▾

Samstag, 14. April 2012

Rassismusvorwurf an Steiner als ein Erwecker der bewussten sozial-karmischen Empfindung


Ich habe bereits im früheren Artikel geschrieben, dass der Rassimusvorwurf an Steiner nicht aufhören wird, so lange die Anthroposophen ihre "falsche heilige" Ehrfurcht an die Person Steiners nicht überwinden, die ihnen streng verbietet, sich mit den "Ausdrücken" Steiners kritisch auseinanderzusetzen. (http://philosophie-der-freiheit.blogspot.com/2012/03/die-reformation-der-anthroposophie-in.html) Ich bin immer wieder erstaunt, dass die Menschen in der Rassismuskritik versuchen, bloss ihn zu rechtfertigen und hartnäckig zu vermeiden, - ich meine nicht seine Gedanken als solche, sondern - "eine einmal von ihm gemachte Ausdrucksweise" in Frage zu stellen.

Rüdiger Sünner schreibt in seiner Website : http://www.ruedigersuenner.de/steiner-rassismus.html

"In den letzten Jahren wurde gegen Steiner gelegentlich der Vorwurf des Rassismus und Antisemitismus erhoben. Man wählte aus den über 300 Bänden seines Gesamtwerkes einige z.T. wirklich befremdliche und diskriminierende Zitate aus und konstruierte daraus Anklagepunkte gegen die Anthroposophie, die als eine Art völkisch-okkulte Sekte dargestellt wurde. Steiner spricht etwa von "Negern", in deren Leibern die Sonne die Säfte "koche" oder von den Indianern als letztlich überlebte Rasse. Auch finden sich zuweilen Bemerkungen, die die Europäer als besonders bedeutendes und geistig hochentwickeltes Kulturvolk darstellen. Dass solche Stellen Farbige und Indianer in ihrer Würde verletzen, bedarf keiner grossen Erklärung und heutige Anthroposophen sollten daher in der Lage sein, sich davon kritisch zu distanzieren bzw. die Buchausgaben mit entsprechenden Kommentaren zu versehen.

Er schreibt "Auch finden sich zuweilen Bemerkungen, die die Europäer als besonders bedeutendes und geistig hochentwickeltes Kulturvolk darstellen. Dass solche Stellen Farbige und Indianer in ihrer Würde verletzen, bedarf keiner grossen Erklärung und heutige Anthroposophen sollten daher in der Lage sein, sich davon kritisch zu distanzieren bzw. die Buchausgaben mit entsprechenden Kommentaren zu versehen."

Was er hier anspricht, ist das Dringende, was man heute machen muss.

Es ist für mich eigenartig, dass es immer noch so viele Menschen gibt, welche einer "klaren karmischen Notwendigkeit", die in einem solchen Phänomen zum Ausdruck kommt, vorbeigehen. Was für eine karmische Notwendigkeit meine ich hier?

Viele treten immer wieder gegenüber dem krassen Rassismus-Vorwurf Steiners aus ihrem eigenen Standpunkt heraus rechtfertigend auf. Sie sind aus diesem Grund meistens in den extremen und unsauberen gedanklichen Interpretationen der Rassismuskritiker gefangen. Sie sind damit beschäftigt, die Unwahrheiten an der Kritik aus ihrer anthroposophischen Logik zu widerlegen. Es ist selbstverständlich an sich nicht falsch. Dennoch kommt mir diese Art etwas zu sehr "westlich" und einseitig vor. Nur durch diese Art der Auseinandersetzung - immer weiter aus dem eigenen Standpunkt heraus die extremen Darstellungen aus dem Gesichtspunkt von Richtig-Falsch zu widerlegen -, hört der Rassismusvorwurf von Seiten der Kritiker nicht auf. Man muss in einem solchen Prozess höchst wach sein, damit man daran eine wichtige Schicksalssprache nicht übersieht.

Wo kein Problem vorhanden ist, kommt auch kein problematisches Phänomen zustande, das nicht aufhört. Der Rassismusvorwurf an Steiner ist zwar meistens eine ins Übermass getriebene Darstellung, in der man - zum Teil - mühsam suchen muss, an welcher Stelle daran überhaupt eine Wahrheit ist. Dennoch sollte ein Anthroposoph, der im Zeitalter des ätherischen Christus lebt, imstande sein, sich nach dem karmischen Sinn eines solchen Phänomen zu fragen: Was bedeutet es? Wieso geschieht es? Erst mit einer solchen Fragestellung beginnen wir nicht bloss theoretisch, sondern auf eine ganz praktische Weise in das Gebiet des Karma einzudringen. Nur durch eine solche Fragestellung beginnen wir unser Denken wirklich lebendig sozial-karmisch zu bewegen.

Rüdiger Sünner schreibt (Fett/ J. A.) : "Die oben erwähnten bizarren und für uns nicht mehr nachvollziehbaren Deutungen mögen u.a. daraus resultieren, dass Steiner mit vielen Zeitgenossen Ängste und Vorbehalte gegen fremde Kulturen teilte, die er noch nicht so gut kannte wie wir. Ob sie zwingend aus seinem evolutionistischen Weltbild hervorgehen, mag angezweifelt werden, da für Steiner der evolutionäre Fortschritt ja gerade aus der Loslösung von vererbten Kollektivmerkmalen (Blut, Stamm, Volk, Rasse) bestand. Steiner erlaubte sich gelegentlich etwas, das heute nur noch unter vorgehaltener Hand praktiziert wird, weil die Nazis es mit einem Tabu belegten: völkerpsychologische Differenzierungen, das Herausarbeiten auch von Unterschieden zwischen den verschiedenen Kulturen der Welt. Dabei mag er in einer europäischen Perspektive befangen gewesen und zuweilen sprachlich unsensibel gewesen sein. Aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es noch nicht die Fülle von Informationen über andere Kulturen, wie sie heute bereits jedes Schulkind lernt."

Rüdiger Sünner schreibt, dass Steiner Vorbehalte gegen fremde Kulturen mit seinen Zeitgenossen teilte. Und das ist wahr - diese Situation stammt aus der Menschheitskonstitution, die mit der damaligen Zeit unmittelbar zusammenhängt. Der Grund, wieso er zum Teil "sprachlich nicht sensibel genug" war, stammt auch aus der damaligen Konstitution der weissen Menschheit. Dass die weisse Menschheit ein solches Überlegenheitsgefühl in einer selbstverständlichen Art besass, hatte damals in gewisser Hinsicht eine andere Bedeutung als heute. Es bedeutete auch schon damals nicht unbedingt moralisch gut, aber dennoch - damals vor dem Christus-Ereignis im 20. Jahrhundert - hatte es noch eine gewisse Berechtigung. Aber heute im 21. Jahrhundert besteht diese Berechtigung definitiv nicht mehr. Das ist wie ein Instinkt, der nicht mehr zeitgemäss ist und durch die Empfindung der Brüderlichkeit überwunden werden muss. Darauf weist uns der sogenannte "Rassismusvorwurf" hin. Darüber habe ich im Artikel "Die Reformation der Anthroposophie in der Herstellung Eines Menschheitsbewusstseins durch den Christus - Teil 1" beschrieben.

Die Haltung vieler Anthroposophen bis heute, die im Rassismusvorwurf den damaligen Standpunkt Steiners bloss rechtfertigen wollen, ist ein Beweis dafür, dass es im Bewusstsein vieler europäischen Anthroposophen noch hartnäckig - aber meistens unbemerkt - der stolze Glaube an den "Euro-Zentralismus" lebt, der sich früher als Kolonialismus auslebte und den ich schon öfters im Blog angesprochen habe. Diejenigen, die bloss die Steiners "Ausdrücke" (ich unterscheide sie von den Gedanken selber) in Schütz nehmen wollen, wissen oft nicht, dass in ihnen volks-karmisch ein noch nicht überwundenes altes Überlegenheitsgefühl gegenüber den anderen Kulturen festsitzt, das unbemerkt sich selber geltend macht und ihr Denken beeinflusst. Umgekehrt regt sich das Volks-karmische im Bewusstsein der Rassimuskritiker an Steiner, welches nach einem karmischen Ausgleich und einer karmischen Heilung ruft.

Man kann eine solche intensive volks-karmische Kraft innerhalb der Menschheit nicht wegwischen durch eine intellektuelle Diskussion gegen die Rassismuskritiker. Man kann vielleicht dadurch in manchen Dingen eine gewisse Objektivität herstellen, dennoch kann man dadurch keine definitive Lösung finden. Der krasse Vorwurf wird dadurch nicht aufhören, denn eine solche Kraft, die nach dem Ausgleich eines alten Karma ruft, kann nicht durch den Verstand aufgelöst werden.

Eine solche Karmakraft ist eine ganz Reale, denn man hat sie aus der Zeit zwischen dem letzten Tod und der neuen Geburt mitgebracht. Wenn in einem Menschen etwas aktiv ist, das aus der vorgeburtlichen Sphäre heraus eine karmische Heilung auslösen will, ist es in Wirklichkeit eine Kraft, die aus der Ewigkeitsspähre dem Erdenleben - wie eine Instinkt - zuströmt. Dagegen hat man mit dem Verstand keine Chance. Gegenüber so einer gewaltigen Geist-Kraft, die mit den spirituell-moralischen Gesetzten der geistigen Welt unmittelbar zusammenhängt, steht der menschliche Intellekt machtlos da. Der Rassimusvorwurf sollte deshalb eine Gelegenheit sein, die in den Herzen der Anthroposophen ein bewusstes sozial-karmisches Gefühl erweckt.

Denn es kann dadurch keine Heilung stattfinden, dass die meisten Anthroposophen, die auf den Rassismusvorwurf reagieren, auf die Problempunkte, die von den Kritikern angesprochen werden, nicht eingehen. Sie gehen meistens überhaupt nicht auf die für das heutige Bewusstsein problematischen Stellen Steiners ein und stattdessen stellen sie eine andere Stelle aus einem Text Steiners entgegen, welcher den Nicht-Rassismus Steiners beweist. Allein damit kommt man heute gar nicht mehr weiter. Diese Art der Auseinandersetzung ist ein intellektuelles Nebeneinander-Hersprechen, in dem jeder aus seinem eigenen Standpunkt heraus das Entgegengesetzte behauptet, ohne das Problem wirklich einmal angenommen wird als ein Problem. Da fehlt die sozial-karmische Empfindung.

Man sollte das gegenwärtige Phänomen des Rassismusvorwurfes nicht bloss als einen "Widersacher-Angriff" abtun, sondern als eine wichtige Schicksalssprache der Anthroposophia verstehen, die auf der Erde zu einem wahren zeitgemässen Menschheitsimpuls werden will. Man kann an dieser Anforderung der Anthroposophia an uns erwachen, welche im Phänomen des Rassismusvorwurfes verborgen liegt, um den unzeitgemässen Zentralismus der weissen Menschheit und das damit verbundene Überlegenheitsgefühl abzulegen und einen gesunden und wahrhaftigen Umgang mit dem Text Steiners zu entwickeln, damit der extreme Vorwurf aufhört, der sogar die anthroposophisch-geisteswissenschaftlichen Evolutionsgesetzte selber in Frage stellen will. Das Karma der Menschheit ruft im gegenwärtigen Zeitalter des ätherischen Christus nach einer Heilung in der ganzen Welt - auch in den Herzen der Anthroposophen.


Junko Althaus















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen


Im Moment können keine weiteren Kommentare mehr entgegengenommen werden. Die nötige Zeit um sie durchzulesen und sie sorgfältig zu beantworten, sind zurzeit nicht vorhanden.

Wenn Sie mir etwas mitteilen möchten, können Sie mich per Mail kontaktieren.
Meine neue Mail-Adresse finden Sie auf der rechten Seite oben.

Junko Althaus

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.