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Sonntag, 8. April 2012

Das Schweigen zu brechen - eine michaelische Tat



Gegen Günter Grass wurde wegen seines Gedichtes ein Einreiseverbot von der Regierung Israels verhängt.
In den deutschen Pressen wird er einhellig beschimpft. In der Schweiz weniger - der Grundton in der Presse ist zwar nüchtern, aber ungefähr so: Einreiseverbot wegen dieses Gedichtes ? Ist es nicht eine Übertreibung?

Das Gedicht von Günter Grass lässt die Frage neu aktivieren: Ist den Menschen noch eine Grundlage gegeben, auf der man an der Wahrheit im Weltgeschehen forschen kann? Besteht noch die Möglichkeit durch eine Wahrheitsforschung in einer objektiven Art und Weise - ohne einseitige Demütigung oder Selbstrechtfertigung - den Schatten der Vergangenheit abstreifen zu können? Diese Frage muss jede Nation sich selber stellen.

Wenn diese Grundlage nicht selbstverständlich da ist, dann muss man es zuerst als Tatsache hinnehmen - allerdings nicht immer weiter in der Resignation bleiben. Aus einer Resignation kann man nichts beginnen. Das lähmt das Ich, das lähmt den Willen. Man kann nicht damit zufrieden bleiben, was man gewöhnlich in der Gesellschaft vorfindet. Man muss sich selbst eine solche Grundlage geben, damit man die Würde des Mensch-Seins schützen kann. Das hat nichts mit den äusseren Kämpfen gegen etwas zu tun, das hat zuerst nur mit der inneren Haltung zu tun. Ein Mensch hat das Recht, die Wahrheiten zu forschen. Er ist nicht ein Wesen, bloss hinzunehmen, was von Aussen reglementiert wird. Was keiner und kein Wesen von uns wegnehmen kann, ist die innere Haltung und Gesinnung, die wir in uns bewusst erwecken und bewahren.



"Brechen des Schweigens" heisst der Dokumentar-Film, der 2009 von einem japanischen Resisseuer, Toshikuni Doi, gedreht wurde. Er verfolgte über 20 Jahre die Ereignisse in Nahost, vor allem die Situation in Palästina.

Einige junge Männer, die in der israelischen Armee gedient haben, führten Gespräche im Bundestag Israels, um das Schweigen zu brechen und von ihren traumatischen Erfahrungen aus der Militärdienstzeit zu berichten. Aber sie bekamen wenig Ohr dafür. Im Film sprechen die jungen Männer aus, was in ihnen während des Militärdienstes vor sich gingen. Sie litten unter ihrem moralischen Verantwortungsgefühl ernsthaft. Sie wollten das Schweigen brechen, weil sie von einem inneren Gewissenskampf befreit werden wollten.

Der Resisseur sagt, es geht nicht darum, das politische Problem zwischen Palästina und Israel aufzuzeigen. Er sagt: Ich möchte, dass sich der Zuschauer diese Aussagen der ehemaligen Soldaten zu einem inneren Spiegel macht. Man kann nach innen gehen und mit sich selber sprechen: Was bedeutet es für mich? Nach seiner Aussage ist das Ziel nicht darin zu finden, irgendeine Regierung zu verklagen. Er sagt: Wenn ein Japaner den Film anschaut, dann denkt er an den japanischen Militäreinsatz im 2. Weltkrieg, wenn ein Amerikaner ihn schaut, dann denkt er z.B. an den Vietnamkrieg. Es geht darum, was es bedeutet, wenn ein Mensch schicksalsmässig in eine Kriegssituation hineingeführt wird, um ein anderes Volk unter Kontrolle zu halten.

Das will er vor allem ansprechen.
Wie in jedem Menschen im Zeitalter der Bewusstseinsseele das potenzielle Böse existiert, welches nach Rudolf Steiner aus dem "Zerstörungsherd" des inneren Menschen als Instinkt heraufsteigt - dieses Schicksal des Mensch-Seins in unserem Bewusstseinsseelen-Zeitalter kann man darin deutlich erkennen.

Junko Althaus


Trailer "Breaking the Silence", Toshikuni Doi
『沈黙を破る』
"Brutalität steigert sich, Gewalt eskaliert sich, Man kann es nicht anhalten." "Wenn ich vor dem Spiegel stehe, dann sehe ich, dass ich die Hörner habe. Ich habe bemerkt: Ich war drei Jahre lang Monster gewesen."

Englisch-Japanisch




















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