophischen Gesellschaft ist eine äusserst wichtige Schicksalsangelegenheit, in welcher der Christus und der Michael - für die Zukunft der Anthroposophie - in uns, in der Seele der Anthroposophen, welche sich inmitten einer Ohnmacht der Bewegung befinden, auf existentielle Weise den wahren und eigenständigen Willen zu einer modernen Karmaforschung erwecken wollen.

Junko Althaus


























Sonntag, 15. April 2012

Die Menschheitsaufgabe Steiners und Wegmans - zwei Zeugen in der Apokalypse Teil 3


Apokalypse - Offenbarung des Johannes 11, 3 - 11, 14

http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/offb11.html

Anmerkung im Klammer: J.A.


Die Vermessung des Tempels

Dann wurde mir ein Messstab gegeben, der aussah wie ein Stock, und mir wurde gesagt: Geh, miss den Tempel Gottes und den Altar und zähle alle, die dort anbeten!

Den Hof, der außerhalb des Tempels liegt, lass aus und miss ihn nicht; denn er ist den Heiden überlassen. Sie werden die heilige Stadt zertreten, zweiundvierzig Monate lang.

Das Zeugnis der beiden Propheten

Und ich will meinen zwei Zeugen auftragen, im Bußgewand (Trauergewand J.A) aufzutreten und prophetisch zu reden, zwölfhundertsechzig Tage lang.

Sie sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.

Wenn ihnen jemand Schaden zufügen will, schlägt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; so muss jeder sterben, der ihnen schaden will.

Sie haben Macht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen fällt in den Tagen ihres Wirkens als Propheten (Elias, Religion nach Emil Bock ) . Sie haben auch Macht, das Wasser in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit allen möglichen Plagen, sooft sie wollen (Moses, Wissenschaft nach Emil Bock ).

Wenn sie ihren Auftrag als Zeugen erfüllt haben, wird sie das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, bekämpfen, besiegen und töten.

Und ihre Leichen bleiben auf der Straße der großen Stadt liegen. Diese Stadt heißt, geistlich verstanden: Sodom und Ägypten; dort wurde auch ihr Herr gekreuzigt.

Menschen aus allen Völkern und Stämmen, Sprachen und Nationen werden ihre Leichen dort sehen, dreieinhalb Tage lang; sie werden nicht zulassen, dass die Leichen begraben werden.

Und die Bewohner der Erde freuen sich darüber, beglückwünschen sich und schicken sich gegenseitig Geschenke; denn die beiden Propheten hatten die Bewohner der Erde gequält.

Aber nach den dreieinhalb Tagen kam von Gott her wieder Lebensgeist in sie und sie standen auf. Da überfiel alle, die sie sahen, große Angst.

Und sie hörten eine laute Stimme vom Himmel her rufen: Kommt herauf! Vor den Augen ihrer Feinde stiegen sie in der Wolke zum Himmel hinauf.

In diesem Augenblick entstand ein gewaltiges Erdbeben. Ein Zehntel der Stadt stürzte ein und siebentausend Menschen kamen durch das Erdbeben um. Die Überlebenden wurden vom Entsetzen gepackt und gaben dem Gott des Himmels die Ehre.

Das zweite «Wehe» ist vorüber, das dritte «Wehe» kommt bald.



Der "Tempel" wurde gemessen. Die Menschen, die innerhalb des Tempels beteten, haben den eigenen Willen dem Ziel der geistigen Führung bewusst hingegeben. Das sind die Menschen, die in der geistigen Welt in der Michaelschule sich um Aristoteles und Alexander versammelten und den Impuls des Michaels auf der Erde vorbereiteten. Sie erschienen Anfang des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit Steiner und Wegman in der anthroposophischen Bewegung, um das geistige Versprechen gegenüber Michael und der geistigen Führung zu erfüllen.

Als das Goetheanum - ein Tempel - verbrannt wurde, war Steiner so weit, dass es ihm gelungen war, auf die Bitte der Theologiestudenten sogar auch die Religion im Geist der zeitgemässen spirituellen Wissenschaft zu reformieren. Er war dabei, sich intensiv mit dem Geheimnis des menschlichen Leibes auseinanderzusetzen, um eine kosmisch-karmische Dimension in der spirituellen Wissenschaft zu beleuchten. Er erreichte damals einen gewissen Höhepunkt, so dass die Wissenschaft (der obere Bereich des Menschen) mit der Religion ( der untere Bereich des Menschen ) durch die Anthroposophie in die erste Stufe der schöpferischen und höheren Einheit hinaufgehoben wurden. Die Tatsachen einer kosmischen Höhe wurden im konkreten Physisch-Leiblichen auf der Erde beleuchtet. Die geistige Höhe wurde mit der irdischen Tiefe verbunden und die Polarität begann so eine neue Dimension der Heilung zu erfahren. Aber gerade dieser Zustand - eine Erfüllung der Zeugenschaft - brachte mit sich, dass das Goetheanum zerstört wurde.

In "Trauerkleidung" führte Steiner nach dem Brand des Goetheanmus seine Anthroposophie weiter. Und Wegman erwachte an ihrem geistigen Auftrag mit Steiner. Nachdem sie ihre Zeugenschaft ablegten, wurde das Tier aktiv, das in den 30. Jahren voll zum Vorschein kam. Die Wirkung des Tieres wurde offensichtlich in der Welt, in welcher der furchtbare Krieg wütete - aber genau zu gleichem Zeitpunkt auch in Dornach in der Gesellschaft wütete die finstere Macht des Tieres. Wegman und die anderen, die das Werk Steiners in ihrer Art bezeugen wollten, wurden in einer schockierend demütigenden Art und Weise verleugnet und ausgeschlossen. Wegman war aber derjenige Mensch, welcher in den 30. Jahren inmitten einer schweren Krankheit, die durch die schmerzhaften Verleumdungen verursacht wurde, eine entscheidende Christuserfahrung in der von Steiner beschriebenen neuen Art erlebt hat. Sonst wird von niemandem unter den damaligen Anthroposophen eine solche Erfahrung mit dem ätherischen Christus berichtet. (Eine Christuserfahrung von A. Steffen während der ersten Weihehandlung im Jahr 1921 geht schon in die Richtung, aber dabei fehlt ein direkt persönliches Begegnungselement von Christus-Ich zu einem Menschen-Ich, in dem der Christus etwas Schicksalshafte anspricht. Er sieht ihn, seine Erfahrung macht den Eindruck, dass es keine wirkliche persönliche Begegnung war. Auch der Zeitpunkt ist etwas zu früh für eine neue Christuserfahrung. ) Sie wurde im Jahr 1934 zu einer persönlichen Zeugin von der neuen ätherischen Wirksamkeit des Christus, von dem Steiner so oft gesprochen hatte. Sie heilte aus dem eigenen Impuls heraus so gut wie sie es konnte, das Karma mit Marie Steiner durch einen Brief, noch bevor sie die Erde verliess - auch wenn von der Seite Marie Steiners keine versöhnende Reaktion zu erwarten war. Sie tat es, nicht nur für sich selber, sondern um auch das belastende Karma, das Marie Steiner an sich selber trug, zu mildern. So brachte sie auch nach dem Tod Steiners noch den gemeinsamen Willen mit Steiner - würdig einer Zeugin, die neben ihm steht - zum Ausdruck. So hatte sie das neue Wirken des Christus vorbereitet, in dem er gegen Ende des 20. Jahrhunderts das Amt als Herr des Karma voll übernahm.

Eine gereifte Vollendung der Zeugenschaft des Christus in der ersten drittel des 20. Jahrhunderts von Steiner und Wegman war die Öffnung zu einer neuen Dimension der praktischen und kosmischen Karmaerkenntnis in der «Karma-Forschung und Karma-Heilung». Durch ihre michaelische Kraft der Zeugenschaft auf der Erde bewirkten sie dies. Durch die beiden Zeugen erfuhren die Wissenschaft und die Spiritualität eine moderne Vereinigung. Das war damals eine vollendete Art der Hochzeit der Wissenschaft und der Spiritualität, welche für die Zukunft der Menschheitsentwicklung eine entscheidende Bedeutung besitzt. Sie ist diejenige spirituell-wissenschaftliche «Denk- und Heil-Praxis», die unmittelbar das Wirken des Christus als Herr des Karmas bezeugt und unterstützt.

Und die Beiden sind wieder gekommen - aber nicht nur sie, sondern die Anthroposophen, die damals für den neuen Impuls Michaels gekämpft haben, kamen wieder in einem neuen Leben auf der Erde, um ihr angefangenes Werk weiterzuführen. Sie kommen zusammen ab Ende des 20. Jahrhunderts um den erneuerten Impuls des Michael-Christus in der äusserst krisenvollen Zeit auf der Erde zu bezeugen.

Junko Althaus