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Mittwoch, 5. September 2012

Karmische Konstellation zwischen Ita Wegman, Marie Steiner und Daniel N. Dunlop Teil 1





Der Grund, wieso Ita Wegman nach dem Ausschluss 1935 einsam blieb -, ist  relativ unbekannt. Ihr wurde die Aufgabe als Vorstandsmitglied genommen und die medizinische Sektion, die sie leiten sollte, hatte keine Verbindung zum Goetheanum mehr. Der zweite Weltkrieg trennte sie von Deutschland und Frankreich, wo sie wichtige Standorte für die Arbeit aufgebaut hatte. Sie wurde durch den Krieg in der Schweiz eingesperrt. Aber es gibt noch einen anderen wesentlichen Grund für ihre Einsamkeit.



Vor dem Massen-Ausschluss 1935 plante sie ihren Hauptwirkensort nach England zu verlegen. Aber das ist nicht zustande gekommen. Nicht wegen des Krieges, sondern weil sie diese Planung selber wieder verworfen hatte. Da hat ein sehr schwerwiegendes aber noch allgemein unbekanntes Drama stattfgefunden, das dem Massen-Ausschluss 1935 vorausgegangen war.



E. Zeylmans schreibt in seinem Buch "Wer war Ita Wegman Band 2", dass sie allein 1933 achtmal (!) in England gewesen ist. Sie hatte eine Hoffnung auf Initiativen in England gesetzt, weil der Konflikt in Dornach immer schlimmer wurde. Sie erkrankte aber 1934 und musste sich mehrere Monaten von der Arbeit zurückziehen. Dabei hatte sie eine Begegnung mit dem ätherischen Christus und Rudolf Steiner. Nach der physischen Genesung hat sie sich eine ausgedehnte Reise nach Palästina und Rom gegönnt, um die schweren Erlebnisse des Konfliktes zu verarbeiten. Sie veranstaltete 1934/35 Weihnachten in Arlesheim eine Weihnachtsfeier. Und die Engländer besuchten diese Veranstaltung, um mit ihr wieder über die Konkretisierung der Pläne in England zu besprechen. Dabei erkannte Ita Wegman aber eine Intention der englischen Gruppe, welche bis dahin für sie nicht offensichtlich war.



E. Zeylmans schreibt im oben genannten Buch (die Bemerkungen im Klammer durch J. A.) : "Aus diesem Schreiben ( einem Brief von Wegman an Walter J. Stein  am 9. Janur 1935) kann man schliessen, dass Dunlop (Daniel Dunlop, die leitende Figur der damaligen englischen Gruppe) in England die Errichtung eines anthroposophischen Zentrums als Antipode zu Dornach vor Augen stand. Einige Getreue kannten inzwischen offensichtlich spätestens seit einer Zusammenkunft in Bangor, Wals, im Sommer 1933) den Brief Rudolf Steiners an Wegman vom 11. Juni 1924 (dieser handschriftliche Brief von Steiner gilt als materieller Beweis für die gemeinsamen Inkarnation Steiners und Wegmans als Aristoteles und Alexander der Grosse und wurde erst durch E. Zelymans in seinem Buch "Wer war Ita Wegman Band 1" veröffentlicht ) und sahen aufgrund solcher ›Dokumente‹, die sie veröffentlichen wollten, Ita Wegman an der Spitze ihrer Bestrebungen. Auch Elisabeth Vreede hatte die Vorstellung, mit der Publikation dieser Texte in die Gesellschaftskrise heilsam eingreifen zu können. Wegmans Brief an Stein zeigt, dass sie nicht bereit war, auf dieses Vorhaben einzugehen. Ihr ging es darum, dass jedes einzelne Mitglied des Dornacher Vorstandes ernst genommen werde, je nach seinem Schicksalsband mit Rudolf Steiner oder mit der Anthroposophischen Gesellschaft..."

(Der Brief von Wegman, der hier gemeint ist, wird im weiteren Artikel Teil 2 wörtlich vorgestellt. )




Ita Wegman lehnte in einer Eindeutigkeit ein solches Vorhaben ab, als sie von diesem Veröffentlichungsplan erfuhr. Daraufhin liess sie alle ihre Termine für England, die schon feststanden, fallen. Sie blieb ruhig, hat aber den englischen Freunden unverwechselbar deutlich gemacht, dass mindestens für die nächste Zeit keine Zusammenarbeit mehr mit ihnen denkbar sei. 



Was wäre geschehen, wenn sie auf die Veröffentlichung des Briefes eingegangen wäre? Der Massen-Zwangs-Ausschluss 1935 hätte sicherlich nicht auf diese Art und Weise stattfinden können. Es wäre ein riesiges Chaos entstanden wegen des äusserst intim-persönlichen Charakters im Brief. Aber man hätte Wegman "aufgrund des materiellen Beweises" nicht so leicht zurückdrängen können. Aber was hätte sie dadurch zuletzt erreicht? Sie hätte die irdische Macht erlangt durch einen materiellen Beweis. Und sie hätte sich aufgrund eines solchen Beweises über alle anderen Menschen gestellt. Und die anderen Menschen, die zur Gruppe der Engländer gehörten, hätten um und mit Wegman die Macht erlangt. Aber stimmt eine solche Vorgehensweise mit dem modernen Christusimpuls überein? Man hätte Marie Steiner zutiefst  - in der Öffentlichkeit - verletzt. Die zarte private und geistige Verbindung zwischen Steiner und Wegman, die durch mehrere Jahrtausende gelebt  wurde, wäre ganz öffentlich und schutzlos zur Schau gestellt worden. Ein Fliegenschwarm unkontrollierter Skandal- und Neugierden-Sucht der Menschen hätte sich um den Brief gebildet. Mit der Veröffentlichung eines solchen Briefes, der damals kaum jemand ohne eine gewisse Vorbereitung richtig verstehen konnte, hätte man Rudolf Steiner und Marie Steiner schwer verletzen und entehren können. Das hätte der ganzen Bewegung geschadet.




Den genannten Brief Steiners an Wegman zu jenem Zeitpunkt zu veröffentlichen war eine grosse Versuchung für Ita Weman, in der sie aber voll und ganz standhaft blieb. Wenn sie darauf eingegangen wäre, hätte sie wirklich Marie Steiner und Rudolf Steiner verraten. Aber sie tat es nicht. Es ist schade, dass Marie Steiner es nicht merken konnte. Die Machtgelüste, die vor allem Marie Steiner und ihr Gefolge Ita Wegman vorwarf, stimmte nicht. Wegman war diejenige, welche die wohl sicherste Methode ihrer eigenen Macht-Erlangung - durch die Veröffentlichung des Briefes - ganz und gar ablehnte. Marie Steiner hat so viel in den Konflikten gelitten, weil sie meinte, Ita Wegman will die alleinige Macht. Aber das war nicht die Wahrheit. Das ist eine grosse Tragik der anthroposophischen Bewegung. 


Die Beschuldigungen der Seite von Marie Steiner und ihrem Gefolge gegen Ita Wegman, Wegman erstrebe die alleine Machtstellung in der Gesellschaft, war nicht ganz vollständig unbegründet, weil die englischen und einige andere Mitglieder, die zur Gruppe von Daniel Dunlop gehörten, den Plan durchführen wollten, eine Stabilisierung ihrer (Macht)-Stellung durch die Verbindung mit Wegman in der Gesellschaft zu erlangen. Sie glaubten an die Berechtigung an eine solche Veröffentlichung. Ihnen war es sicherlich nicht bewusst, wie sehr eine solche Tat Maire Steiner und Rudolf Steiner zutiefst verletzt und entehrt hätte. Für sie bedeutete es ein zu grosses Hindernis, dass Marie Steiner und die anderen Vorstandsmitglieder und ihr Gefolge von Dornach aus streng zentralistisch und hierarchisch führen wollten. Die frische und offene Initiative von den Engländern erntete damals immer nur die grösste Empörung in der Dornacher Gruppe, so dass sie zuletzt notgedrungen einen solchen Plan der Veröffentlichung durchführen wollten. Aber es wurde verhindert, weil Wegman es nicht zuliess. Marie Steiner und Rudolf Steiner verdankt dies der geistig-moralischen Wachheit von Wegman. 



Allerdings denke ich, dass Wegman dieses Vorhaben der englischen Freunde lange nicht richtig durchblicken konnte. Sie machte lange mit der Vorbereitung aller Pläne mit. Wenn Wegman früher eine solche Willensrichtung von ihnen klar bemerkt hätte und sich davon viel früher distanziert hätte, dann hätten die schweren Beschuldigungen an sie selber und die anderen vielen Menschen, die 1935 ausgeschlossen wurden, vielleicht mindestens zum Teil vermieden werden können. Die Gruppierung von Marie Steiner hat eine potenzielle und nicht ungefährliche Tendenz bemerkt, die in der Umgebung Wegmans tatsächlich vorhanden war. Nun  war es tragisch, dass von Marie Steiner diese Tendenz in Wegman selber gesehen wurde. Es war nicht wahr. Und Wegman selber diese Tendenz um sich herum nicht rechtzeitig erkennen und stoppen konnte. Es hätte noch etwas früher sein können. Dies alles kann man erst heute mit dem zeitlichen Abstand deutlich sehen. Aber diejenigen, die tatsächlich damals darinnen standen, waren alle äusserst betroffen und hatten keinen Abstand zu der Sache. Sie hatten nur eine begrenzte Möglichkeit, die Sache zu sehen, weil bei jedem das Karma gewaltet hat. 




Nun hat aber die Sache einen solchen Verlauf genommen, den die Geschichte uns erzählt. Wegman widerstand aber der Versuchung. So hat sie das Schlimmste, was daraus hätte entstehen können - sich selber eine unbestreitbare hierarchische Macht durch einen solchen geistigen und materiellen Beweis zu verschaffen - vermieden. Sie hat auf die hierarchische Macht, die sie hätte erlangen können, bewusst verzichtet und stattdessen behielt sie die innere Freiheit und Unabhängigkeit, welche viel viel kostbarer ist als eine irdisch-hierarchische Macht in einer Institution. So wie Jesus Christus auf alle geistige und weltliche Macht verzichtete und ans Kreuz gehängt wurde, hat Wegman auf das Erlangen der äusseren Macht verzichtet, auch wenn sie dadurch äusserst ausgegrenzt werden musste. 

Sie hat tief gelitten und ihre potenzielle Macht für das äussere Wirken wurde weitgehend zerstört. Es war ein modernes Mysterium im Zeitalter der Bewusstseinsseele, an dem der Christus intensiv mitwirkt. Sie bestand die Prüfung in diesem Mysterium des Karma und Schicksals. Dadurch kam sie im wahren Sinne des Wortes näher an Christus. Sie hat einen geistig- seelischen Sieg errungen, so dass sie durch die Verzicht auf die irdische und institutionelle Macht eine andere innere Macht - bedingungslose innere Freiheit - gewonnen hat. Diese innere Freiheit ist die einzige wahre Quelle für die aktive und ichhafte Liebe in unserer Zeit. Diese innere Unabhängigkeit ist diejenige, die der Christus durch seinen freiwilligen und schmerzhaften Erdentod uns geschenkt hat. So hat Wegman das Neue Mysterium, welches sie mit Steiner begann, auf der Erde abgerundet. Sie blieb weiterhin mit Steiner karmisch in einer unveränderten und unverletzten Innigkeit verbunden. Ihre geistige und seelische Freundschaft durch die Jahrtausende konnte sie für die Zukunft der Menschheitsentwicklung vor dieser ernsthaften Gefährdung retten.




Teil 2 folgt


Junko Althaus
















 

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Junko Althaus

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