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Mittwoch, 12. Oktober 2011

Der Egoismus des Selbst-Friedens und die Moralbotschaft der Gefühle



Nicht wenige Anthroposophen haben Angst davor, dass Gefühle und Empfindungen, die aus einer echten Menschlichkeit heraus in einem Menschen wie ein Vulkan ausbrechen können. Ich habe in Deutschland immer wieder erlebt, dass nicht wenige Anthroposophen die Menschen verurteilen, die nicht alles über sich ergehen lassen, sondern die saturnischen Grenzen im moralisch-vulkanischen Ausbruch deutlich dahin markieren, was moralisch zu verantworten ist und was aber nicht.

Immer wieder habe ich erlebt, dass sie zu mir sinngemäss auf folgende Art sagten: Ich habe mich nicht geärgert, bin ganz ruhig geblieben. Aber du hast dich geärgert, bist emotionell geworden, du hast also verloren. Ich bin höher entwickelt als du, denn ich habe den Frieden und die Ruhe behalten und habe deshalb gewonnen.


Ein Mensch, der so wie z.B. Luther kompromisslos ist, wie er gegen den Ablass der Verwaltungs-Religiösen aufgetreten ist, weil er aus seinem innersten Wahrheitsgefühl nicht anders kann, ist für solche Anthroposophen, welche die Stellungsmenschen für die Sicherheit der eigenen Identität benötigen, bloss ungehalten, unanständig und sinnlos auflehnend.

Zu den eigenen Idealen und moralischen Empfindungen und Gefühlen, die wichtiger als alles andere sind, zu stehen - das ist für nicht wenige Anthroposophen etwas Fremdes und deshalb verurteilen sie es. Sie denken: Das ist nicht anständig, da muss man sich bloss stellen, weil man die Gefühle und Empfindungen zeigt, die nicht gut, nicht schön, nicht anständig, nicht positiv, nicht friedlich sind.

Es gibt aber keine Gefühle und Empfindungen, die an sich schlecht wären. Alle Gefühle und Empfindungen haben eine eigene Botschaft, die für den Besitzer eine ganz bestimmte Erkenntnis nach Aussen und Innen geben.

Wer aber die bestimmten Empfindungen, z.B. der Auflehnung oder der Wut, u.s.w. einseitig verurteilt, geringschätzt und nur die Empfindungen des Friedens in sich selber herstellen will, kommt nie zu einem wirklichen Frieden; denn alle Gefühle sind ursprünglich aus der kosmischen Liebe heraus geboren. Der Friede entsteht nicht durch eine Manipulation der Seele. Darüber habe ich sehr ausführlich mit vielen Beispielen in meinem japanischen Buch über die Herz orientierte Biographiearbeit geschrieben.

Der Mensch, der den eigenen inneren abgeklärten Frieden will - obwohl die Menschen in seiner Umgebung leiden - , kann nicht zu einem wirklichen Frieden kommen, weil er seine wahren Gefühle und die Gefühle anderer Menschen nicht in ihrer wirklichen Botschaft ernst nehmen kann, so wie sie sind. Die menschlichen Gefühle haben immer mit Moral zu tun. Die Menschen, die Gefühle nur verurteilen und nicht sehen wollen, was für eine Botschaft dahinter steht, werden sehr moralisierend und belehrend. Sie mischen sich in die Angelegenheit des anderen ein und bevormunden ihn.

Der Mensch braucht heute eine Wachheit im Fühlen und im Wollen, so dass er nicht in einen spirituellen Egoismus verfallen muss. Die oben genannte Art des Selbst-Friedens hat mit dem spirituellen Egoismus zu tun, der in allen bisherigen religiösen Bestrebungen sowohl im Osten wie im Westen immer wieder aufgekommen ist.

Junko Althaus

















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Junko Althaus

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