▾

Montag, 21. Februar 2011

Der Glaube an den guten Sinn, der sich ätherisch hinter einem Geschehen versteckt






Im letzten Artikel ging es darum, dass die Welt Steiners Impulse nach und nach anzuerkennen beginnt. Viele Menschen empfinden aber, dass gerade in der A. Gesellschaftdie die Impulse von Steiner heute nicht genügend realisiert werden. Diese gegenwärtige Lage wird als eine traurige Rückentwicklung der Anthroposophie empfunden, weil z.B. die Mitgliederzahl der Gesellschaft zurückgeht und die finanzielle Lage sehr miserable ist. Das ist eine Veränderung, die nicht erfreulich ist und trifft das Herz vieler Menschen schwer und hart.


Aber dennoch denke ich, dass die Situation nicht nur schlecht ist. Es muss auch einen guten Sinn haben. Wenn ich etwas erlebe, was mir schlecht, nicht gut, u.s.w., als negativ erscheint, dann suche ich den verborgenen Sinn, der dahinter ist.

Weil ich ein Vertrauen zu der geistigen Welt in mir spüre und deshalb weiss: Die geistige Welt und der Herr des Karma, der Christus, hat es zugelassen, auch wenn ich es zunächst nicht verstehe, wozu es gut sein könnte. Ich denke in diesem Vertrauen, es muss hinter einem schlimmen Ereignis eine wichtige und sinnvolle Sache stehen, die "gut" ist. Dann suche ich, was sich ätherisch hinter einem physischen Ereignis versteckt. So lange suche ich es, bis ich es finde. Ich höre nicht auf damit.


Zeitweise zweifle ich dennoch daran, ob es immer einen höheren Sinn gibt. Wenn ich ein Zweifel habe, ob die geitige Welt und der ätherische Christus hinter einem schlechten Ereignis noch wirklich steht, dann erinnere ich mich an Paulus, der "von einem schwachen Glauben" spricht. Doch höre ich letztendlich nie auf, dieses Vertrauen zu haben, denn sonst werde ich wirklich sterben, auch wenn ich physisch weiterlebe. Ja, ich kann ohne dieses Vertrauen keinen Tag in dieser Welt leben, die vor meinen physischen Augen so viele sinnlosen und unverständlichen Schmerzen zeigt. In diesem Vertrauen allein sehe ich zuletzt denn Sinn meines Lebens.

Auch wenn ich Zeit brauche, habe ich bis jetzt immer wieder einen verborgenen Sinn herausgefunden aus dem Grund, weil ich nicht aufhörte, innerlich an diesen Sinn, den die geistige Welt dem Leben gibt, zu glauben. Das ist fast einzig meine Religion, mein Glaube. Nur das allein ist für mich der Glaube. Alles andere, blind an jemanden, an eine These zu glauben, ist kein wahrer Glaube für mich.
"Suchet, dann werdet ihr finden" so hat der Christus gesagt. Den Sinn findet man, denn das geschieht, was er sprach. Egal wie lange man manchmal Zeit dafür braucht.





Muss heute die Mission der A. Gesellschaft genauso aufgefasst werden wie damals: "Die Anthroposophie und die anthroposophische Gesellschaft müsse eins werden"? Diese Mission wurde von Steiner selber betont.

Was er über die besondere Aufgabe der A. Gesellschaft gesprochen hat, betrifft die Situation der Zeit, in der die Welt noch kaum den Impuls der Anthroposophie in sich integriert hatte.

Die Anthroposophie musste zunächst geboren werden. Und danach musste ihr Inhalt in einer Stätte sorgsam gepflegt und gehegt werden, so dass die Welt nach und nach ihre Impulse versteht und von ihr befruchtet werden konnte, bis endlich die Zeit kommt, in der dieser Impuls ein breites Interesse findet, so dass sie in der Welt frei zu leben beginnt.
Die Anthroposophie hat Steiner für die Welt und nicht nur für die Gesellschaft entwickelt. Die Gesellschaft war ein Gefäss für die Anthroposophie.

Wenn so wie in unserer Zeit die Anthroposophie die Welt zu befruchten beginnt,
sollte dann nicht auch die Mission der Gesellschaft, die zu Lebzeiten Steiners von ihm bestimmt war, dementsprechend sich verändern?
Sollte die A. Gesellschaft sich nicht viel mehr freier fühlen? Sollte sie sich nicht mehr so allein verantwortlich für die esoterisch-spirituelle und sonstige Entwicklung der Anthroposophie fühlen? Ist es nicht zu viel und zu schwer für die Gesellschaft, diese Verantwortung in unserer veränderten Welt- und Bewusstseinslage noch alleine zu tragen? Sind die verantwortlichen Menschen nicht überlastet und überfordert, diese alte Mission noch heute festhalten? Wenn es so ist, dann kann es natürlich in der A. Gesellschaft nicht mehr gut gehen.


Die Gesellschaft könnte ohne solche zu grosse Verantwortung eine viel freiere Orientierung finden, die unserer Zeit entspricht. Die A. Gesellschaft muss sonst stark aus einer eisernen Pflicht heraus geführt werden mit dem Gefühl: R. Steiner hat uns beauftragt, die Gesellschaft so zu gestalten, wir müssen es schaffen. Egal, ob wir es können oder nicht. Dann entsteht ein Zwang aus einer Treue. Aber die A. Gesellschaft könnte heute viel mehr aus einer freien Liebe der einzelnen Menschen zu der Anthroposophie geführt werden. Dafür müsste die zu grosse Verantwortung teilweise abgebaut werden. Sonst muss die Gesellschaft immer wieder die Eigenverantwortung bei den einzelnen Menschen in ihrer freien Beschäftigung mit der Anthroposophie zu sehr absprechen.

Eine Liebe aus sich heraus und keine kollektive Pflicht macht die Menschen frei, sie macht die menschliche Arbeit schöpferisch und lebendig, so wie Steiner in der Philosophie der Freiheit spricht. Ich bin nicht gegen die Pflichten, aber etwas weniger Pflicht, mehr Liebe aus dem freien Herzen könnte die Aufgabe der A. Gesellschaft beleben, so dass die Wenigen sich nicht immer in allem als die Verantwortlichen für die Anthroposophie fühlen müssen. Ich meine, Steiner, der immer scharf an den Tendenzen der Veränderungen der Welt beobachtete und dadurch stets das Zeitgemässe in die Arbeit integrierte, könnte auch genauso denken und in einer tiefen Dankbarkeit die Anthroposophen von einer bisherigen schweren Aufgabe nicht völlig, aber doch ein wenig entlasten.


Die Anthroposophie beginnt heute viel mehr in der Welt ätherisch zu leben. Ätherisch heisst, ohne Mitgliederkarte der A. Gesellschaft oder der Hochschule kann ihr Impuls sich in der ganzen Welt unabhängiger entfalten. Es gibt viele Menschen, die auf eine unterschiedliche Weise von Steiner inspiriert werden. Sie integrieren ihre Inspiration in ihre Arbeit, die nicht immer unter dem Namen der Anthroposophie erscheint. Und das finde ich unwahrscheinlich grossartig. Stellung, Marken, Geburt, Kultur, Nationalität, alles was äusserlich ist, wird immer weniger entscheidend, denn das Entscheidende ist: Die Idee, die unsichtbar ist und frei über die Grenze der Materie hinaus wirkt, die von den lebendigen Menschen individuell in die Tat umgesetzt werden kann. Und das ist eine ätherische Angelegenheit. Das bewirkt heute in der Welt, in unserem Leben, der ätherische Christus.

In so einem metamorphosierenden Vorgang gehen allerdings auch die Qualitäten und die behütete Exklusivität verloren, die bis dahin innerhalb eines kleinen Kreises möglich war. Das ist traurig, teilweise sehr traurig. Aber ich denke, die Welt möchte heute mehr die Impulse Steiners aufnehmen. Das kann man heute nicht mehr stoppen. Die Menschen haben das Recht dazu, wenn sie es selber möchten. Das ist nicht nur ein Privileg der treuen Anthroposophen.

Junko A.








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen


Im Moment können keine weiteren Kommentare mehr entgegengenommen werden. Die nötige Zeit um sie durchzulesen und sie sorgfältig zu beantworten, sind zurzeit nicht vorhanden.

Wenn Sie mir etwas mitteilen möchten, können Sie mich per Mail kontaktieren.
Meine neue Mail-Adresse finden Sie auf der rechten Seite oben.

Junko Althaus

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.