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Samstag, 19. Februar 2011

Die Grenzen der Intellektualität und die ätherische Wirklichkeit







Während in der anthroposophischen Gesellschaft eine Stimmung der Krise herrscht, scheint Steiner draussen in der Gesellschaft immer populär zu werden. Die Welt entdeckt Rudolf Steiner und seine Anthroposophie. Ich lese immer wieder einen Artikel über R. Steiner z.B. in der Zeitung NZZ und sah neulich das Goetheanum als das Titelbild der aktuellen Strassenzeitung Surprise http://www.strassenmagazin.ch/aktuelles-heft.html.

Die Menschen, die nicht viel von der Anthroposophie kennen, haben immer mehr Interessedaran, mindestens ein wenig über ihren Begründer zu hören, auch wenn sie Skepsis gegenüber vielen anthroposophischen Begriffen haben. Viele Menschen beschäftigen sich auf eine freie Weise unabhängig von den Zweigen und der Gesellschaft mit der Anthroposophie. Viele sehen gar keine Notwendigkeit, sich an die anthroposophische Gesellschaft anzuschliessen. Die Gesellschaft hat eine Krise und die Welt entdeckt Steiner. Was heisst das?

Ich glaube, die Welt beginnt zu erkennen, wie sie bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts von den Impulsen Steiners vielseitig befruchtet wurde. Sie beginnt nach dem Prinzip der Selbst-Bewusstseinsseele (Steiner nannte die Bewusstseinsseele einmal "Selbstbewusstseinsseele"), auf die vergangenen Zeiten zurückzublicken, so wie viele Menschen heute auch in der Biographiearbeit oder sonst ihre biographische Entwicklung anschauen möchten.

Diese Tendenz der Welt-Selbsterkenntnis finde ich eine bedeutsame Tatsache: Nicht sofort zu beurteilen, nicht sofort ein gescheites Urteil zu bilden, sondern einfach zuerst die Tatsachen anzuschauen. So erscheint nach und nach eine unsichtbare Schrift, die auf einen neuen Zusammenhang hinweist. Das ist eine ätherische Angelegenheit, eine Wirklichkeit, die in der ätherischen Welt lebt.

Das ist etwas, was der Mensch (vor allem sehr gescheite Menschen) heute wegen seiner intellektuellen Gescheitheit kaum kann. Er bildet wie aus einen automatischer Trieb heraus sofort eine Meinung zu etwas. Einen Drang spürt er, eine Bewertung sofort abzugeben. Ich kenne es, wie schwer es für manche Menschen ist, zunächst das nicht zu tun. In der Ausbildung habe ich öfters erlebt, dass es zunächst für manche unwahrscheinlich schwierig ist, diesen Trieb zu lassen und stattdessen die Tatsachen ruhig anzuschauen. Wenn ein sofortiges Urteil gebildet wird, kann man die Dinge nicht mehr in Ruhe unbefangen anschauen und blockiert einen wirklichen Erkenntnisvorgang, in dem das Ätherische sichtbar wird.



Intellektuelle Gedanken können durch Gescheitheit in ihrer Richtigkeit bewiesen aber auch wieder genauso widerlegt werden. Steiner stellte es in einem Vortrag anhand eines Beispiels von Eduard von Hartmann dar, der so überaus gescheit war, dass er unter einem anonymen Namen eine Schrift verfasst und veröffentlicht hat, in welcher er eine eigene Schrift selber komplett widerlegte. Steiner zeigte in diesem Beispiel auf, dass Intellekt und Scharfsinn allein niemals zur Wirklichkeit führen können. Alles kann bewiesen, genauso kann alles widerlegt werden. Der Intellekt, auf den man so sehr stolz ist, kann allein niemals zur Wirklichkeit führen, so sagt Steiner. Und das erlebe ich stets in den Diskussionen, die durch die scharfsinnig argumentierenden Menschen geführt werden.

In einer gewöhnlichen Diskussion ist deshalb eine wirkliche Wahrheitsfindung kaum möglich. Viele Anthroposophen sind für meine Empfindung unglaublich klug, gescheit und scharfsinnig.
Jeder ist so gescheit, dass er immer die richtige Antwort weiss. Und lauter solche klugen und gescheiten Menschen argumentieren aus ihrer richtigen Erkenntnis und dem korrekten Wissen. Aber sie kommen kaum zusammen. Da bekomme ich oft schon bereits zu Beginn Kopfschmerzen. Früher habe ich es oft mitgemacht, aber heute nicht mehr. Ich fühle mich weniger gescheit als sie, aber bin auch froh darüber. Ich erlebte nie, dass eine Diskussion, die auf oben genannte Art geführt wird, fruchtbar endete. Nach einer langen intellektuellen Debatte geht jeder etwas gedruckt und unzufrieden. Eine Nichtigkeit bleibt oft zurück. Deshalb stelle ich zwar immer meine Erkenntnis hin, aber wenn ich erlebe, jemand will darauf nicht eingehen oder will mich widerlegen, dann lasse ich es und will mich nicht lange rechtfertigen, um den anderen von meiner Idee zu überzeugen, denn so würde ich meinen Intellekt zu viel betätigen und ich verlasse damit das Gebiet des Ätherischen. Ich würde nicht mehr die Wirklichkeit berühren.

Interessant ist es, dass die Menschen, die im Vergleich zu den gescheiten Anthroposophen wenig Wissen vom Werke Steiners besitzen, auch weniger befangen sind.
Statt etwas gut oder schlecht, richtig oder falsch zu beurteilen und ideell immer weiter zu streiten, beginnt die Welt durch eine unbefangene Betrachtung etwas festzustellen. Da und dort hat eine Idee von Steiner weitgehend unbemerkt fruchtbar in der Welt gewirkt. Und das ist eine Wirklichkeit, die über richtig oder falsch hinausgeht - keine bloß gescheite Begründung oder Theorie, ob es gut oder schlecht ist-. Das ist eine Tatsache, dass ein unsichtbarer Impuls der Anthroposophia teilweise wirklich unabhängig vom offiziellen Namen Anthroposophiedurch viele Menschen in die unterschiedlichsten Gebiete der Welt hineingetragen wurde. Diese Tatsache, die eine Wirklichkeit ist, wird heute gesehen und anerkannt.

J.A.

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Junko Althaus

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