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Sonntag, 19. Februar 2012

Die Empfindung Einer Menschheit und Eines Menschheits-Ich im Zeitalter des ätherischen Christus





Das 19. Jahrhundert, das eine dramatische Entwicklung der äusseren materialistischen Zivilisation zustande brachte, demonstrierte die weisse Menschheit ihre Macht in ihrer äusseren-technischen Überlegenheit. Das Überlegenheitsgefühl gegenüber den anderen Rassen war vor 100 bis 50 Jahren eine vollkommen reale und allgemeine Tatsache in den Ländern der weissen Menschheit. Niemand hinterfragte damals eine solche selbstverständliche Annahme, wie die Vorherrschaft der Weissen auf der Erde. Das gehörte nicht zu der Schwäche einzelner Menschen wie heute, sondern das gehörte noch zu dem allgemeinen Bewusstsein der Weissen. Diese innere Haltung, sich selbstverständlich gegenüber den anderen Zivilisationen als besser zu empfinden, bestimmte die damaligen Handlungen und Gedanken. Die Kolonial-Denkart war nichts anders als Lebenspraxis. Wenn man diesen Tatbestand des damaligen Bewusstseins nicht real mit einbezieht und einseitig und allein dem deutschen Volk eine rassistische Ideologie zuschiebt, als ob eine solche Ideologie plötzlich entstanden wäre und alle anderen westlichen Länder damit nichts zu tun gehabt hätten, kann man niemals das Schicksal der Menschheit heilen.

Im 20. Jahrhundert erlebte die Menschheit die zwei Weltkriege, in denen nach dem Prinzip des westlich darwinistischen Geistes die Erde verteilt werden sollte. Allerdings, was aus der westlichen Kolonial-Denkart herstammte, - dazu gehören auch die christlichen Missionierungen -, das kann nicht bloss als etwas, was unmenschlich ist, abgetan werden, auch wenn es aus der Sicht des Ostens immer wieder als eine egoistisch-überhebliche Herrschsucht angesehen und dadurch eine gewisse Verachtung gegenüber der weissen Menschheit hervorgerufen wurde. Der Grund, wieso es nicht bloss als Unmenschlichkeit abgetan werden darf, liegt nicht darin, dass es moralisch gesehen gut gewesen wäre, sondern einzig deshalb, weil dieser Egoismus, der der Kolonial-Denkart zugrunde liegt, aus der gleichen Quelle stammt, aus welcher in Europa der Geist der Freiheit, der für die gesamte Erde eine erhebliche Bedeutung hat, entwickelt werden musste.

Dennoch sollte das Karma der Kolonial-Praxis und die ihr zugrunde liegende einseitige Überlegenheitsempfindung der weissen Menschheit genau angeschaut werden. Heute, wo der ätherische Christus in allen Gegenden der Erde sich offenbaren kann, ohne dass dabei der Name des Christentums immer als etwas Obrigatorisches dazukommen muss, braucht es ein gründliches Umdenken.

Die europäische Menschheit ist in den äusseren Gebieten des Lebens überlegen. Aber das heisst nicht, dass sie in allem überlegen ist. Die östliche Menschheit bewahrte die realen Empfindungen der Spiritualität. Man kann nicht sagen, dass die europäische Menschheit diesbezüglich dem Osten überlegen ist. Zum zeitgemässen Christus-Verständnis kommt man nur, wenn man zu einer wirklichen Selbsterkenntnis kommt. Kommt die europäische Menschheit zu einer solchen neuen Christus-und Selbst-Erkenntnis, wenn sie daran glaubt, dass sie gegenüber den anderen Zivilisationen überlegenen ist? Egal ob ein solches einseitiges Überlegenheitsgefühl aus der Überreste des traditionell aufgefassten missionierenden Christentums oder so wie bei den manchen rechts orientierten Anthroposophen aus einem Sonderbewusstsein als Träger der " 5. Kultur der anglosächsisch-germanischen Epoche" herstammen würde, spielt zuletzt keine Rolle.

Wie kann die europäische Menschheit zu einer ehrlichen und fruchtbaren Selbsterkenntnis-Praxis kommen, wenn sie auf Kosten einer Entwicklung der Individualisierung und der Entfaltung des Ich-Bewusstseins eben die natürliche Empfindung, das Gefühl einer spirituellen Wahrheit - "die europäische Zivilisation ist nicht in allem überlegen - die alle Zivilisationen sind aufeinander angewiesen" - verloren hat, ohne diese Empfindung von den anderen Zivilisationen zu lernen? Im Osten existiert noch diese Empfindung, dass man sich als einen Teil von einer grossen lebendigen Ganzheit wahrnimmt.

Ist es nicht an der Zeit, damit aufzuhören, in Schwarz-Weiss zu denken: Entweder Osten oder Westen hat eine Überlegenheit? Das führt nur zu einer Unwahrheit. Man kommt in einer solchen Denk-Praxis nie aus einer Unwahrheit heraus. Die Frage kann man deshalb auch umdrehen: Wie kann denn überhaupt die östliche Menschheit heute zu einer gesunden Selbsterkenntnis kommen, ohne dass sie die wahren individuellen Freiheitsideen aus der europäischen Kultur lernt ? Es kann keine wahre Selbsterkenntnis im Osten geben ohne dass die Freiheitsempfindung aus Westen gelernt wird.

Eine Menschengruppe kann nicht alles auf einmal entfalten. Das ist eine Tatsache in der Erdenentwicklung. Die europäische Menschheit übernahm die Mission, das Ich-Bewusstseins und die Freiheit zu entfalten. Dafür musste sie die unmittelbare spirituelle Denkart weit gehend verlieren. Beides konnte man nicht zugleich behalten. Um eben diesem Mangel, dass im Zuge der Individualisierung in Europa die spirituellen Substanzen verloren gingen, entgegenzuwirken, hatte die östliche Menschheit eine andersartige Entwicklung durchmachen müssen. Es war eine Verteilung der Missionen. Darin liegt das tiefe Geheimnis einer einzigen und zusammengehörigen Menschheit. Nicht eine Gruppe kann alles auf einmal entwickeln. Im universalen Menschheits-Ich lebt nur eine Menschheit. Jede Gruppierung trägt nur eine Seite davon. In der Tat sind alle Zivilisationen aufeinander angewiesen, denn jeder Mensch kann zuletzt sein wahres Ich nur dadurch in sich tragen, dass ein Menschheits-Ich in der übersinnlichen Welt als lebendiges Urbild existiert.

Europäische Menschheit und östliche Menschheit sind beide aufeinander angewiesen. Jede vertritt eine bestimmte Seite einer einzigen Menschheit. Heute stehen die europäische und östliche Menschheit nebeneinander da und leben mit der realen Einwirkung des ätherischen Christus, die immer intensiver erfühlt werden kann. Jede empfindet: Es fehlt uns etwas. Es fehlt uns etwas zum eigentlichen Menschsein. So wie wir geworden sind, daran fehlt noch etwas, was uns aber als wahre Menschen im Sinne der Menschheit angehören sollte. Und diese innere Empfindung, eine innige Sehnsucht nach einer Erweiterung der eigenen Beschränktheit, welche aber nie die Freiheit des Individuums verletzt, ist die wahre Grundlage für ein neues modernes Menschheitsbewusstsein im Zeitalter des ätherischen Christus.




Junko Althaus


















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