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Freitag, 10. Februar 2012

Die Gefahren in einer Gruppen-Meditation Teil 1




Seit einigen Jahren ist eine neue Tendenz in der anthroposophischen Szene eingetreten: die Gruppen-Meditation. Eine spirituelle Meditation, die in kleinen oder grossen Gruppen durch einen leitenden Menschen geführt wird, ist eine weit verbreitete Praxis in der sonstigen Esoterik-Szene. Aber dass in den anthroposophischen Zusammenhängen es häufig praktiziert wird, ist noch verhältnismässig etwas Neues, denn das ist etwas, was eigentlich Rudolf Steiner nie mit seinen Schülern praktiziert hat.

Er hat die Menschen nie gruppenweise in eine voll-meditative Bewusstseinsebene geführt. Eine gemeinsame Meditation mit jemandem war eine Ausnahme, die z.B. nachweislich mit Ita Wegman gemacht wurde. Man kann in dem Fall erkennen, aus welchem Grund er täglich mit ihr eine gemeinsame Meditation geübt hat. Es war eine äusserst tiefe spirituelle Verbindung zwischen Steiner und Wegman vorhanden, so dass das Karma zwischen den beiden sehr lauter und harmonisch war und dass sie seit mehreren Inkarnationen einen gemeinsamen spirituellen Willen zu einer gemeinsamen Mission in sich trugen, hinter der eine geistige Führung steht. auf einem solchen Hintergrund war es möglich, dass Steiner mit ihr eine tägliche gemeinsame Meditation durchführen konnte. Und ausserdem war es eine ganz intime Gemeinschaft, die nur aus zwei Menschen bestand. Wenn Steiner mit mehreren Menschen zusammenarbeitete, führte er die Menschen nicht aus dem Gebiet ihres vollen Bewusstseins weg, in dem das individuelle Ich der einzelnen Menschen jederzeit ein prüfendes Bewusstsein aktivieren konnte und so auch gegen die Einflüsse jeder negativen Eventualität bewaffnet sein konnte.


Die Gefahr der Gruppenmediation besteht z. B. darin, dass durch eine von jemandem geführte Gruppen-Meditation - vor allem keine blosse Entspannungsübung oder Gedankenübung, sondern auf eine direkt spirituelle Art geführte Meditation, in der ein unmittelbarer Bezug auf etwas Übersinnlich-Visionäres ohne ein klares Denkansatz hergestellt wird - die Verbindung der einzelnen Menschen zu ihrem individuellen freien Willen gelockert wird. Das Ich-Bewusstsein, das etwas lockerer wird als sonst, verbindet sich mit einer spirituellen Gruppendynamik, die in der Gruppen-Meditation sich ergibt. Man schläft ein Stück in dieses übersinnliche Gefäss der Gruppenseelenhaftigkeit hinein.

Dieser Zustand ist im gewissen Sinne mit dem Bewusstsein des Menschen, der an einer Kultushandlung teilnimmt, zu vergleichen. Allerdings besteht ein gravierender Unterschied zwischen einer Gruppen-Mediation und einer wirklichen Kultushandlung. Bei einer Kultushandlung entsteht auch eine Gruppenseelenhaftigkeit. Die Gruppenhaftigkeit - sie klingt dem heutigen Ohr allgemein nicht besonders gut, aber sie ist natürlich nicht nur als etwas Schlechtes aufzufassen - kann - so wie Steiner z.B. im Zusammenhang mit der Christengemeinschaft erwähnt - eine wirklich gesund entstehende Gruppenhaftigkeit etwas Kostbares sein, denn es bereitet gewissermassen ein neues Gruppenbewusssein der 6. Kulturepoche vor, das mit dem vollen individuellen Ich-Bewusstsein zu vereinbaren ist.

Aber das Kollektiv-Bewusstsein in einer Gruppen-Meditation ist anders als das in einer Kultushandlung. Bei einer Kultushandlung wird die absolut objektive Form bewahrt. Diese Form ist das reine Abbild des geistigen Geschehens. Sie bildet den wahren geistigen Vorgang treulich ab. Sie ist nicht nur ein Text, eine bestimmte Handlung, sondern sie ist zugleich moralisch. Die wirkliche kultische Form ist etwas, was nicht ein Mensch ausdenken kann. Und dieses reine Abbild des Geistes, das nichts mit der Willkür eines Menschen zu tun hat, wird aus dem Vertrauen zur Objektivität des Kultus von allen Menschen respektiert und eingehalten. Dadurch ist der Teilnehmer in einer wahren Kultushandlung von den zahlreichen spirituellen Gefahren geschützt, die sonst entstehen, wenn man sich gruppenmässig durch die Führung eines Menschen in ein höheres Gebiet begibt, weil dabei das Ich-Bewusstsein des Einzelnen nachlässt und statt dessen das Kollektiv-Bewusstsein des Gruppen-Ich die Oberhand gewinnt. Dabei bekommt die spirituelle Reife des Meditationsleiters eine verheerende Rolle. Die Teilnehmer übergeben sich der Urteils- und Entscheidungsfähigkeit des Leiters während der Meditation, für die man sonst im Alltag selbstverantwortlich ist.

Die Form, die in einer Kultushandlung eingehalten wird, bremst beim einzelnen Menschen einen völlig freien spirituellen Höhenflug. Die feste Form hält ihn davor ab. Das erlebt man deutlich, wenn man sonst nicht in eine Kultushandlung geht, und sie als eine Ausnahme miterlebt. Denn während einer Kultushandlung kann der freie Wille einzelner Menschen nicht voll entfaltet werden. Der freie Wille der individuellen Menschen bleibt gewissermassen ein Stück an die notwendige Form der fest gelegten Kultushandlung gebunden. Aber das ist wiederum ein wichtiger Schutz für die Menschen, die gruppenmässig etwas Spirituelles erleben. Ohne dass sie sich selbst einen bewussten Schutz zu geben lernten, können sie sich durch das treue Einhalten des kultischen Vorganges bis zum gewissen Grad ohne Gefahr zu dem Geistigen erheben. Zwar müssen sie ein Stück den freien Willen hergeben, aber die reine geistige Form ersetzt ihren freien Willen und schützt sie im gewissen Sinne vor dem schädlichen Einfluss, der sonst in der übersinnlichen Welt vorhanden ist.

Nun ist aber ein solcher Schutz in einer Gruppen-Meditation nicht gegeben, denn die Form, die das reine objektive Abbild des geistigen Vorganges ist, ist nicht vorhanden. Man kommt in einen ätherisch-astralischen Gruppenkraft-Komplex hinein, wird zu einem Teil dieser Gruppenseele. Man übergibt sich der Anweisung des Meditationsführers. Der freie Wille der einzelnen Menschen bekommt eine Dämpfung und man begibt sich gleichzeitig in ein übersinnliches Gebiet. Und das ist eine Situation, die mit vielen Gefahren verbunden ist.

Es gibt die zahlreichen Geister in der übersinnlichen Welt, die den Menschen ihren freien Willen entreissen wollen. Der freie Wille der individuellen Menschen ist etwas höchst Kostabres für sie. Wenn der freie Wille so irgendwie von den Menschen unkontrolliert da steht und stückweit in einer Gruppenhaftigkeit aufgegeben wird, dann fallen diese Geister über die Menschen gierig her, um die Substanzen des freien Willens für sich selber zu bemächtigen. Und wenn das geschieht, schwächt der Mensch seine Verbindung zur Herzgegend. Die ätherischen Strömungen, die vom Herz aus im ganzen Menschen sich ausbreiten, werden zurückgehalten. Das Herz ist ein Willensorgan in der Mitte. Das Herz hat nicht nur mit dem Fühlen, sondern sehr innig mit dem freien Willen des Menschen zu tun. Die besondere Wachheit gegenüber dem individuellen freien Willen ist eine unverzichtbare Voraussetzung für die gesunde Entwicklung des Herz-Organs, welches das eigentliche Christusorgan im Menschen ist.

Teil 2 folgt

Junko Althaus




















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Junko Althaus

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