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Dienstag, 22. Februar 2011

Die karmische Logik und die Auferstehungskraft des Logos



Heute genau vor 87 Jahren sprach Rudolf Steiner von der "Einsicht in unser Karma als ein gesetzmässig zusammenhängendes Ganzes" in einem Karmavortrag (Karma-Band 1, 23. 02. 1924). Es ist der dritte Vortrag seiner Karma-Vortragsserie, die am 16. Feb. 1924 in Dornach begonnen hat und danach als Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge veröffentlicht wurde.






Eine karmische Logik - die gibt es. Rudolf Steiner war der erste Mensch, der nicht nur von der Reinkarnation sprach, sondern dazu noch die karmischen Zusammenhänge zwischen den Inkarnationen aufzeigen konnte. Diese Zusammenhänge waren teils sehr ausführlich, teils andeutend. Aber dabei kommt eine klare Haltung von ihm durch: Nicht nur behaupten, sondern den Hintergrund beleuchten.

Was dabei ganz spannend ist, das man wirklich mit der Zeit an solchen Reinakarnations-Beispielen eine Empfindung, eine Wahrnehmung entwickelt, mit der man sich in der Welt der karmischen Logik vertraut machen kann. Das könnte zuerst irgendwie sehr schwierig klingen.

Ich erlebte viele Gespräche, in denen karmische Zusammenhänge beleuchtet werden konnten. Dabei braucht man vor allem eine unbefangene Beobachtungsgabe im Sinne des phänomenologischen Goetheanismus. Es ist eine Fähigkeit, in Ruhe unvoreingenommen die Phänomene beobachten zu können. Ausserdem ist der gesunde Verstand wichtig, der nicht überintellektuell ist, aber doch als eine logische Denkfähigkeit, die bis einem gewissen Grad frei von den beliebigen und subjektiven Gefühlen sich entfalten kann. Man braucht auch eine gewisse Abstraktionsfähigkeit.

(Die Abstraktionsfähigkeit gibt den Menschen die Möglichkeit, zunächst das Denken vom Fühlen zu trennen und ein differenziertes Denken und Fühlen zu haben, die man wie von aussen betrachten kann. Wer aber diese Trennung zwischen dem Denken und dem Fühlen nicht schafft, kann sie später auch nicht gliedern. Diese Menschen haben oft ein verworrenes Denken, das stets von den dunklen subjektiven Gefühlen beherrscht ist. Sie können etwas übersinnlich sehen, können aber nicht richtig interpretieren).

Die Schlagfertigkeit aber, in der man stets schnell ein Urteil abgibt, ist ein sehr deutlicher Nachteil in einer karmischen Betrachtung. Sie ist der Tod einer besinnlichen Betrachtung. Sie hindert die goetheanistische Haltung. Das muss man sehr klar und deutlich sagen. Viele Menschen verstehen den Unterscheid zwischen dem besinnlichen geistig-weisen Denken und dem irdisch-gescheiten Intellekt-Denken nicht. Die letztere Art des Denkens wird in der akademischen Welt mit ihren Professoren-Titeln hoch gelobt. Sie gilt bei ihnen als der einzig-richtige Art. Das sind aber nur irdische Gesetze, die geltend gemacht werden.

Aber das gilt bei der Anthroposophie nicht auf die gleiche Weise. Das irdisch-gescheite Intellekt-Denken wird oft in der anthroposophischen Szene von vielen Menschen so vertreten, als ob es ein Vorbild wäre, weil man denkt, dadurch bekommt man eine weltliche Anerkennung. Das ist aber ein Irrtum, denn man muss dafür das Wesen der Anthroposophie hergeben, um die scheinbare Anerkennung der Welt zu bekommen. Dann verliert man mit der Zeit die Anerkennung von der Welt ganz, weil das Wesen der Anthroposophie dadurch verloren geht.

Diejenigen Menschen, welche diese zweite Art des Denkens besitzen, können sehr schlecht die Vorbedingungen für die Betrachtung nach einer karmischen Logik erfüllen. Das ist keine wissenschaftliche Art, auf die man den wahren Geist im Sinne R .Steiners erkennt. Dazu sollte man am besten eine Situation vor dem Goetheanum-Brand studieren, in der Steiner von der scheinbaren Wissentlichkeit, die während der Tagung am Weihnachten durch bestimmte Menschen im Goetheanum vorgetragen wurde, zutiefst enttäuscht war. Es gibt jedoch heute auch schon sehr sehr viele Menschen, die die erstgenannten Bedingungen erfüllen können. Heute sind wir in unserer Seelentwicklung soweit, dass wir mit der karmischen Logik umgehen können.




Im antiken Griechenland hat Aristoteles eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Logik gespielt, dass sie menschlich wurde. Die Scholastik im Mittelalter hat dafür gesorgt, dass die Logik weitgehend zu einem Grad der Vollkommenheit gebracht wurde, so dass sie reine Abstraktion werden konnte. Dann kam Rudolf Steiner. Er beleuchtete eine Logik im Karma. Er ermöglichte damals den Beginn einer Weiterentwicklung menschlicher Logik.

Das reine Denken ist eine reine Abstraktion. Das ist ein Produkt einer langen Entwicklung der menschlichen Logik. Viele Anthroposophen sind bei dem Thema "reines Denken" durch viele übergescheiten Interpretationen eingeschüchtert und denken pessimistisch: Die reine Intuition, die in der Philosophie der Freiheit vorkommt, ist von gewöhnlich Sterblichen nie erreichbar. Ich denke und ich erlebe es aber überhaupt nicht so. Die Intuition im Sinne der Philosophie der Freiheit ist möglich, ohne dass man ein hoher Eingeweihter ist. Man fasst manche Sache zu steif auf und bildet ein Vorurteil und sperrt sein praktisches Denken. Aber hier möchte ich nicht noch länger darauf eingehen.


Die karmische Logik geht über die rein abstrakte Logik hinaus. Wir brauchen erweiterte Fähigkeiten als im gewöhnlichen Sinne abstrakt denken zu können, um die karmischen Zusammenhänge zu beleuchten. Wenn wir rein abstrakt denken, dann bleiben wir in der Welt der Abstraktion. Wir haben z.B. ein rein abstraktes Thema, das ganz frei von dem Sinnlichen ist, dann bleiben wir von Anfang bis Ende durch das Denken im Bereich der Abstraktion. Für die karmische Erkenntnis ist der Ausgangspunkt nicht etwas Abstraktes, das losgelöst von der Materie ist. Das konkrete Leben wird immer der Ausgangspunkt sein. Das heisst, wir müssen das Irdische durchsichtig machen, um in die nächste Stufe zu kommen.

Bei dem rein philosophischen Thema brauchen wir diese Arbeit des Durchsichtig-Machens nicht. Wir sind bereits von Anfang an in einer unsichtbaren Welt, so wie Steiner im Beispiel des mathematischen Dreiecks erklärte. Aber bei der Karma-Erkenntnis müssen wir selber die Materie überwinden, so dass wir sie durchsichtig machen, um in die unsichtbare Welt hinaufzusteigen. Aber so, dass wir alles mitnehmen, was in der materiellen Welt als Geist da war. Nur die rein materielle Gesinnung lassen wir dort zurück, die vorher das Geistige ausgefüllt hatte. Für diese Arbeit brauchen wir die Auferstehungskraft. Deshalb ist der Christus der Herr des Karma und ist ganz innig mit dem Karma des Menschen verbunden.


Diese Überwindung der Materie ist aber kein Kampf gegen die Materie, sondern ein Durchsichtig-Machen der Materie, so wie Steiner sagt. Und das ist eine echte Herausforderung. Diese Arbeit wird immer mehr eine wichtige Bedeutung gewinnen, wenn wir in Zukunft nicht im Meer der Materie und der Sinnlichkeit ertrinken wollen. Nach Steiner trocknet unser Gehirn immer mehr ab. Unser Denken kann immer toter und kranker werden, wenn wir es mit den ätherischen Qualitäten nicht bewusst beleben. Diese absterbende Tendenz des Denkens sehe ich sehr deutlich in der Welt.

Die reine Abstraktion beherrschen viele von uns. Die Betrachtung der irdischen Phänomene können auch viele von uns. Aber die beiden Tätigkeiten miteinander zu verbinden und die irdischen Phänomene durchsichtig zu machen -, daran sind wir noch nicht gewohnt. Darauf kommt es aber an.

Wenn wir eine innere klare Logik pflegen, die wir aber ganz unabhängig von allem bisherigen Wissen und allen alten Selbstverständlichkeiten halten , dann führt diese Logik uns gefahrlos zu einer nächst liegenden unsichtbaren Welt, in der wir die karmischen Zusammenhänge erkennen können.

Wir lernen immer mehr eine Logik entwickeln, die unerschütterlich in uns selber befestigt ist und die uns bei einem Dimensionswechsel, den wir von der physischen zur ätherischen Welt bei der Karma-Erkenntnis innerlich vollziehen, einen absoluten festen Halt gibt.


Junko A.

Zum Teil umgeschrieben am 10. 10. 2011








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