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Freitag, 30. März 2012

Zum 87. Todestag Rudolf Steiners - Die wiedergekommenen anthroposophischen Individuen und ihr umgewandelter Impuls



Nachdem der Massen-Ausschluss der Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 1935 Ostern stattfand, äusserte sich Ita Wegman einmal im persönlichen Rahmen, dass die irdische Gesellschaft zukünftig nicht obligatorisch nötig sei. Sie meinte es in dem Sinne: Die Anthroposophie hat ein irdisches Gefäss der Gesellschaft gebraucht, damit sie sich inkarnieren kann. Aber nachdem sie bereits in die Welt hinausgesetzt wurde, kann sie sich auch ohne das Gefäss der Gesellschaft weiter entwickeln. Das war die Ansicht, die für sie einzig eine Zukunftsperspektive gewesen sein muss, nachdem die mehrere tausend Mitglieder ohne klare Begründung zwanghaft ausgeschlossen wurden. Auch wenn diese privat geäusserte Meinung keine ausschliessliche Bedeutung besitzt, sollte man heute ganz besonders über diese Aussage von ihr nachdenken, um zu verstehen, was heute die Anthroposophische Gesellschaft - vor allem das Goetheanum mit dem Vostand in Dornach- für diejenigen bedeutet, die wirklich den Impuls der Anthroposophie in sich lebendig tragen.

Heute haben wir den 87. Todestag Steiners. Bis auf den heutigen Tag wurde eine heilsame Verarbeitung des Massenausschluss von Seiten von Dornach nie angestrebt. Der dritte Band der Ita Wegman Biographie von E. Zeylmans, in dem der Vorgang des Massenausschlusses mit dem massgeblichen Beweismaterial aufgezeigt wurde, ist vergriffen. Die Biographie Eugen Koliskos von Lili Kolisko ist genauso vergriffen. Es besteht für die meisten Menschen nur noch eine sehr beschränkte Möglichkeit, um sich ein Bild darüber zu machen, sich ein wenig im Flensburgerheft zu orientieren, in welchem E. Zeylmans über seine Arbeit an der Biographie Ita Wegman aussagt. Allerdings eine sachlich-goetheanistische Urteilsbildung ist dabei nicht möglich, weil das Material dazu nicht vorliegt.

Diejenigen Seelen, die sich vor 100 Jahren innig mit dem Impuls Rudolf Steiners verbanden und zum Teil nach seinem Tod in eine schwere Konfliktsituation hineinkamen - Wo sind sie und was machen sie heute? - sie sind in der Tat wieder da, um den aufgenommenen Impuls weiter zuführen.





Die irdische Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft ist ins Leben gerufen worden, damit damals der Impuls der Anthroposophie weitergehen konnte. Ausserdem war sie ein Wagnis R. Steiners, der in höchster Not stand. Für damalige Verhältnisse wurde die Gesellschaft 1923/24 durch ihn neu begründet. Unter einer völlig neuen Ordnung - dass der Vorstand einen esoterisch führenden Charakter haben sollte - allerdings es war nur möglich, weil Steiner selber den Platz im Vorstand eingenommen hatte. Mit dieser neuen Ordnung brach er in der Tat eine eiserne Regel der Esoterik: Der geistige Lehrer darf und kann nicht zugleich die weltlich-hierarchische Position einnehmen. Die geistige Welt liess ihn frei in dieser Entscheidung. Sie nahm sich bei dieser schweren Entscheidung zurück. Und Steiner entschied zuletzt ganz aus sich heraus - aus seinem Individuum heraus - ohne das eindeutige Ja-Zeichen der geistigen Führung entgegenzunehmen - was sonst nie der Fall gewesen war . Das war für ihn ein beispielloses Wagnis. Nur er sah keinen anderen Weg damals und riskierte damit alles, was er bis dahin hatte - selbst auch sein Leben. Er hat danach einige sehr bedeutende Vorträge halten können - vor allem die Karmavorträge, in denen eine neue anthroposophische Dimension zum Durchbruch gebracht wurde. Nun starb er aber kurz darauf. Zu der neuen Ordnung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Entscheidung Steiners sagte die geistige Führung tatsächlich zuerst Ja - aber nicht länger.

Was bedeutet heute diese irdische Gesellschaft und ihr Hauptsitz in Dornach, welche damals auf diese Weise zustande kam? Die irdische Gesellschaft hat lange Jahre hindurch einen gewissen Standard der nächsten Generation weiter gegeben. Um diese Funktion zu erfüllen hat die irdische Gesellschaft neben der Unterlassung der Klärung vieler sozialen und konstitutionellen Schwierigkeiten, die seit dem Konflikt nach dem Tod Steiners nie verschwanden, eine Berechtigung. Die Gesellschaft war im gewissen Sinne eine Wächterin für die Anthroposophie. Aber wie steht es mit dieser Aufgabe, die seit dem Tod Steiners immer weiter fortgesetzt wurde?




Diejenigen Individualitäten, die vor 100 Jahren mit R. Steiner auf der Erde wirkten, sind auch nach dem irdischen Tod mit ihm weiterhin verbunden geblieben. Die michaelischen Impulse, die vor 100 Jahren auf der Erde innerhalb des irdischen Gefässes der Anthroposophie erneuert wurden, bekamen eine bedeutsame Wandlung durch das Christus-Ereignis im 20. Jahrhundert, das erst nach dem Tod Steiners eingetreten ist. Der Michaelimpuls bekam eine bedeutsame Wendung durch den neuen Christuseinschlag in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Während die anderen Seelen auf der Erde nun zum ersten Mal die Anthroposophie vorfinden und in die Gesellschaft kommen und sie verwalten, verkörperten sich die ehemaligen Anthroposophen nach und nach wieder auf der Erde - so wie Steiner vorausgesagt hatte. Diese Individualitäten, die nun wieder auf der Erde erschienen sind, um zum zweiten Mal den Impuls der Anthroposophie auf der Erde zu ergreifen, machen eine nötige biographische Entwicklung durch, bis viele von ihnen wieder ihr erwachsenen Alter Ende des 20. Jahrhunderts erreicht haben. Und diese Individualitäten sind diejenigen, die am stärksten in sich den Drang spüren, die Anthroposophie auf der Erde lebendig und zeitgemäss umzuwandeln. Sie tragen in sich am stärksten den Willen, den neuen michaelischen Impuls zu vertreten, der in der geistigen Welt lebendig pulsiert und von ihnen vor der Geburt intensiv miterlebt wurde. Das ist der michaelische Impuls, der durch den menschheitlichen Christus-Einschlag eine bedeutende Wendung erfahren hat. Sie tragen in sich den Impuls der Anthroposophie, der durch einen Tod vertieft und verinnerlicht wurde.

Für sie ist der Impuls der Anthroposophie keine blosse intellektuelle Angelegenheit. Er ist für sie die existenzielle Lebensbedingung und das Herzblut. Sie brauchen deshalb nicht unbedingt einen irdischen Mitgliedsschein der Gesellschaft zum Beweis ihrer Beziehung zur Anthroposophie, weil sie in sich einen "ätherischen Schein der Anthroposophie" tragen, der unvergänglich ist und den Tod überdauert. In ihnen lebt das geistige Goetheanum, das nie zerstört werden kann. Wenn sie nach innen horchen - wenn sie ihr Herz innerlich mit ihrer Intelligenz beleuchten, können sie die Verbindungen zu den Menschen erkennen, die genauso ihr Herz der Anthroposophie hingegeben haben. Und sie erkennen eine ätherische Gemeinschaft der Anthroposophie, die durch die Schicksalsverbindungen geistig real existiert. Diese Verbindungen sind viel realer als die weltlich festgelegten irdischen Positionen oder soziale Regel nach der bloss intellektuell-hierarchischen Ordnung, welche im Goetheanum und in Dornach mehrfach praktiziert wird.

Die ätherische Gemeinschaft der Anthroposophie ist dasjenige Gefäss, das im Zeitalter des ätherischen Christus eine neue Grundlage für das lebendige Wirken der Anthroposophen bilden muss. Diese Gemeinschaft sollte immer bewusster von den Menschen ergriffen werden. Dieses Gefäss, die ätherische Gemeinschaft, schliesst die irdische Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft nicht aus. Auch sie kann zu der neuen freieren ätherischen Gemeinschaftsbildung dazu gehören. Aber das alte irdische Goetheanum in seinem geistig-reglementierenden Führungsanspruch gehört noch der ersten Phase der Anthroposophie an.

Diejenigen Individualitäten, die jetzt das zweite Mal die Anthroposophie ergreifen, sollten heute zu ihrer wichtigen Aufgabe erwachen. Ohne sie geht die Weiterführung der Anthroposophie im 21. Jahrhundert nicht. Das ist ja etwas, was Rudolf Steiner selber in einer Eindeutigkeit voraussagte. Er wiederholte es mehrmals. Ich sage nun das genau Gleiche mit meinen eigenen Worten, so wie ich es wahrnehme. Wie kommt es, dass man kaum diese Dinge thematisiert? Wie kommt es, dass man statt diese bedeutsame Voraussage Steiners zu thematisieren, von Dornach aus eine andere These verbreitet wird: als ob das Individuum von Steiner ewig in der geistigen Welt bleiben würde, um die irdische Führung der Gesellschaft in Dornach wie ein Schutzgeist zu inspirieren? Das ist eine völlig irreführende Meinung, die in Dornach traditionell ohne wirkliche Sinnzusammenhänge klar zu beleuchten immer weiter passiv angenommen und festgehalten wurde.

Die Seelen, die in diesem Leben zum ersten Mal zur Anthroposophie gekommen sind, können sich in ihrem Sinne bemühen, aber allein daraus bildet sich ein weiterführender Impuls nicht kraftvoll genug, wenn die wiedergekommenen Seelen aus ihrer Herzenserkenntnis heraus nicht massgeblich mitarbeiten würden. Ohne diese Seelen, welche die Anthroposophie jetzt zum zweiten Mal ergreifen und ihren Impuls mit dem Christus-Einschlag in dieser neuen Inkarnation auf der Erde erneuern wollen, kann eine sinnvolle Weiterführung der Anthroposophie im 21. Jahrhundert nicht möglich sein.


Junko Althaus





















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