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Samstag, 21. April 2012

Anthroposophisch-Geisteswissenschaftliche Karmaforschung als Aristotelismus des 21. Jahrhunderts Teil 2




Wieso aber komme ich im Zusammenhang mit der Karmaforschung auf den "Aristotelismus"?



Es war für mich zuerst ein Rätsel, wieso verhältnismässig viele Menschen sagen: "Ich verstehe die Vorträge oder die Schriften Steiners nicht. Sie sind zu schwierig." Manche gehen sogar ganz davon aus, dass sie überhaupt nicht zu verstehen sind. Ich musste zuerst verstehen, wieso ein solches Phänomen vorhanden ist, denn ich konnte zwar auch nicht immer in der Verstandesebene, aber ihn immer in einer Art verstehen - Steiner war für mich von Anfang an - als ich nach Europa kam - die verständlichste Literatur auf Deutsch. Aber was nützt ein solches Verständnis, aus welchem heraus man mit den anderen Menschen nicht in einen sinnvollen Austausch kommen kann? Wenn ich sage: Ich verstehe ihn aber - dann ärgerte es die Anthroposophen. Also ich musste zuerst sehr aufpassen und eher schweigend in mir vieles von dem behalten, was als Idee und die Gedanke in mir entstand. Aber nie mehr liess mich die Frage los: Was ist so schwierig an Steiner für viele? Was ist nötig, damit noch mehr Menschen das Wesendliche an der Anthroposophie eigenständig verstehen ?

In den letzten Jahren kamen immer mehr die Tendenzen auf, aus der ähnlichen Fragestellung heraus da und dort die Anthroposophie zu populalisieren - sie "besser zu verkaufen". Die manchen oberflächlichen Veranstaltungen im 150 Jahre-Jubiläum ohne Qualität nur für die Masse, das kommerzielle Auftreten des Rudolf Steiner Archives, die verweltlichende Tendenz des Vorstandes im Goetheanum, die Neigung des Mode orientierten kommerziellen Journalimus in der Zeitschrift Info 3 und neuerdings sogar verstärkt auch in der Wochenschrift Goetheanum.

Diese Phänomene haben aber auch eine gute und berechtigte Seite, so dass sie die fest gefahrene Tendenz der Anthroposophen gedämpft haben - wie z.B. die Haltung vieler Anthroposophen, in einer religiösen Strenge Steiner anzuhimmeln oder zu vergöttern. Allerdings haben die obigen Neigungen und Bestrebungen in den letzten Jahren neben ihrer gewissen Berechtigung auch ihre problematische Wirkung deutlich gezeigt. Und wir stehen gerade in einer Situation, in der eben diese Wirkungen ihre Grenzen klar zeigen. Sie haben die Wirkung, die eigentlichen Substanzen der Anthroposophie zu bedrohen, weil sie die Art der Öffentlichkeitsarbeit der Anthroposophie wurde, die dabei leicht das Wesentliche der Anthropoosophie verwischen kann. Das sehen wir gegenwärtig auch am Schicksal des Unternehmens Weleda. Was heisst das für uns?

Die Fragestellung, die solchen Bemühungen zugrunde lag: "Wodurch können wir das Wesentliche der Anthroposophie der Welt mehr verständlich machen?" ist jedenfalls richtig und wichtig. Dennoch hat man die fruchtbare Möglichkeit einer solchen verständlichen Sprache noch nicht gefunden, durch welche "die Anthroposophie die grösst-mögliche Verbreitung in der Welt finden kann" - so wie Steiner damals für unsere gegenwärtige Zeit vorausgesagt hatte.
Man muss diese grösst-mögliche Verbreitung nicht unbedingt quantitativ verstehen - dennoch - wenn man die Voraussage Steiners in den Karmavorträgen liest, kann jeder dazu kommen zu sagen: Da stimmt etwas mit der Entwicklung der Anthroposophie nicht.

Die Anthroposophie hat Anfang des letzten Jahrhunderts ihre Entwicklung begonnen. So wie ihr Name spricht ist sie Sophia und so geblieben. Aber gerade dadurch - dass sie Sophia ist und Sophia geblieben ist, ist sie nach ihrer Herkunft her kosmisch. Sie ist zwar "Anthropo"-Sophie, dennoch musste die moderne spirituelle Geisteswissenschaft als "Theo"-Sophia begonnen werden in einer kosmischen Dimension der Heimat der Sophia, denn die eigentliche Heimat des Menschen ist auch darin zu finden.

Es war die erste Stufe, die so in die Welt hineingestellt werden musste, damit überhaupt eine moderne spirituelle Geisteswissenschaft sich auf der Erde entfalten kann. Seitdem kann die Sophia wieder in einer reinen aber modernen Art auf der Erde von den Menschen gefunden werden. Aber die Sophia und ihre kosmische Dimension haben wegen ihren Eigenschaften auch die Nachteile; sie kann wegen der ihrer durchaus noch kosmischen Eigenschaft nicht von sehr vielen Menschen im eigenen Denken nachvollzogen werden. Zwar kann die himmlische Sophia in der Anthroposophie die Menschen intensiv ansprechen wegen ihrer kosmischen Ordnung und Weisheit, die durch sie sprechen, dennoch hat sie eine kosmische Dimension deutlich an sich. Deshalb ist sie durch eine irdische Intelligenz, die heute auf der Erde bei den meisten Menschen vorhanden ist, nicht so leicht zu ergreifen. Darin liegt eine gewisse Tragik der Anthropo-Sophia. Kann man heute die Anthroposophia von ihrem Leid befreien ? Wenn ja, wodurch?

Die Anthroposophia leidet heute an einem schweren Geburtswehe, denn sie soll ein Kind gebären. Sie soll ein Kind gebären, welches das reine Sonnenhafte in sich bewahrt und in einer neuen Art die eigene Strahlkraft entfaltet, um die Zukunft zu gestalten. So wie das Bild des Weibes in der Offenbarung des Johannes, die den Mond unter den Füssen hat und schwanger ist - leidet die Anthroposophia an dem schweren Geburtswehe. Sie soll ein Kind gebären - ein Kind des Logos - der umgewandelte Logos durch die Menschenseele - eine neue Logik.

Aus der Sophia, die noch unmittelbar kosmisches Dasein in sich behält, muss eine neue Form des Logos - die Logik entstehen. Eine solche Logik muss aber aus der Sophia - Anthropo-Sophia stammen. Sie soll als das Kind der Sophia die Kraft besitzen, den irdischen Tatsachen standzuhalten und ihre Weisheit an der konkreten Wandlung der Erde zum Ausdruck zu bringen. Dennoch muss sie den kosmischen Ursprung in sich beibehalten. Ja, die Sophia darf nicht weiter in Verbindung mit den anderen Geistern unwürdige Geschöpfe aus sich hervorbringen.

Die Sophia bleibt immer wegen ihrer kosmischen Dimension zuerst etwas, was eine Verehrung verdient. Aber wenn man immer so gegenüber der Sophia in einer Verehrungshaltung stehenbleibt, statt in wahrer Liebe sie zu befruchten, dann wird sie älter und bleibt trotzdem ohne Nachkommenschaft ganz allein. Sie braucht ein Kind, das ihr die Zukunft geben kann.


Die Logos-Logik, die aus der Sophia werden kann, ist etwas, was nicht nur die Verehrung im Menschen stark anregt, sondern die Eigenständigkeit. Eine solche Logik, die aus einer kosmischen Dimension der Weisheit, die durch die Anthroposophie auf die Erde gebracht worden ist, abstammt, kann die Intelligenz umwandeln, die den modernen Menschen zur Verfügung steht. Und eine solche Wandlung der Intelligenz, die jeder moderne Mensch besitzt, kann durch die Logik geschehen, die aus der Sophia geboren ist. Die Wandlung der Intelligenz durch eine neue spirituelle Logik - so wie es einmal durch Aristoteles eingeführt wurde, sollte heute wieder beginnen - aber diesmal mit Schwerpunkt auf die Erarbeitung karmischer Kausalität und Zusammenhänge als eine neue Grundlage des Erkennens. Sophia bleibt immer kosmisch und kann nicht ganz irdisch werden - aber Logik ist etwas Anderes. Sie besitzt in sich die Kraft, sich selber als die im Kosmos geborene zu bewahren und dennoch sich mit den Tatsachen der Erde kraftvoll und entschieden auseinanderzusetzen.


Junko Althaus












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