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Montag, 25. April 2011

Marie Steiner von Sivers, Ita Wegman und Edith Maryon



Marie Steiner von Sivers und Ita Wegman waren von der Anthroposophie ausgewählte Mitarbeiterinnen

Marie S. von Sievers und Ita Wegman - diese zwei Persönlichkeiten waren diejenigen, die unter den Mitarbeitern Steiners eindeutig eine wesentlich andere Rolle als die anderen zugeteilt bekamen, ohne welche die wesentliche Entwicklung der Anthroposophie undenkbar gewesen wäre. Anders kann man sagen, Rudolf Steiner, Marie S. von Sievers, Ita Wegman hatten eine unmittelbare Beziehung zu den Geistern, die die Anthroposophie inspirierten.

Manche Anthroposophen sehen die fortgeschrittenste Schülerin in Edith Maryon. Edith Marion war unzweifelhaft eine bedeutende Persönlichkeit. Aber sie stand nicht selbsverständlich zum Wesen der Anthroposophie wie Marie von Sivers oder Ita Wegman. Sie war zwar eine bedeutende Person, aber nicht die, welche von der Anthroposophie auswählt wurde. Sie schrieb die Briefe an Steiner, als sie noch in England war. Sie aber bekam keine Antwort, kam selber nach Dornach und bot die Arbeit für die Anthroposophie an. Edith Maryon brachte sogar etwas grundsätzlich Anderes durch ihre weltliche Karriere und Ausbildung mit, das aber gänzlich hinter sich gelassen werden musste, wenn sie für die Anthroposophie arbeiten wollte. Ich habe in einem frühren Artikel eine ganz eigenartige Beziehung von Steiner zu ihr geschildert. Steiner lehnte die weltlichen Einflüsse an ihr ganz ab, die ihr die Technik und den Ruhm als eine Künstlerin gegeben hatten. Nur unter dieser Bedingung konnte eine gemeinsame Arbeit zwischen Steiner und Maryon stattfinden. Maryon war durch ihre früheren Inkarnationen eine einflussreiche Persönlichkeit, dennoch gehörte sie nicht zum Strom der Anthroposophie unmittelbar, sowie es bei Marie S. von Sivers oder Ita Wegman der Fall gewesen ist.

Anders als bei Maryon lehnte Steiner nichts an den Dingen und den Erfahrungen ab, die Marie S. von Sivers und Ita Wegman zu ihm mitbrachten. Sogar hat er sie eindeutig geschätzt und seine Arbeit darauf gebaut und öffentlich ein freundschaftliches Zusammenwirken betont. Marie S. von Sivers brachte z.B. ihr Wissen über die Kunst und die Fähigkeiten der redenden Kunst, die sie sich woanders angeeignet hatte. Ita Wegman brachte die Kompetenz als Ärztin, die ihm die Grundlage des medizinischen Wirkens ermöglichte.

Marie S. von Sivers war diejenige, die bewusst von Steiner zur Sekretärin ausgewählt wurde, ohne die er das Amt des Generalsekretärs nicht annahm. In diesem Vorgang sieht man eine unverzichtbare Beziehung zwischen ihr und der Anthroposophie. Ihr wurde durch die karmische Konfiguration und ihre Fähigkeiten eine zentrale Stellung für die Entwicklung der Anthroposophie geistig übertragen, bevor sie auf die Erde kam. Sie wurde von dem Wesen der Anthroposophia ausgewählt.

Zwar ist die Art und Weise anders, aber das Gleiche gilt bei Ita Wegman. Sie bekam schon sehr früh von Steiner wiederholt einen Hinweis darauf, dass sie beide in früheren Leben Freunde gewesen sind. Er hat ihr auf die persönliche Weise das Zeichen für die karmische Verbundenheit zum Ausdruck gebracht. Und damit war es gemeint, dass sie eine besondere Rolle für die Entwicklung der Anthroposophie zu spielen hat, die wiederum aus der besoderen karmischen Konfiguration heraus vorbestimmt war. Es ist heute nicht mehr daran zu zweifeln, denn die einzigartigen Übungen, die sie von ihm bekam, bezeugen es.

Marie Steiner und Ita Wegman waren diejenigen, die geistig, seelisch und persönlich ganz anders Steiner und seine Werke verstehen konnten. Marie S. von Sivers eher in der geistigen Klarheit und Ita Wegman eher auf eine intuitive Weise. Die beiden wussten sofort mit den Angaben Steiners etwas anzufangen, ohne das Ziel dabei zu verfehlen. Das gab Steiner eine ganz günstige Möglichkeit zu seinem Wirken. Diese Fähigkeiten hatten in dem Mass nur diese zwei Persönlichkeiten. Das allein war schon eine ganz besondere Leistung, welche natürlich nicht sofort im damaligen Leben zustande kam, sondern durch die günstigen karmischen Verbindungen und die Zusammenarbeit, die in den früheren Leben stattgefunden haben.




Die Schwierigkeiten im Umgang mit der karmischen Tatsache und ihre Folgen

Nachdem 1935 Ita Wegman und Elisabeth Vreede mit zahlreichen Mitgliedern ausgeschlossen wurden, verschwand von Dornach das Thema der Karmaerkenntnis. Es ist schmerzhaft zu erfahren, dass die Abendsvorträge Steiners während der Weihnachtstagung, die ihm so sehr am Herzen lagen, bis 1944 nicht öffentlich zugänglich waren. Marie Steiner veranlasste, dass sie bis dahin nicht veröffentlicht wurden.



Es fällt auf, dass Marie S. von Sivers bereits vor der Weihnachtstagung keine frische Kraft mehr besass, um kräftig den Neubeginn der anthroposophischen Bewegung mit zu gestalten. Ich denke, sie war bereits sehr erschöpft, weil sie bis dahin zahlreiche Schwierigkeiten durchstehen musste. Sie nahm stets enorm viel Arbeit von Steiner ab, die nur von ihr ausgeführt werden konnte. Ihre Arbeit war oft mühevoll, war wenig mit Freude verbunden. Sie verlor immer mehr Kräfte und wurde als Person streng. Die intensive Verbindung zwischen R. Steiner und Wegman war für sie nicht zu verstehen und zu akzeptieren. Steiner versuchte schon immer wieder beiden Frauen freundschaftlich zu vermitteln, aber Marie S. von Sivers lehnte Wegman ab. Und das verursachte ein tiefes Leid bei R. Steiner. Es war eine Prüfung für die Entwicklung der Anthroposophie, dass die zwei wichtigsten karmischen Ströme um Steiner durch I. Wegman und M. von Sivers harmonisch miteinander arbeiten sollten. Aber es war nicht möglich. Die harmonische Zusammenarbeit zwischen zwei karmischen Strömen von I. Wegman und Marie von Sivers, die sehr wesentlich für die weitere Entwicklung der Anthroposophie war, scheiterte.


Der Karma-Impuls, der durch die Weihnachtstagung gegenben wurde, war etwas, bei dem Marie S. von Sivers nicht als ihr innerstes persönliches Anliegen mittrug. Sie konnte die Karmaforschung nicht als ihre zentrale Aufgabe zu sehen. Sie wollte eigentlich auch nicht mehr sehr ein schwerwiegendes Amt im Vorstand übernehmen, weil sie lieber ungestört die anthroposophische Arbeit weiter pflegen, die ihr vertraut war. Diese Tatsache, dass Marie S. von Sivers nicht mehr volle Kräfte besass, hinter dem neuen Impuls der Karmaerkenntnis stand, hatte Folgen. Dieser Impuls, der die eigentliche Mission Steiners war, konnte von ihr nicht mehr so intensiv mitgetragen werden, wie bisher. Es bedeutete für den Karma-Impuls Rudolf Steinerseinen unbeschreiblich grossen Verlust. Es war eine Art des Bruches. Statt ihr rückte Wegman plötzlich in den Mittelpunkt. Eine deutliche Distanz zwischen Rudolf Steiner und Marie S. von Sivers, welche durch die Weihnachtstagung entstand, prägt bis heute die anthroposophische Bewegung und Gesellschaft. Marie von Sivers, die rechte Hand Rudolf Steiners war, konnte eben damals das Thema Karma nicht ganz zum eigenen praktischen Impuls machen. Es war dadurch bestimmt, dass das Thema Karma nach dem Tod R. Steiners nicht befördert werden konnte.

Wenn man die Geschichte der Konflikte zwischen Marie S. von Sivers und Ita Wegman nachgeht, kann man an der Art und Weise, wie durch einige junge Menschen die karmische Tatsache, die zwischen Wegman und Steiner besteht, an die Person Marie S. von Sivers herangebracht wurde, feststellen, dass es Marie S. von Sivers sehr verletzt hat. Und darin sehe ich ein klares Beispiel der Schwierigkeit im Umgang mit den karmischen Tatsachen, die wir sehr wohl im Sinn haben sollten. Und durch diesen Vorfall verschloss sich Marie S. von Sivers gänzlich vor dem Thema Karma. Man hat höchstens über das Thema Karmaerkenntnis wie etwas ganz Heiliges und etwas nie Erreichbares gesprochen. Aber die Bemühungen, wirklich praktisch an das Karma heran zu gehen, wurde wie ein absolutes Tabu empfunden. Dahinter steckt selbstverständlich die persönliche Haltung und Erfahrung Marie S. von Sivers. Die Widerstände waren damals noch sehr stark und die meisten Menschen haben noch keinen guten Umgang mit dem Thema Karma entwickeln können. Es ist biographisch verständlich, wieso Marie von Sivers diesen wichtigen Impuls Steiners nicht mehr innerlich mittragen konnte. Darin liegt ein tiefes menschliches Leid von ihr, das sie erleben musste. Man kann ihr ein Mitgefühl entgegenbringen, weil es so klar zu empfinden ist, wie viel und wie lange sie bis dahin sich stets für die Entwicklung der Anthroposophie aufgeopfert hatte. Steiner konnte durch die Kräfte Wegmans wieder einen neuen Impuls für die konkrete Weiterführung erfahren, aber Marie S. von Sivers konnte es nicht so erleben.


Marie S. von Sivers blieb bis zum Schluss ihres Lebens eher kosmisch als menschlich. Wenn ihre Individualität wieder auf der Erde ist, dann wird sie durch die bitteren Erlebnissen ihres letzten Lebens heraus wahrscheinlich ein Bedenken für das Thema Karma empfinden, auch wenn sie wieder unweigerlich die intensive innere Flamme zur Anthroposophie in sich entfaltet und wieder die kosmische Dimension der Anthroposophie auf reine und unschuldige Weise vertreten kann. Sicherlich wird sie durch den individuellen Eingriff des Christus dazu geführt, sich mit dem Thema Karma persönlich auseinanderzusetzen, was im letzten Leben durch die Konflikte mit Wegman gehindert wurde. Wegman sagte vor ihrem Tod überzeugt, dass kein schwieriges Karma mehr zwischen ihr und Marie von Sivers besteht. Das ist auch meine Überzeugung. Dennoch kann sie aus den karmischen Konsequenzen heraus wahrscheinlich eine Prüfung im neuen Leben erleben, an der sie dazu gebracht wird, nicht nur das anzunehmen, die Anthroposophie vollkommen und perfekt in ihrer reinen kosmischen Höhe zu bewahren, sondern etwas Anderes daneben auch wertzuschätzen, z.B. einen freien willensmässigen und mutigen Umgang mit der Anthroposophie, um etwas Lebenspraktisches zustande zu bringen, so wie Wegman aus ihrer warmen und liebevollen Menschlichkeit heraus unmittelbar versuchte. Und das beinhaltet eben nicht nur ein meisterhaftes theoretisches Verständnis, was der ätherische Christus ist, sondern die praktische Karmaerkenntnis im Sinne des ätherischen Christus.

Diese zwei karmischen Strömungen Wegmans und Maris von Sivers kamen bis heute innerhalb der anthroposophischen Bewegung noch nie wirklich zusammen und das verursacht die Schwächung der Entwicklung der Anthroposophie. Das ist ein wesentlicher Grund für die Stagnierung der anthroposophischen Entwicklung. Die bisherige Umgangsart mit der Anthroposophie, die von der rein-geistigen Art Marie von Sivers intensiv geprägt wurde, kann heute im 21 Jahrhundert in der Auseinandersetzung mit den Gegnern des ätherischen Christus, die den Spritualimus übermaterialisieren wollen, nicht allein standhalten. Sie wird dabei eine Ohnmacht erleben. Die rein geistig-gedankliche Art der Pflege des anthroposophischen Lebens kann nicht allein die Widerstände leisten gegenüber dem immer stärker werdenden spirituellen Materialismus, der - so wie Steiner sagt - das Christusverständnis in der alten Art konservieren will, um das gegenwärtige Wirken des Christus im Ätherischen unbemerkt zu lassen.

Junko Althaus









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