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Freitag, 17. Dezember 2010

Wieso ich den "Verlag für Anthroposophie" übergriffig finde



Den vor einem Jahr gegründeten
"Verlag für Anthroposophie" finde ich übergriffig.


Neben den vielen Punkten, die ich nennen kann, möchte ich hier meine Empfindung : "Den Verlag für Anthroposophie finde ich übergriffig" auf folgende Weise begründen:


Der Name "Verlag für Anthroposophie" ist ein Übergriff.

Kein Verlag, der bisher die anthroposophischen Bücher herausgegeben hat, hat den Namen "Anthroposophie" auf diese Weise für sich allein beansprucht, weil die Bezeichnung "Anthroposophie" die gesamte anthroposophische Bewegung betrifft. Der Verlag der Gruppe von Judith von Halle verwendet diesen Namen für den eigenen Verlag, obwohl im Verlag nur eine ganz bestimmte Strömung, die an die Person von Judith von Halle gebunden ist, vertreten wird.

Die Anhänger von Judith von Halle im Zusammenhang mit dem Verlag scheinen keine andere Strömung innerhalb der Anthroposophie zu dulden. Auf der ersten Seite des aktuellen Verlag-Prospektes kommt ohne jegliche gedankliche Begründung und Einführung der Tatsachen eine Beschreibung wie " die Trägheit der Menschen (Anthroposophen)" vor. Hier versteh sie sich nach meiner Meinung als Moral-Erzieher, die sich erlauben, ohne dem Leser eine eigenständige Urteilsgrundlage mitzugeben, aus einer moralisch-religiösen Autorität heraus die übrigen Anthroposophen eine moralische Verbesserung zu predigen. Die Worte klingen mir so, als ob sie die von Steiner beauftragten einzig-direkten Nachfolger seien, gegenüber denen man gehorsam sein muss.

Sie vertreten trotz des Namens "Verlag für Anthroposophie"eine ganz bestimmte Auffassungsrichtung und haben keine Absicht, die anderen Strömungen innerhalb der anthroposophischen Bewegung zu respektieren. Diese Art des Moralpredigens gehört nicht zum Wesen der Anthroposophie und widerspricht auf eine offensichtliche Weise den Grundgedanken der Philosophie der Freiheit.


Selbstverständlich haben die Anhänger von Judith von Halle das Recht, ihre freie Meinung im eigenen Verlag zu publizieren, aber es besteht kein Recht, den Namen "Anthroposophie" als ihren Verlags-Namen an sich zu reissen, wenn der Verlag keine Absicht zeigt, die Anthroposophie in ihrer Universalität, die zum Teil durch unterschiedliche karmische Strömungen in entgegengesetzten Meinungen und Urteilen zum Ausdruck kommt, zu beherbergen.
(Diese Tendenz, die ich für schädlich halte, erkennt man in den meisten Veröffentlichungen der Verteidigungs-Schriften und -Aufsätzen wieder, welche die Aussagen und die Urteile von Frau von Halle und von Herrn Tradowsky parteiisch verteidigen. Frau von Halle selber zeigt stark diese Haltung in ihrer Schrift "Christusbegegnung der Gegenwart", in der sie die Anthroposophen, die nicht den alten Weg zum historischen Christus weiter verfolgen, sondern den neuen Weg zum ätherischen Christus suchen, als die berechtigte Geisteslehrin des Christus moralisch zu verurteilen versucht. Noch deutlicher wird ihre Haltung in der Schrift "Krise und Chance", wie sie die Schrift und die Person von Herrn Prokofieff auf persönliche Art angreift. In der Art und Weise, wie sie dort vorgeht, ist eine Respektlosigkeit gegenüber allen Menschen, deutlich festzustellen, welche anders denken und urteilen, nur weil sie durch die eigene anthroposophische Forschung zu einem anderen Resultat kommen. hinzugefügt am 2. 10. 2011)




Die Benennung "Verlag für Anthroposophie" ist ein Übergriff und eine Respektlosigkeit gegenüber allen anders-denkenden Menschen innerhalb der anthroposophischen Bewegung. Der Verlag scheint seine ganz bestimmte Glaubensrichtung an den Namen Anthroposophie binden zu wollen, um der Welt gegenüber ihre Führungsstellung zu zeigen, die er für sich selber auf unrechte Weise beanspruchen will. Das entspricht nicht dem modernen freien Geistesleben des Ich-Zeitalters.

Das ist ein Missbrauch einer Bezeichnung, die für den Schutz des Nebeneinander-Exsistierens und des Zusammenwirkens unterschiedlicher Strömungen und auch für den Respekt vor individuellerer Auffassungsfreiheit innerhalb der gesamten anthroposophischen Bewegung "allgemein" bleiben muss. Wenn nicht, kann man die Bezeichnung Anthroposophie im Sinne einer weltweiten universellen Bewegung bald nicht mehr verwenden. Diese Namengebung, Verlag für Anthroposophie ist auch ein Übergriff auf die offizielle Stellung, die die A. A. Gesellschaft besitzt.



Junko Althaus








Lieber Herr Wolfgang Stadler

Danke für Ihre Stellungnahme.

ich möchte Ihren zweiten Kommentar in diesem Rahmen nicht veröffentlichen, weil darin etwas enthalten ist, was nicht ich, sondern eine dritte Person ohne Begründung in seiner Arbeit abwertet. Ich nehme diese Art der willensbetont-emotionellen Kritik ohne klare Begründung in meinen Blog nicht auf, denn ich verstehe es so, dass hier kein grenzfreies Forum, sondern mein Blog ist. Aber ich mache den Anhang mit der Charakterisierung der Sekte im Artikel weg, ich wollte damit mein Urteil begründen, aber es erzeugt unnötig viele Aufregungen und Missverständnisse, die ich auch nicht will.


Ich nehme in meinem Blog die Kritik auf, die gedanklich begründet ist und in der keine aggressiven Ausdrücke überhand nehmen. Es geht dabei nicht um richtig oder falsch, sondern, das Begründen bedeutet ein Respekt gegenüber dem anderen Menschen als ein freier Geist. Wenn man kritisiert, kann man in seine Kritik eine Begründung mitgeben. Dann fühle ich mich wahrgenommen als ein Individuum, das ein individuelles Ich und einen freien Willen hat und eigenständig denkt. Dann kann ich durch diese Bereitschaft des anderen mit ihm genauso umgehen, dass er auch als ein individuelles Ich vor mir steht, egal ob er so denkt wie ich oder ganz anders. Das spielt keine Rolle. In solcher ichhaften Begegnung kann man mit der Zeit immer etwas finden, was über die blosse Polarität, die zunächst äusserlich vorhanden ist, hinausgeht.


Eine Begründung ist eine Respekt gegenüber einem anderen freien Geist und zugleich ein Versuch, in seinem Denken etwas anzusprechen, was er auch in seiner allgemeinen Geistigkeit tragen könnte.

Ein Versuch, ob ich in der Begründung eine gleiche Stelle in seinem Geist berühren kann, so wie mein Geist in sich diese Stelle bereits erkennt, wie Steiner in der Philosophie der Freiheit beschreibt. Ich darf und kann erst durch eine Begründung überhaupt in die eigene Welt eines anderen Menschen hineingehen.

Ich will nicht Frau von Halle oder ihren Anhängern oder dem Verlag verbieten, den Namen Anthroposophie zu tragen. Das ist letztlich ihre Sache und liegt in ihrer eigenen Verantwortung. Das ist klar. Aber ich finde die Art der Aufmachung auf dem letzten Programm sehr übergriffig, im dem die moralischen Urteile von Steiner

nach dem Brand des Goetheanums eins zu eins angenommen sind, die das schlechte Gewissen im Menschen erwecken können.

Solche Urteile sind ohne eine eigenständige Begründung und ohne einen eigenen Gedankenaufbau da. Ohne den damaligen Hintergrund der Urteile Steiners zu beleuchten werden sie plötzlich aufgeführt. Ich beobachte eine Tendenz an Frau von Halle und ihren Anhängern, dass sie unbewusst die Grenzen des freien Willens übergehen, weil sie nach meiner Beobachtung die Einheit unter den Menschen als oberstes Gebot empfinden, wie ein Gesetz, das unter allen Umständen eingehalten werden muss.

Ich bin nicht persönlich gegen Frau von Halle oder gegen ihren Impuls. Ich denke, es ist ihre Freiheit, wie sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse vertreten will. Sie vertritt ihre eigene Strömung. Und das möchte ich unbedingt als ihre eigene Angelegenheit voll anerkennen. Ich erlebe, dass für sie die Sache der Anthroposophie wichtig ist. Das kann ich auch empfinden.

Aber genauso vertreten die anderen Menschen ihre eigenen Ansichten und Denkweisen innerhalb der Anthroposophie. Und die entgegengesetzten Urteile sind nicht etwas, was zum Schweigen gebracht werden muss, weil sie anders sind als das, was die Strömung von Frau von Halle vertritt. Dieser Tendenz begegnete ich z.B. im Buch „Christuserfahrung der Gegenwart“ und im Anhang "Krise und Chance".

Muss immer eine Erkenntnis-Einheit unter den Menschen herrschen? Müssen die Gedanken immer in einer Einheit sein? Ist der Unterschied der Erkenntnisse ein Tabu oder eine Katastrophe? Muss man alles tolerieren, was der andere sagt? Rudolf Steiner lebt nicht mehr physisch, der früher diese Unterschiede unter einem Dach halten konnte. Die Tragik durch ein gewaltsames Erzwingen einer Einheit der Meinungen haben wir bereits sehr intensiv erlebt, nachdem er gestorben ist.

Ich verstehe den Unmut der anthroposophischen Menschen, die schicksalsmässig und karmisch nicht zur Strömung von Frau von Halle gehören und deshalb mit ihren Feststellungen grosse Mühe haben. Sie dürfen selbstverständlich zunächst so sein, so wie sie sind. Das kann man nicht direkt verändern. Die Menschen sind nicht dazu verpflichtet, alles, was sie sehen und hören, zu tolerieren. Wenn man nicht zuerst annehmen kann, dass der andere anders denken darf, dann kann man auch später kein Verständnis erreichen.

Die Forschungsergebnisse, die anders sind als ihre Feststellungen, werden als persönlicher Angriff oder persönliche Beleidigung zurückgewiesen, so wie im Anhang des Buches "Krise und Chance" steht.

Diese Art im Anhang ihres Buches „Krise und Chance“, eine Einheit in der Wahrheitsfrage ohne freie Bereitschaft des anderen Menschen zu erwarten, macht auf die Menschen den Eindruck: Man darf ihr nicht widersprechen, weil sonst die Einheit verloren geht. Und das bedeutet für die anderen Menschen, bei denen die Forschung ein absolutes Herzensanliegen ist, eine Bedrohung der Forschung, egal ob sie spirituell oder naturwissenschaftlich ist. Das ist die erste Grundsatzfrage, die vor der Frage steht, wer erkenntnismässig recht hat oder nicht, was wahr und nicht wahr ist.

Bis jetzt habe ich kaum von Seiten von Frau von Halle eine Haltung erlebt (so weit ich die Dinge gelesen habe, was veröffentlicht ist), dass sie und ihre Anhänger wirklich einmal die Kritiken und die freie Meinung anderer annehmen als solche, die diese Menschen wahrhaftig und ehrlich empfinden. Für sie und ihre Leute sind entgegengesetzte Urteile und Erkenntnisse etwas, was unnötige Polarität erzeugt. Ich denke, eine Polarität darf für ihre Empfindungen gar nicht da sein. Das bedeutet dann für sie eine absolute Entwürdigung ihrer Sache. Mir kommt es so vor, dass sie und ihre Anhänger emotionell keine Entstehung der Polarität ertragen. Diese Tendenz provoziert aber wiederum die Steigerung der Gegenstimmung, denn das ist eine Wirkung des kosmischen Gesetzes.

Die Zurückweisung von ihrer Seite erzeugt die Gefahr, dass ihre Sache wiederum teilweise von den bestimmten Menschen in Lächerlichkeit gezogen werden kann, was mich persönlich auch wieder traurig macht. Das erlebe ich als eine Art Entheiligung im Sinne einer Gegenreaktion. Aber nicht anders können manche auf die intensive Heiligung-Tendenz in der Gruppe von Frau von Halle reagieren. Das kann ich nachvollziehen. Ihre Art provoziert in manchen Menschen, ihrer Art auf eine sarkastischen Weise entgegenzuwirken. Das ist schmerzhaft.

Heute kann man nicht von den anderen Menschen eine automatische Annahme erwarten. Die Menschen dürfen denken, dürfen freie Meinungen haben und äussern, andere Ansichten oder Forschungsergebnisse offen hinstellen.

Man muss nicht eine entgegengesetzte Erkenntnis eines anderen Menschen so annehmen wie seine eigene Wahrheit wäre. Aber sie sollte in Respekt angenommen werden, vor allem, wenn sie begründet ist, als eine Wahrheit, die einfach zu diesem Menschen gehört, weil dieser Mensch in seinem freien Willen im Moment seine Wahrheit auf diese Weise hat. Das heisst: Die anderen Menschen dürfen nicht direkt willensmässig überzeugen werden, wenn man die Freiheit nicht verletzten will.

Ich kann nicht automatisch und unmittelbar willentlich darauf zielen, dass der andere seine Meinung ändert und meine Überzeugung annimmt, so wie ich sie vertrete. Das Erzwingen hat keinen Sinn. Ich kann es nur versuchen mit dem Umweg des Denkens. Wenn ich in mir einen zu starken Willen trage, den anderen unbedingt zu überzeugen, dann erzeugt mein starker Wille die Widerstände bei dem anderen Menschen, auch wenn ich gedanklich begründe.

Wenn man denkt: Das stimmt nicht, was der andere behauptet. Dann kann man sich damit auseinandersetzen, kann eine Stellungnahme geben, aber nicht eine Eintracht willensmässig erzwingen.

Der Freie Wille des Menschen ist das Heiligste im Menschsein. Dort liegt die eigentliche Heiligung eines Menschen heute. Ich bin gegen den Über-Intellektualismus, in dem die Freiheit missbraucht wird. Aber die Freiheit des Ich ist trotzdem unantastbar.

Nach meiner Wahrnehmung nimmt die Gruppe um Fr. von Halle Eintracht,Würde oder Ehre des Menschen, Höflichkeit, Ehrfurcht, Verehrung über alles ernst. Das verstehe ich, ich kenne es aus meinem Land, Japan, wie reinigend eine solche Haltung sein kann. Sie sind wichtige Qualitäten, die nicht verloren gehen dürfen. Dennoch können solche Ideale - auch wenn sie an sich gut sind - nicht automatisch über die individuelle Freiheit des Menschen gestellt werden.

Die Freiheit ist etwas, für welches der Christus sich auch heute in der geistigen Welt opfert. So kostbar und einmalig ist sie. Hätte er für die Freiheit nichts geopfert, wäre nichts von dem Christusereignis geschehen. Die Freiheit des Menschen ist aus diesem Grund heilig, ja, nach dem Mysterium von Golgatha das Heiligste für mich. Sie ist durch den Christus erhöht. Ohne die Freiheit kann die wirklich bewusste Liebe nie entstehen, auch wenn die Freiheit zunächst fast immer mit der Unzulänglichkeit des Menschen zusammen auftritt. Das kann ich wahrhaftig nicht anders empfinden.

Die Zeiten sind vorbei, in denen man die Differenzen und die Wiedersprüche nicht erlaubte. Je stärker die pauschale Ablehnung der polaren Meinungen, desto stärker kommt der Gegendruck von der anderen Seite zurück.

Ich habe keine Erwartung von mir, dass ich immer richtig sein muss und will auch nicht behaupten, dass ich immer richtig bin. Ich weiss, ich kann nicht immer vollkommen sein. In diesem Sinne ist Ita Wegman mein wirkliches Vorbild. Ich glaube wenig an den Menschen, der von sich meint, dass er immer richtig, vollkommen und unfehlbar sei. Ich folge lieber meinem Herz, das mich in mein Schicksal führt. Ich bin auf dem "richtigen" Weg, wenn ich mich im meinem Herz nicht ignoriere, auch wenn ich in manchen Dingen nicht perfekt sein kann, oder von aussen gesehen ganz daneben erscheine, denn ich stehe zu mir in meinem Herzen. Da bekomme ich später von Christus die Korrekturen, die ich nötig habe.

"(Walther Johannes) Steins Aufenthalt in Dornach wurde durch die dramatisch fortschreitenden Ereignisse auf ein Minimum beschränkt. Er konnte noch aller Ruhe von der dort künstlerisch arbeitenden Mutter Abschied nehmen. Da die österreichische Grenze geschlossen worden war, konnte ihn der zu erwartende Gestellungsbefehl in Dornach nicht erreichen. So hatte er Rudolf Steiner gefragt, was er in dieser Lage tun sollte. Dieser hatte geantwortet: "Folgen Sie der Stimme, die in Ihrem Herzen spricht. Dort werden Sie Ihr Schicksal erfahren." Das Herz hiess ihn in den Krieg ziehen."

Herbart Hahn über W. J. Stein im "Weltgeschichte im lichte des Heiligen Gral" / Walter Johannen Stein


Junko Althaus











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Junko Althaus

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