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Sonntag, 2. Oktober 2011

Moderne Christuserfahrung Teil 1 Die Vereinigung des individuelle Ich mit dem Menschheits-Ich (Antwort auf Herrn Eggert)



Herr Michael Eggert (Blog Egoisten) hat zum Artikel Mein Erleben an der "Ätherisation des Blutes" den folgenden Kommentar gegeben:

"Liebe Frau Althaus, in gewisser Weise stimmt das von Ihnen Geschriebene nicht nur in Bezug auf Christus-Begegnung, sondern in Bezug auf inneres, vertieftes Leben überhaupt: Man kann es nicht er-üben, jedenfalls nicht nur. Es muss ein "Zurücknehmen" geben- ein Punkt, an dem der eigene Wille vollkommen schweigt und eine Phase reiner Präsenz. Als "Abgrund" würde ich es nicht bezeichnen. Vielleicht stimmt das Bild der Kalligraphie ein wenig. Nicht die Hand soll führen, sondern das "Nichts" zwischen den Fingern. Das Wollen ist nur plump und unkünstlerisch. Aber auch hier gilt sicherlich: Übung hilft, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Für die Sphäre der Herzkräfte gilt das in sehr verstärkter Weise. Man kann sich nur bereit machen. Es ist eine glückliche Wendung, wenn man sie entdeckt, aber hervor bringen kann man sie nicht. Ich weiß aber nicht, ob man sie entdecken kann, wenn man nichts von ihnen weiß. Wahrscheinlich schon. An einem Schicksalspunkt können sie unvermittelt entspringen. Ich denke, sie sind immer dialogisch, manchmal sogar ganz explizit. Es kann ein richtiges, sehr vernünftiges Gespräch sein. Ich habe das einmal als sehr junger Mann erlebt. Es ist, wenn man es einmal verspürt hat, dass man es wieder erkennt, wie der erste Hauch des Frühlings in der Luft. Es ist ein sehr großes Glück. "



Ich möchte hier darauf antworten.

"Für die Sphäre der Herzkräfte gilt das in sehr verstärkter Weise. Man kann sich nur bereit machen. Es ist eine glückliche Wendung, wenn man sie entdeckt, aber hervor bringen kann man sie nicht. Ich weiß aber nicht, ob man sie entdecken kann, wenn man nichts von ihnen weiß. Wahrscheinlich schon. An einem Schicksalspunkt können sie unvermittelt entspringen."
Es ist tatsächlich so, eine allgemeine Übung allein hilft nur bis zum gewissen Grad. Was darüber hinaus geht, hat mit dem Schicksal des Menschen zu tun - dennoch kann man sagen, es gibt die Wege, die begangen werden können, um dies, was über die Übung hinaus geht, zu erreichen. Und heute sollen und müssen sogar diese Wege von den einzelnen Menschen bewusst gegangen werden, damit innerhalb der Menschheit eine neue Zeit - die 6. Kulturepoche wirklich konkret vorbereitet werden kann. Das ist eine eiserne Notwendigkeit unserer Zeit. Die Anthroposophie ist vor 100 Jahren in die Welt hineingestellt worden, damit diese Arbeit, die jetzt weltweit konkret und real entstehen muss, intensiv vorbereitet werden konnte, bevor vieles an der Menschheit einmal durch die zwei Weltkriege zertrümmert wurde. Diese Arbeit, von der ich hier konkret spreche, ist die "Kulmination der anthroposophischen Bewegung um die Jahrtausend-Wende", von der R. Steiner in den Karma-Vorträgen gesprochen hat.

Nicht nur die Anthroposophen sind die Menschen, welche das neue Zeitalter vorbereiten, aber die Anthroposophie muss dabei eine entscheidende Rolle spielen, damit diese Vorbereitung richtig und fruchtbar in Gang gesetzt werden kann. Diejenigen, die das neue Zeitalter der Brüderlichkeit hervorbringen, sind die Menschen in allen Nationen und stammen aus allen Religionen und Kulturen, die in sich die moralische Flamme anzünden, die unabhängig von allem, was sie umgibt, was ihnen als Erziehung und Gesellschaftlichen Normen und Werte gegeben wurde, ewig brennt, schrittweise durch ihre biographische Entwicklung entfaltet wird. Diese Menschen sind zum Teil schon auf der Erde und leben in der ganzen Welt verteilt.

Die Wege, die heute konkret gegangen werden können und sollen - das sind die Wege des Herzens. Wie finden wir aber diese Wege? Um sie zu beschreiben möchte ich wieder einen kleinen Umweg gehen.

Frau von Halle schriebt in ihrer Schrift "Die Christusbegegnung der Gegenwart und der Geist des Goetheanum" ( Judith von Halle, Verlag für Anthroposophie, 2010 ) so:
"Von der eigenen Begegnung mit dem ätherischen Christus in allen Einzelheiten zu berichten, kann meinem Gegenüber, einem anderen Menschen also, nicht mehr geben als eine erbauliche und, vielleicht berührende, vielleicht auch anregende Geschichte; denn sie wird niemals dessen eigene sein. Und weil diese Begegnung stets eine Tatsache zwischen jeweils nur zwei geistigen Wesenheiten ist - nämlich dem höhren Ich eines einzelnen Menschen und Christus -, ist ein solcher Erlebnisbericht für andere Menschen möglicherweise interessant, aber für deren eigene höhere Entwicklung völlig bedeutungslos."

An dieser Stelle erlebe ich die starken inneren Schmerzen, denn diese Zeilen verneinen - ich will die Autorin nicht verurteilen, möchte nur die Wahrheit beschreiben - den wesentlichen Charakter und die Qualitäten, die der ätherische Christus in einer konkreten Begegnung einem Menschen vermittelt.

Das Geheimnis des Christus, das in einer persönlichen und individuellen Begegnung offenbart wird, ist das Geheimnis des menschlichen Ich. Der Christus kommt an den Menschen als das Menschheits-Ich heran, weil er weiss, wir sind einzelne Iche, die aber in Wirklichkeit nur in seinem grossen Menschheits-Ich existieren können. Wir sind normalerweise so verblendet, dass wir es gar nicht mehr wahrnehmen können. Wir, einzelne Iche, sind durch die kosmische moralische Liebesmacht aneinander gebunden, denn wir können überhaupt nicht das Mensch-Sein bewahren, wenn wir die Verbindung mit dem Menschheits-Ich verlieren würden. Wir sind alle in seinem grossen Ich aneinander gebunden. Und diese Kraft, die uns miteinander verbunden hält, ist die unsichtbare kosmische Liebe. Deshalb ergibt sich auch das Karma.

Der Christus kommt an uns heran, an scheinbar ganz getrennte einzelne Iche heran als unser eigentliches Ich, als unser Menschheits-Ich. Weil er das Menschheits-Ich ist, deshalb kann er uns ein unbeschreibliches Geborgenheitsgefühl geben. Und in seiner wahren Ich- und Seelen-Qualität können wir tief aufatmen. Ihm zu begegnen heisst, die Liebe von ihm zu empfangen, um mit allen anderen Wesen mitzufühlen, sich in die anderen Wesen hineinzudenken. Die Liebe, die man von ihm empfangen kann, ist niemals für den Betreffenden allein. Er kommt niemals heran, um die egoistische Entwicklung allein für sich zu bewirken. Geistiger Egoismus der religiösen Eliten - so wie Steiner in seinem 5. Evangelium anhand des Esser-Ordens beschriebt, wird von dem Christus niemals unterstützt. Die Entwicklung des individuellen Ich ist immer nur zugleich für die Entwicklung der Menschheit. Darin liegt das Geheimnis des menschlichen Ich.

Wenn ich die persönlichen Geschichten von den anderen Menschen höre, sie bewegen mich zutiefst, auch wenn sie mich nicht unmittelbar betreffen, weil es etwas ist, dass ein Mensch erlebte und durchmachte. Ich sehe und erlebe und erkenne, dass ein Ich-Bin in den anderen Menschen wirkt, so wie es in mir wirkt. Das ist eine echte Wesensbegegnung. Ich fühle dabei mit - so wie ein Mensch sich in seinem Allgemeinen Mensch-Sein überhaupt fühlt, was diese Menschen erlitten haben. Und gerade dadurch erlebe ich den Christus im Menschen, auch auf diese Art und Weise können wir die Christuserfahrung haben.

Prinzipiell können wir in jeder menschlichen Begegnung dem Christus begegnen. Es ist nicht egal, was die anderen Menschen erlebt haben, ob sie dem Christus begegnet waren, oder durch ein Erdbeben die wichtigen Menschen und Kinder verloren haben. Es ist überhaupt nicht egal! Das hat mit uns, mit dem Schicksal der Menschheit zu tun, das hat mit dem Christus zu tun.

Teil 2 folgt


Junko Althaus















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