Ich liebe die saubere Forschung über alles und kann nicht zusehen, wenn diese kostbare Errungenschaft der Menschheit verletzt wird oder verloren gehen würde. Eine Wahrheit, die als solche erkennbar ist, ist für mich etwas Göttliches. Ich empfinde im höchsten Mass Ehrfurcht vor ihr. Ein Erhalten der Grundprinzipien für eine saubere Forschung möchte ich für die Zukunft unbedingt schützen helfen.
Sonntag, 5. Mai 2013
Durch wen sprach der Maitreya-Bodhisattva im 20. Jahrhundert ? Teil 3: Die Frage nach der Liebe zur Wahrheit
Die Fortsetzung von Teil 2
Nach dem
Bericht von Heinz Matile und Andreas Meister über die Untersuchung an
den sogenannten „Aufschreibungen von Polzer Hoditz“ wurden von Thomas Meyer zahlreiche
Informationen von zweiter Hand ohne wissenschaftliches Gutachten als die echten Angaben von Steiner publiziert. Diese Informationen oder die
Tagebucheintragungen von W. J.Stein über den Maitreya Bodhisattva, u.s.w. sind
weit verbreitet unter den Anthroposophen, sodass zahlreiche
anthroposophischen Autoren die Informationen, die von Thomas Meyer
veröffentlicht wurden, zitierten und sie für ihre Gedankenführung als zuverlässige
Grundlage nahmen. Der Einfluss ist sogar bis in die japanischen Schriften eingedrungen.
Nach dem Bericht von der Steffen Stiftung sogar Herr Prokofieff und Herr Peter
Tradowsky und zahlreche Autoren gehören zu denjenigen, die mit der Gedankenführung
in ihren Büchern von den Inhalten aus diesen Aufschreibungen ausgegangen sind. Jedem Leser werde ich empfehlen, die
Bericht selber durchzulesen. http://www.steffen-stiftung.ch/pdf/ludwig_polzer.pdf
Wenn ich bis jetzt die Quelle einer fragwürdigen
sogenannten Angabe Steiners untersuchte, landete ich fast immer bei Thomas
Meyer vom Perseus Verlag.
Ich habe
inzwischen die Beschreibung von Thomas Meyer selber über eine
Tagebucheintragung von W.J. Stein gefunden.
Ich
zitiere aus der obigen Seite: (fett: durch J.A.)
«Dieses Zitat beinhaltet eine
Äußerung Rudolf Steiners gegenüber Friedrich Rittelmeyer aus dem Jahre 1921.
Rittelmeyer seinerseits machte gegenüber Walter Johannes Stein Mitteilung von
dieser Äußerung. Und Stein hielt sie in seinem Tage- buch folgendermaßen fest
(siehe auch Faksimile):
«Rittelmeyer sagt: Im August 1921
sagte Dr. Steiner über Jeshu ben Pandira: Wenn wir noch 15 Jahre leben, können
wir etwas davon erleben = 1936. Jeshu ben Pandira ist am Anfang des
Jahrhunderts geboren. (Basel 1911).»
In dieser Form steht die Sache in den
durch den Waldorflehrer Erich Gabert Ende der 50er Jahre abgetippten Auszügen
aus Tagebüchern Steins. (Die Witwe Steins überließ Gabert nach Steins Tod im
Juli 1957 zu diesem Zweck die damals noch vorhandenen Tagebücher für eine
gewisse Zeit; deren Originalfassung muß wohl als verschollen gelten.) Eine
dieser Kopien gelangte Ende der 70er Jahre in meine Hand, und so gab ich Robert
Powell auf dessen Frage, ob sich bei Stein irgend etwas über den Bodhisattva
des 20. Jahrhunderts finde, meinerseits eine Kopie dieser Steinschen Aufzeichnung
in die Hand. Ich selbst habe sie dann in meiner 1989 erschienenen
Auseinandersetzung zum «Fall Tom- berg» wörtlich publiziert (Elisabeth Vreede /
Thomas Meyer; Die Bodhisattvafrage, Basel 1989, S. 165), allerdings unter
Weglassung der mir unwesentlich scheinenden Steinschen Ergänzungen «1936» und
«(Basel 1911)».
Ich habe lange angenommen (und mit
mir wohl die meisten Vetreter der Bodhisattvaschaft Valentin Tombergs, denen
diese Aufzeichnung bekannt ist), daß im Gespräch mit Friedrich Rittelmeyer beide
Sätze dieser Steinschen Aufzeichung von Rudolf Steiner stammen.
Vor ein paar Jahren stieß ich dann
jedoch in einem leider noch unveröffentlichten Typoskript von Friedrich
Rittelmeyer («Unveröffentlichte Gespräche mit Dr. Steiner») auf S. 314 auf die
folgende Äußerung:
«Es war im Hochsommer 1921. Ende Juli
oder Anfang August. Die Sprache kam darauf, ob der Bodhisattva jetzt schon auf
der Erde verkörpert sei. Dr. Steiner sagte: Wenn wir noch fünfzehn Jahre leben,
können wir noch etwas davon erleben. Das waren seine Worte. Alles andere ist
Kombination.»
Dieser von Rittelmeyer selbst
stammenden Aufzeichnung ist zu entnehmen, daß der erste Satz der Steinschen
Aufzeichnung mit Sicherheit von Rudolf Steiner stammt. Das «1936», der ganze
zweite Satz wie auch das «(Basel 1911)» müssen hingegen als eine nicht
gekennzeichnete Hinzufügung von Stein betrachtet werden. Geht man nämlich dem
Klammerhinweis nach (den wohl niemand als eine Orts- und Zeitangabe der Geburt
von Jeshu ben Pandira auffassen wollte), so kommt man auf den Vortrag Die
Ätherisation des Blutes, den Rudolf Steiner am 1. Oktober 1911 in Basel
gehalten hatte und der der einzige in Frage kommende Vortrag Steiners aus dem
Jahre 1911 in Basel ist. In diesem Vortrag kommt R. Steiner auch auf Jeshu ben
Pandira zu sprechen, von dem er angegeben hat, daß er der auf den Buddha
folgende nächste, also auch der gegenwärtige und noch für über 4000 Jahre
künftige Bodhisattva sei. Doch ist der zweite Satz der Steinschen Aufzeichnung
darin weder wörtlich noch singemäß zu finden. Dieser zweite Satz muß deshalb
als Zutat Steins betrachtet werden, der den Basler Vortrag vielleicht nur aus
der Erinnerung betrachtete und der wohl glaubte, darin eine derartige
Zeitangabe über die Geburt von Jeshu ben Pandira antreffen zu können.»
Ich
zitiere noch einmal kurz die Stelle, die direkt von Rittelmeyer stammen soll:
«Es war im Hochsommer 1921. Ende Juli
oder Anfang August. Die Sprache kam darauf, ob der Bodhisattva jetzt schon auf
der Erde verkörpert sei. Dr. Steiner sagte: Wenn wir noch fünfzehn Jahre leben,
können wir noch etwas davon erleben. Das waren seine Worte. Alles andere ist
Kombination.»
Ich weiss
zwar nichts über die Echtheit von den oben genannten "Unveröffentlichte
Gespräche mit Dr. Steiner" von Rittelmeyer. Ich kann nur dazu sagen,
dass ich im obigen Zitat keine inhaltlich neue Angabe finde. Rudolf Steiner
sprach am 4. 11. 1911 in Leibzig (GA 130, Der Vortrag "Jesu ben Pandira – Der Vorbereiter
für ein Verständnis des Christus-Impulses, Karma als Lebensinhalt") :
«Er ist nun der Bodhisattva der Menschheit, bis er einst nach
drei tausend Jahren, von heute an gerechnet, seinerseits zum Buddha aufgerückt
sein wird. Er wird also gerade fünftausend Jahre brauchen, um aus einem
Bodhisattva ein Buddha zu werden. Er, der nahezu alle hundert Jahre einmal
verkörpert gewesen ist seitdem, er ist auch jetzt schon verkörpert und wird der
eigentliche Verkünder des Christus im ätherischen Gewande sein, gleich wie er
damals den Christus als physischen Christus vorausverkündete. Und viele
von uns werden es noch selbst erleben, dass es in den dreissiger Jahren
Menschen geben wird – und später im Laufe diese Jahrhunderts immer mehr und
mehr –, die den Christus in ätherischen Gewande schauen werden. »
Die obige
Stelle wurde auch von Adolf Arenson im seinen Vortrag erwähnt. Wenn ich die
obige wort-wörtliche Aussage Steiners mit dem Inhalt aus der
angeblichen Aufzeichnung von Rittelmeyer vergleiche, kann ich einen
wirklich neuen Hinweis für diesesThema bei Rittelmeyer nicht finden. Es
war wohl kein Geheimnis, dass der Bodhisattva damals verkörpert war. Das war
schon im Jahr 1911 bekannt gegeben und jeder kann es nachlesen. Nach der
angeblichen Eintragung von Rittelmeyer hat man (oder er?) 1921 das Thema wieder
neu aktiviert, das bereits im Jahr 1911 von Steiner ausgesprochen wurde: die
gegenwärtige Verkörperung des Bodhisattva, die vor 10 Jahren bereits
ausgesprochen wurde. Hochsommer 1921 – zum Zeitpunkt, der in dem obigen
angeblichen Zitat von Rittelmeyer vorkommt, sprach Steiner nach langer Zeit
wieder in ausdrücklicher Art über den Maitreya-Bodhisattva.
Allerdings nicht «Ende Juli oder Anfang August», sondern Ende August 1921 in England.
Der
Ausdruck :"Wenn wir noch fünfzehn Jahre
leben, können wir noch etwas davon erleben. " scheint auch
die von Steiner stammende Zeitangabe von Mitte der dreissiger Jahren des
20. Jahrhunderts, wo ein besonders wichtiger Zeitpunkt für die Wiederkunft
des Christus sein soll, zu bestätigen. So aus der obigen oder den
ähnlichen Darstellungen Steiners kann man dazu kommen, dass von der
Maitreya-Wesenheit, die damals bereits verkörpert ist, gerade in den dreissiger
Jahren ein gewisses Wirken ausgehen kann. Aber die Richtigkeit der angeblich korrekten Eintragung Steins "Jeshu ben Pandira ist am Anfang
des Jahrhunderts geboren" kann nicht bestätigt
werden. Gerade diese Angabe, "Jeshu
ben Pandira ist am Anfang des Jahrhunderts geboren", die nicht
nachprüfbar ist, hat bis jetzt vor allem so viele Verwirrungen verursacht.
Die undurchsichtige
und nicht nachprüfbare Quelle ist aber bereits als gesicherte Informationen
unter den Anthroposophen weit verbreitet. Zum Teil werden solche Informationen, die nicht nachprüfbar sind, aber auch die übersinnlichen
Wahrnehmungen oder Durchsagen von einer angeblichen
geistigen Wesenheit, die aber ganz von der Darstellung Steiners abweichen, sehr ernst genommen, sodass aufgrund ihrer Inhalte
dann die authentischen Wortlaute Steiners verneint werden. Dies bedeutet der Verlust der gemeinsamen Forschungsgrundlage. Und das verursacht unweigerlich die unfruchtbaren Streite unter den Menschen.
Die Verbesserung des unbedachten Umgangs mit den undurchsichtigen Quellen werden nicht zu erreichen sein, ehe wir nicht das Respekt- und Verantwortungsgefühl
gegenüber der Wahrhaftigkeit in uns zur Steigerung bringen. Ich schreibe dies nicht, um eine Sensation zu erzielen oder
um jemanden zu tadeln. Ich nehme es als eine Gelegenheit hin, an der man die neue Aufgabe entdeckt. Dieser Fall lehrt mich, dass die Wachsamkeit gegenüber den grundsätzlichen Arbeitsprinzipien für die Forschung bis jetzt vernachlässigt wurde. So wie ich in den letzten Artikeln schrieb, handelt es sich dabei zuerst nicht einmal um eine spezifische Disziplin, die nur für die Geisteswissenschaft gilt, sondern es geht um eine ganz grunsätzliche und prinzipielle wissenschaftliche Arbeitshaltung, die jede seriöse und saubere Forschung und Urteilsgrundlage betrifft.
Ich liebe die saubere Forschung über alles und kann nicht zusehen, wenn diese kostbare Errungenschaft der Menschheit verletzt wird oder verloren gehen würde. Eine Wahrheit, die als solche erkennbar ist, ist für mich etwas Göttliches. Ich empfinde im höchsten Mass Ehrfurcht vor ihr. Ein Erhalten der Grundprinzipien für eine saubere Forschung möchte ich für die Zukunft unbedingt schützen helfen.
Ich liebe die saubere Forschung über alles und kann nicht zusehen, wenn diese kostbare Errungenschaft der Menschheit verletzt wird oder verloren gehen würde. Eine Wahrheit, die als solche erkennbar ist, ist für mich etwas Göttliches. Ich empfinde im höchsten Mass Ehrfurcht vor ihr. Ein Erhalten der Grundprinzipien für eine saubere Forschung möchte ich für die Zukunft unbedingt schützen helfen.
Teil 4 folgt
Freitag, 3. Mai 2013
Durch wen sprach der Maitreya-Bodhisattva im 20. Jahrhundert ? Teil 2: Disziplin im Umgang mit der Inkarnationsangabe
Teil 2:
Disziplin im Umgang mit der Inkarnationsangabe
Die
Frage nach dem Umgang mit dem Inkarnationsurteil
Der
Herausgeber der Vorträge Arensons und Thomas Meyer, der das Buch "Die
Bodhisattvafrage" herausgab, werfen Arenson vor, dass seine Äusserungen
wiedersprüchlich seien, weil er einserseits Steiner als Träger des
Maitreya-Bodhisattva bezeichnet, dennoch das Urteil nicht ausdrücklich
festhalten wollte, dass Steiner die Reinkarnation der Maitreya-Wesenheit war.
Es verwundert mich aber, dass dies für sie ein Problem zu sein scheint, denn es
war mir schnell klar, wieso Arenson so vorging.
Ein Grund, wieso Arenson solch ein definitives Urteil: "Steiner sei der reinkarnierte Maitreya-Bodhisttva im 20. Jahrhundert" vermieden hat, liegt für meine Empfindung darin,
Wir gehen etwas weg von dem Thema Bodhisattva, um das Thema einmal von der Seite der Forschungsdisziplin näher zu betrachten.
Beispielsweise begründen manche Beschützer von Frau von
Halle in der Öffentlichkeit die besondere Bedeutung ihres Wirkens in der
Behauptung: Sie sei die reinkarnierte Edith Maryon. Unabhängig davon, ob es richtig oder falsch ist, kann ein solcher Gesichtspunkt in keinem Fall die Qualitäts-Garantie für ihre Schriften sein. Wer sie im letzten Leben gewesen ist, kann genauso wie ihre eventuelle Nahrungslosigkeit oder die Wundmale kein Beweis für die allgemeine Richtigkeit der Darstellung in ihren Schriften sein. Ein solcher Gesichtspunkt der Inkarnation kann die bestehende Notwendigkeit für eine sachliche Auseinandersetzung mit ihren schriftlichen Darstellungen nicht ersetzen. In den Urteilen und in den Darstellungen bei Frau von Halle fehlen für zahlreiche Menschen die klaren Zusammenhänge.
Herr M.
Heinen-Anders schreibt in der Rezension Amazon zur Schrift "Zeitreisen Ein
Gegenbild Anthroposophischer Geistesforschung" in der folgenden Art:
"Leider
tut Prokofieff seinem Anliegen, nämlich über Judith von Halles
Stigmatisation
aufzuklären keinen Gefallen. Er schafft es nicht, die der Autorin
Judith
von Halle verliehenen Geistesgaben zu unterscheiden in a)
die
durch die Stigmatisation gewonnene Fähigkeit die Ereignisse um
das
"Mysterium von Golgatha" gewissermaßen "hautnah"
miterleben zu können,
was der
Autor "Zeitreisen" und "leibgebundenes" atavistisches
Sehen" nennt - und in b)
in verstärktem Maße aufgetretene Gabe einer karmischen Hellsichtigkeit,
herrührend aus einer vergangenen Inkarnation als Edith Maryon
des "Menschheitsrepräsentanten Christus" zwischen Luzifer und Ahriman)....."
(Fett durch J.A.)
|
Ich denke, dass Herr Heinen-Anders mit der
obigen Darstellung die gesunde Entwicklung der Arbeit von Frau von
Halle erschwert. In einer offiziellen Nachschrift einer esoterischen
Stunde von Steiner aus GA 266/2 findet man dazu ein mahnendes Wort.
Darin begegnet man wieder einer konsequenten Disziplin Steiners im
zurückhaltenden und intimen Umgang mit der Thematik der Inkarnation:
(Esoterische Stunde 26.8. 1911, GA 266/2, Seite 201-202)
«Aber unrecht sei es, wenn eine bestimmte lebende Persönlichkeit als die Inkarnation dieser oder jener Wesenheit hingestellt würde – möge es nun auf Wahrheit beruhen oder nicht. Es sei eines der wichtigsten okkulten Gesetz, solche Verkündigungen über lebende Menschen nicht zu machen in der Öffentlichkeit. Etwas anders sei es in einer esoterischen Stunde, wo nachgefühlt und nach gespürt werden könne, wie dieses wirkt und wie es aufgenommen wird von den einzelnen.
Es ist heute eine Zeit, in der die Menschen besonders leicht in Irrtümer verfallen. Eine solche Verkündigung würde verursachen, dass das Denken des einzelnen Hemmungen erleidet. Die Menschen würden dadurch in ihrem Denkvermögen zurückgehen.
Ernstlich gewarnt muss werden vor solchen Veröffentlichungen, die zum Zweck der Propaganda gemacht werden, und ernstlich ablehnen muss man eine etwaige Aufforderung, an solcher Propaganda teilzunehmen, jedoch mit persönlicher vollster Toleranz und dem Gefühl des Friedens gegen die Persönlichkeiten, die diesen Irrtum begehen!»
Das
Thema, Inkarnationen, verlangt von uns ein hohes Verantwortungsgefühl gegenüber
der Wahrheit und noch zusätzlich ein feines Gefühl für die Intimität. Die
Wirkung, die aus einer öffentlichen Behauptung eines solchen
Inkarnationsurteils ausgelöst wird, verhindert die inhaltliche Vertiefung der
Tatsache, die mit dem Wesentlichen einer solchen Inkarnation verbunden
ist. Wenn eine solche Information leichtsinnig und ohne Intimität in der
Öffentlichkeit weitergegeben wird, kann leicht ein Macht-Anspruch aufgrund
einer solchen echten oder vermeintlichen Tatsache erhoben werden. Dies
verhindert die Bildung der Grundlage einer seriösen Forschung. Aus diesem
Aspekt gesehen finde ich die Vorgehensart von Arenson mutig, eigenständig, aber
zugleich zurückhaltend. Und dieses Vermeiden der
Aufdringlichkeit ist nach meiner eigenen Erfahrung sehr hilfreich, um eine
gesunde seelische Hygiene in der Forschungsatmosphäre zu bewahren. Für
mich ist ein Forschungsergebnis der Inkarnationen etwas sehr Intimes. Manche möchten von mir z.B. hören über meine frühere Inkarnation oder die konkreten Forschungsergebnisse über die Inkarnationen. Aber ich halte die Prinzipien Steiners fest. Ich
gehe höchst behutsam mit einem solchen geistigen Forschungsergebnis um.
Moralische
Disziplin im Umgang mit der konkreten Angabe für die Inkarnation
Wir
kehren auf die Zitate zurück, die im Buch "Die Bodhisattvafrage" von
Thomas Meyer als Beweise angeführt werden. Sie machen mir einen
merkwürdigen Eindruck, weil an ihnen die sonstige Disziplin Steiners nicht
spürbar ist. Rudolf Steiner besass eine konsequente Disziplin im Umgang mit der
Inkarnationsfrage. Seine Angaben in Bezug auf die Inkarnationsfrage waren
höchst sparsam. Wer die Disziplin Steiners im Umgang mit der
Inkarnationsfrage gut kennt, dem fällt sofort auf, dass die zwei von Thomas
Meyer angeführten angeblichen Aussagen von Steiner merkwürdig sind. Steiner war
mit dem Benennen der konkreten Zahlenangabe für eine Inkarnation sehr
zurückhaltend.
In der
Regel gab er dem fragenden Menschen nie eine ganz konkrete Angabe für irgendwelche
Inkarnation, wenn man bloss schnell eine Antwort wollte. Vor allem, wenn man
selber daran gar nicht forschte, bekam man kaum einen Hinweis. Nur wenn
man eigenständig und ernsthaft forschte, gab er die Andeutung, in welcher
Richtig man weiter forschen soll. Nur in wenigen Fällen gab er dem Menschen
eine konkrete Angabe für seine eigene frühere Inkarnation. Wenn jemand einfach
aus Neugierde zu ihm kam, um von ihm eine fertige Antwort entgegen zu
nehmen, wurde er enttäuscht. Ohne intensive Forschungsbemühung bloss von ihm
einen konkreten Hinweis mit Zahlenangabe u.s.w. konnte man nicht haben. Wenn er
immer einfach so auf die Frage mit Ja oder Nein, z.B. geantwortet hätte und
ausserdem einen genauen Zeitpunkt der Geburt einer Individualität vorausgesagt
hätte, dann hätte man ja die ganze Geisteswissenschaft überhaupt nicht mehr
benötigt. Sie wäre ganz überflüssig. Denn man brauchte ja einfach immer nur zu
Steiner zu gehen ohne selber sich um eine Forschung zu bemühen!
Es gibt
die Angaben von ihm, aber sie wurden in den Vorträgen gegeben. Steiner hat immer wieder
verschiedene Dinge, die in der Zukunft vorkommen, vorausgesagt – z.B. dass er
und viele der damaligen Mitarbeiter von ihm wieder am Ende des 20. Jahrhunderts
zusammenarbeiten werden. Aber dies und die anderen konkreten Angaben wurden in
den Vorträgen ausgesprochen. Und sie sind nicht einfach eine Voraussage, die
man überhaupt nicht einordnen kann. Wenn er eine solche Zukunft-Angelegenheit
angibt, dann sprach er auch von den Zusammenhängen, sodass man verstand und
damit man eine Angabe besser nachvollziehen konnte. Sonst gab er oft in den
privaten Gesprächen als Antwort nur Andeutungen. Er gab nicht bloss ein Ja oder
ein Nein zurück, wodurch man seine Neugierde befriedigen konnte.
Die
Notizbucheintragung von W. J. Stein und die Eintragungen einer anonymen Person,
die angeblich richtige und authentische Aussagen Steiners wiedergeben sollen,
zeigen aber eine grosse Abweichung von der obigen Umgangsdisziplin
Steiners.
Die fragwürdigen Beweisführungen und Quellen in den Schriften Thomas Meyers
Hier
möchte ich noch einmal die Stellen zitieren.
(Die
Bemerkungen im Klammer durch J.A.)
«Walter Johannes Stein schrieb in sein Notizbuch über das
Gespräch mit Friedrich Rittelmeyer: "Rittelmeyer sagt: Im August 1921
sagte Rudolf Steiner über Jeshu ben Pandira: Wenn wir noch 15 Jahre leben,
können wir etwas davon erleben. Jesu ben Pandira ist am Anfang des Jahrhunderts
geboren." » (Eine
Bemerkung des Herausgebers des Heftes, Seite 82, Ergebnisse aus dem Studium der
Geisteswissenschaft Rudolf Steiners, Rudolf Steiner-Studienzentrum, 1980,
Verlag Die Kommenden GmbH)
Es ist
sehr merkwürdig, wenn eine solche sehr konkrete Angabe ganz persönlich nur
Rittelmeyer anvertraut worden wäre. Steiner konnte eine wichtige Tatsache aus
der früheren Inkarnation dem betreffenden Menschen andeuten, weil es für den
Menschen eine wichtige Bedeutung hat. Aber hier in der obigen angeblichen
Aussage Steiners ist es ganz zusammenhanglos, wieso gerade Rittelmeyer dies
wissen sollte. Dies ist keine persönliche Angabe, die die Person Rittelmeyer
direkt betrifft. Es ist eine Information, die alle andern Menschen auch genauso
betrifft. Hat Steiner einfach zufällig oder willkürlich, aus Lust und Laune
heraus einem Menschen so eine besondere Angabe weitergegeben? In dem obigen
Fall ist der Grund für eine solche konkrete Angabe nicht ersichtlich. Dies
weicht so stark vom sonstigen disziplinierten Verhalten von Steiner ab.
1. Wieso
sprach er von einer solchen konkreten Zeitangabe?
2. Wieso
sprach er allein nur zu Rittelmeyer so konkret?
3. Wieso
hat er dies dann den andren Menschen vorenthalten?
4. Wieso
hat er die Zusammenhänge dazu nicht gegeben?
5. Wieso
hat Rittelmeyer eine solche besondere Information nicht selber authentisch
hinterlassen?
6. Wieso
hat Rittelmeyer es einfach so an andere Menschen weiter gegeben?
Diese
Fragen ergeben sich in meinem Bewusstsein sofort. Diese Ungereimtheiten sind
klar genug, dass ich diese Angabe von W. J. Stein für nicht authentisch oder
für nicht korrekt wiedergegeben halten muss.
«Er
(Günther Wagner) möchte doch Dr. Steiner danach (ob er der Maitreya-Bodhisattva
ist oder nicht) fragen. Und er bekam die Antwort: Ich bin es nicht. Bei dem
darauffolgenden ersten Abend in Berlin referierte Dr. Steiner, was in den
verflossenen Monaten alles geschehen sei. Und er erwähnte auch die Vorträge in
Bern. Dabei unterbrach er sich in der Schilderung und sagte mit einem Unterton
in der Stimme: Im übrigen möchte ich für die, die immer gleich bereit sind, aus
ihrer Phantasie heraus Inkarnationen zu ersinnen, in Parenthese hinzufügen,
dass ich mit meiner Individualität mit dem Jesu ben Pandira nichts zu tun habe.
Die private, als zuverlässig zu betrachtende Aufzeichnung dieser
wichtigen Mitteilung wurde dem Verfasser (Thomas Meyer) von deren Empfänger
dankensweise zur Verfügung gestellt. » (Seite 247, Die Bodhisattvafrage, Elisabeth Vreede, Thomas
Meyer, Pegasus Verlag, Basel, 1989)
1. Wieso
kann er auf eine solche Frage bloss Ja oder Nein antworten? Eine solche Antwort
hilft niemand im Vorwärtskommen mit der Fähigkeit zur Geisterkenntnis. Eine
solche blosse Antwort schadet sogar der Entwicklung für eine eigenständige
Forschung.
2. Wieso
gibt er die Antwort: "Ich habe mit meiner Individualität mit dem Jesu
ben Pandira nichts zu tun", wenn er vorher selber gesagt hatte, dass eine
solche Frage nur aus einer Neugierde heraus gestellt wird? Wieso gab er
eine solche Antwort, die also bloss diese Neugierde befriedigen soll,
aber keiner eigenständigen Forschung oder Erkenntnis dient. Er würde mit einer
solchen Antwort die Menschen gerade von seiner Antwort abhängig machen. Ein
solches Verhalten ist weit entfernt von der inneren moralischen Disziplin Steiners.
Dadurch
kann ich auch diese angeblich authentische Aussage Steiners von sogenannt
zweiter Hand für nicht echt und korrekt halten.
Ich habe
mich entschlossen, diese Merkwürdigkeit zu beschreiben, weil ich dieser Art
der fragwürdigen Beweisführung durch die Tagebuch- oder der
Notiz-Eintragungen bereits früher bei Thomas Meyer begegnet bin. Dies
betrifft die äusserst konkrete Zeit- und Ort-Angabe der nächsten Inkarnation
von Steiner selber.
«Eine ihn selbst betreffende, ganz direkte Äußerung machte Rudolf Steiner 1922 in Stratford-upon-Avon. Eine Tagebuchaufzeichnungvon W. J. Stein lautet: «Caroline von Heydebrand [eine Lehrerkollegin an der Stuttgarter Waldorfschule] sagt: in Stratford 1922 sagte Dr. Steiner, er komme in 80 Jahren in Amerika wieder, das wäre auf das Jahr 2002.»
(Seite
217 (Ausgabe 1999) Ehrenfried E. Pfeiffer: Ein Leben für den
Geist. Ehrenfried Pfeiffer (1899 - 1961) (1999), Pegasus Verlag)
Ich weiss
nicht, wie es genau damit steht, dass diese Angabe aus der angeblichen
Tagebuchaufzeichnung von W.J. Stein (abermals wieder die Tagebuchaufzeichnung
von W.J. Stein) in der Biographie über E. Pfeiffer auftaucht. Und der Verfasser des Buches ist Thomas Meyer von Pegasus Verlag.
Als ich
vom Inhalt des Zitates hörte, war es für mich sofort offensichtlich, dass es
sich um eine Verfälschung handelt. Erst nachher war ich erstaunt darüber, dass
nicht wenige Menschen diese angebliche Angabe ernst nahmen. Dies war für mich ein
Beweis, dass die moralischen Disziplin Steiners im Umgang mit
diesen Dingen kaum bekannt sind. Steiner sagte, dass er nicht weiss, wann er stirbt. Es
wäre höchst merkwürdig, wenn er dennoch so genau und konkret mit Ort und Zeit die nächste
Inkarnation gewusst hätte. Ausserdem – Was für einen Sinn besteht für eine
solche Angabe? Sie ist eine Antwort, die nur die Neugierde befriedigen kann,
aber dem eigenständigen Denken schadet.
Zusammenfassend werden die bereits erwähnten Aufzeichnungen aufgezählt, die von zweiter Hand
sind, aber ohne dass der Leser ihre Echtheit nachprüfen kann, die jedoch als zuverlässige Angaben R. Steiners von Thomas Meyer behandelt werden. Dies betrachte ich als undurchsichtige und unwissenschaftliche Vorgehensweise.
1. eine
Tagebucheintragung von W. J. Stein
eine
angebliche Aussage von Steiner, die Rittelmeyer zu Stein weitergegeben haben
soll
2. eine
Aufzeichnung einer anonymen Person, die von Walter Vegelahn gehört haben soll, was Steiner
gesagt hat.
3. eine
Tagebucheintragung von W. J. Stein
Eine
angebliche Angabe von Steiner über seine eigene kommende Inkarnation, die Caroline von Heydebrand zu Stein
weitergegeben haben soll
Soweit
ich mich auskenne, gibt es noch eine ähnliche Quelle für Thomas Meyer. Das sind die angeblichen Aufschiebungen von Polzer-Hoditz, die Thomas Meyer besitzen soll. Darin sind viele einzelne Angaben über die Inkarnationen zu finden, die zum Teil die Individualität von Albert Steffen betrifft.
Heinz
Matile / Andreas Meister haben die Echtheit des Tagebuches untersuchen lassen und kamen zum Urteil, dass dieses Tagebuch gefälscht ist.
Teil 3 folgt
Donnerstag, 2. Mai 2013
Durch wen sprach der Maitreya-Bodhisattva im 20. Jahrhundert ? Teil 1 Die Schrift "Die Bodhisattvafrage" von Thomas Meyer und die Frage nach der Urteilsgrundlage
Teil 1:
Die Schrift "Die Bodhisattvafrage" von Thomas Meyer und die Frage
nach der Urteilsgrundlage
Bemerkung:
Der folgende Text wurde zu der alten Ausgabe (1989) von "Die Bodhisattvafrage" geschrieben. Ich habe erst nach der Veröffentlichung dieses Artikels von der neuen Auflage des Buches (2010) erfahren, in dem nicht nur die Vorträge von Elisabeth Vreede, sondern nun auch die von Adolf Arenson abgedruckt sind. Ich werde noch in die neue Ausgabe hineinschauen.
Durch die Schrift von Herrn Sergej O. Prokofieff
"«Zeitreisen» ein Gegenbild Anthroposophischer Geistesforschung"
(2013, Verlag am Goetheanum) ist eine sehr wesentliche Frage aktualisiert, die
für meine Empfindung bisher zu wenig berührt worden ist: die Methode der
geistigen Forschung, die Rudolf Steiner uns vermittelt hat.
Für mich persönlich ist in den Werken Steiners vor
allem Inhaltlichen die Forschungsmethode, die durch ihn vertreten wurde,
sehr wichtig. Ich liebe und schätze seine saubere methodische Vorgehensweise, in welcher
auch die beste Seite der Wissenschaftlichkeit sich darstellt, die zuerst vor allem hier in der westlichen Zivilisation entwickelt wurde. Das war auch ein Grund für mich, von Japan nach Europa zu kommen. Diese
Seite hat Steiner mit allen gewissenhaften Wissenschaftlern aus aller Welt gemeinsam,
die ohne Dogmatik arbeiten. Diese Tatsache ist für mich persönlich viel mehr wert als
seine Hellsichtigkeit. Wenn sie in seiner Geisteswissenschaft nicht vorhanden
wäre, hätte ich mich nie intensiv mit seinem Werk beschäftigt. Wenn diese saubere wissenschaftliche Vorgehensweise vernachlässigt wird, hat eine Beschäftigung mit den spirituellen Dingen für mich persönlich keinen Reiz mehr.
Der
Beginn der Erscheinung des Christus im Ätherischen im letzten Jahrhundert und
die Frage nach dem Maitreya-Bodhisattva
Über die
Frage: "Wer ist der Maitreya-Bodhisattva im 20.
Jahrhundert ?", wurde häufig unter den Schülern Rudolf
Steiners diskutiert. Diese Frage bewegte die Schüler schon zu seiner
Lebzeit sehr. Der Grund dafür kann nicht bloss als Neugierde abgetan
werden. Denn es war eine Frage, die mit der speziellen Zeitqualität innig
verbunden war. Die Schüler R. Steiners hatten dann nach seinem Tod eine
dringende Frage, wie man das kommende Ereignis ab den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts – die
Wiederkunft Christi im Ätherischen, vorbereiten soll. Einige von ihnen fühlten
sich sehr verantwortlich, weil Steiner die Anthroposophie als Vorbereitung für
die Erscheinung Christi im Ätherischen bezeichnet hatte. Der
Maitreya-Bodhisattva wurde dabei von ihm als der Verkünder des ätherischen
Christus dargestellt. Es war und ist bis heute ein Herzensbedürfnis vieler Menschen,
zu fragen, wo dieser Maitreya ist und – vor allem – was er für die Erscheinung Christi
im Ätherischen den Menschen vermitteln will.
Manche Schüler haben die Meinung vertreten, dass sie nirgendwo anders als im Wirken R. Steiners den grössten Beitrag für das Wirken des ätherischen Christus sehen könnten. Adolf Arenson sprach in den von Spannung beladenen dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts davon, dass er die Sorge habe, dass der Maitreja-Bodhisattva und sein Impuls im 20. Jahrhundert nicht erkannt werde. Diese Besorgnis von ihm ist aus der heutigen Sicht sehr bedeutsam, weil genau in dieser Zeit innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft die schweren Konflikte eskalierten und draussen die politische Macht Hitlers aufstieg. In diesem historischen Kontext stieg die Besorgnis in existentieller Weise im Herzen Arensons. Er begann damals die Vorträge über den Maitreya-Boddhisattva zu halten aus dieser echten Besorgnis heraus, als ob er schon genau vorausgeahnt hätte, was bald in der A. Gesellschaft und in der Weltpolitik auszubrechen drohte.
Manche Schüler haben die Meinung vertreten, dass sie nirgendwo anders als im Wirken R. Steiners den grössten Beitrag für das Wirken des ätherischen Christus sehen könnten. Adolf Arenson sprach in den von Spannung beladenen dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts davon, dass er die Sorge habe, dass der Maitreja-Bodhisattva und sein Impuls im 20. Jahrhundert nicht erkannt werde. Diese Besorgnis von ihm ist aus der heutigen Sicht sehr bedeutsam, weil genau in dieser Zeit innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft die schweren Konflikte eskalierten und draussen die politische Macht Hitlers aufstieg. In diesem historischen Kontext stieg die Besorgnis in existentieller Weise im Herzen Arensons. Er begann damals die Vorträge über den Maitreya-Boddhisattva zu halten aus dieser echten Besorgnis heraus, als ob er schon genau vorausgeahnt hätte, was bald in der A. Gesellschaft und in der Weltpolitik auszubrechen drohte.
Der
Maitreya-Bodhisattva und seine Bedeutung für die Geburt der eigenen
Geistesrichtung durch R. Steiner im Jahr 1912/13
Der
Maitreya-Bodhisattva hat unmittelbar mit der Geburt der Anthroposophischen
Bewegung zu tun. Ohne die Charakterisierung des Maitreyas durch
Steiner und die damit verbundene Abgrenzung der Gruppe um R. Steiner von den
restlichen Theosophen hätte sich keine eigenständige Vertiefung der
Geisteswissenschaft als Anthroposophie stattfinden können. Diese
Thematik des Maitreya und der Wiederkunft des Christus im Ätherischen, ist
unmittelbar mit dem Geburtsimpuls der Anthroposophie verbunden.
Nachdem
die Annahme, dass der indische Junge Krischnamurti als der Träger des Maitreyas
gesehen werden sollte, von Annie Besant innerhalb der Theosophischen
Gesellschaft verbreitet wurde, schied sich R.Steiner zuletzt 1912/1913 mit
zahlreichen Schülern von der T. Gesellschaft aus. Es war die Geburtsstunde der
Anthroposophie auf der Erde als eine eigenständige Richtung. In dieser
Zeitperiode sprach R. Steiner viel von dem Maitreya-Bodhisattva. In fast allen
Vorträgen, in denen er über die Wiederkunft Christi gesprochen hat, sprach er
auch vom Maitreya-Bodhisattva. Er wurde als der Verkünder des Christus im Ätherischen,
als der grösste Bringer des Christus-Impulses bezeichnet. Man hat den Eindruck,
als ob das Benennen und das Charakterisieren dieses Bodhisattvas eine geistige
Pflicht gewesen wäre, als er über dieses Zukunftsereignis, die Wiederkunft
Christi in der Mitte des 20. Jahrhunderts, gesprochen hat.
Die Bemühung Arensons um die Frage nach dem Maitreya-Bodhisattva
In den
dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts hat Adolf Arenson einen Vortrag
über den Maitreya-Bodhisattva gehalten. Darin schilderte er, dass
wohl Rudolf Steiner selber der Träger des Maitreja-Bodhisattva im 20.
Jahrhundert gewesen ist. Er entwickelt in einer vorsichtigen Vorgehensweise
diese These, sodass er den Charakter des Meitreya-Bodhisattva, wie Rudolf
Steiner ihn schilderte, sauber zusammenstellt und mit den konkreten
Errungenschaften und Leistungen R. Steiners vergleicht. Man kann in seinen
Vorträgen feststellen, dass er ein sehr feines und sensibles
Unterscheidungsvermögen für die Begrifflichkeit und die sprachlichen Ausdrücke
besitzt. Und durch die Anwendung dieser Fähigkeit bemüht er sich um
Klarheit. Allerdings – weil er im Ausdruck sehr exakt bleiben wollte,
vermied er in seinem Vortrag "Rudolf Steiner und der Bodhisattva des 20.
Jahrhunderts" ein festes Urteil auszusprechen, z.B: dass Rudolf
Steiner der reinkarnierte Maitreya-Bodhisattva sein soll. Er wich einem solchen festen Urteil aus, weil er durch eine intensive Untersuchung an dem Thema genau
wusste, dass die Inkarnation und Inkorporation einer solchen Wesenheit wie des
Bodhisattvas viel komplizierter ist als die Inkarnation eines normalen
Menschen. Er wollte nur die Zusammenhänge, die aus den Tatsachen hervorgehen, schildern und bemühte sich um die möglichst klare Formulierung der erkannten Zusammenhänge. Er kam dadurch darüber zu sprechen, dass die Impulse der Maitreya-Wesenheit im 20. Jahrhundert qualitativ klar und intensiv von Steiner vertreten wurden. Aber Arenson vermied, Steiner als den inkarnierten Maitreya-Bodhisattva zu bezeichnen, weil er eine Scheu vor diesem Ausdruck empfand, weil er die von ihm wahrgenommen geistigen Zusammenhänge möglichst exakt darstellen wollte. Einen Gesichtspunkt, den er in seinem Erkenntnisprozess noch nicht ganz reif fand, hat er lieber nicht ausformuliert. Dadurch hat er die Sache offen gelassen. Diese Art der Vorgehensweise von Arenson kommt mir sehr vertrauenswürdig, ehrlich und offen vor.
Die Frage nach der allgemeinen Wissenschaftlichkeit in der Urteilsfindung
Merkwürdig sind aber die Kommentare des Herausgebers (oder der Herausgeber? Man kann nicht wissen, wer diese Hefte zusammenstellte. Kein Name ist zu finden, nur anonym als Rudolf Steiner-Studienzentrum angegeben) in den Heften, in denen die Vorträge von Arenson über dieses Thema schriftlich festgehalten worden sind. (Adolf Arenson, Ergebnisse aus dem Studium der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners, Heft 2, Herausgegeben vom Rudolf Steiner-Studienzentrum)
Der Herausgeber schien mir keine neutrale Ansicht über diese Fragestellung zu besitzen, als ich einige Bemerkungen in den letzten Seiten las.
Sie kamen mir merkwürdig vor. Sie scheinen mir als ein
konkretes Beispiel wichtig zu sein, wenn heute die Forschungsmethode der
Geisteswissenschaft nach R. Steiner als eine gemeinsame Grundlage bewusst ergriffen
werden soll. Die unnötigen Streite würden sicher reduziert, wenn gemeinsame
Prinzipien der Geistesforschung nach R. Steiner viel klarer verinnerlicht werden
könnten.
Auf die Frage, die den ganzen Vortrag von Arenson durchzieht: War Rudolf
Steiner der Träger des Maitreya-Bodhisattva im 20. Jahrhunderts? wird innerhalb
der drei kurzen Bemerkungen im Heft 2 von dem Herausgeber mit einer klaren
Verneinung geantwortet – zwar immer mit demselben Zitat, das vermeintlich von
Rudolf Steiner stammen soll. Dieses Zitat hat die Funktion eines unwiderlegbaren Beweises, dass Rudolf Steiner kein Träger des Maitreya-Bodhisattva gewesen sein
kann.
Nun
zitiere ich wort-wörtlich, wie im bereits erwähnten Heft 2 in einer Bemerkung
die Richtung Arensons vom Herausgeber widerlegt wird. «Walter Johannes Stein schrieb in sein
Notizbuch über das Gespräch mit Friedrich Rittelmeyer: "Rittelmeyer sagt:
Im August 1921 sagte Rudolf Steiner über Jeshu ben Pandira: Wenn wir noch 15
Jahre leben, können wir etwas davon erleben. Jesu ben Pandira ist am Anfang des
Jahrhunderts geboren." » (Seite 82)
Es ist
erstaunlich, dass diese Überlieferung, die nicht einmal von Rittelmeyer selber,
sondern von zweiter Hand stammt, vom Herausgeber fraglos als
ein entscheidendes Beweismittel angeführt wird. Nicht darüber, dass der
Herausgeber in der Person Steiners keinen Träger des Bodhisattva sieht, bin ich
erstaunt. Das kann man ja auch so sehen. Wenn man einen klaren
Hintergrund für ein solches Urteil gefunden hat, kann man ja auch dies
vertreten. Allerdings bin ich sehr darüber erstaunt, dass eine solche
Notitzbuchaufzeichnung von W. J. Stein – es ist nicht einmal für den
Leser klar, ob sie eine echte ist oder verfälscht ist – für den Herausgeber als
absolut wahrhaftig und aussagekräftig gilt, sodass aufgrund dieser Information
ein definitives Urteil gefällt wird. Jeder kann wissen, dass eine solche
Information von zweiter Hand nur mit Vorsicht zu behandeln ist. Es ist nicht
einmal eine direkte Eintragung von Rittelmeyer in der eigenen Handschrift. Es
gibt bei einem solchen Inhalt aus privaten Tagebucheintragungen eine Abweichungsmöglichkeit von den Tatsachen. Die Gefahr
einer absichtlichen Verfälschung besteht in dem Fall. Es ist für mich sehr fragwürdig, dass eine solche Information von zweiter Hand eine definitive Rolle
für die Unterscheidung spielen soll. Dies ist nicht nur eine Frage der Forschungsdisziplin, die speziell für die Geisteswissenschaft gilt,
sondern, diese Disziplin gehört zu den allgemeinen wissenschaftlichen Regeln.
Mir ist
dasselbe Problem im Buch "Die Bodhisattvafrage" von Herrn Thomas
Meyer ( Pegasus Verlag 1989) begegnet. In dieser Schrift druckt Thomas Meyer die
zwei Vorträge von Elisabeth Vreede vollständig ab, in denen sie die These von Arenson
kritisch behandelt. Vreede stellt ihre These und ihre Meinung hin. Sie verneint dabei zwar die These von Arenson. Sie selber besass jedoch keinen äusseren Beweis. Nun ist es aber so, dass im weiteren in dieser Schrift wieder anhand der gleichen Methode
dasselbe Urteil durch Thomas Meyer gefällt wird, wie in dem schon erwähnten Heft. Die schon erwähnte Eintragung in der Tagebuchaufzeichnung von W. J. Stein, die für den Leser in ihrer Echtheit nicht nachprüfbar ist, wird als physischer Beweis angeführt. Anhand dieser Information verwirft Thomas Meyer die sorgfältig aufgebaute These von Arenson. Ausserdem weist Thomas Meyer auf ein zusätzliches Beweismittel hin. Allerdings ist es wieder eine Information von zweiter Hand. Thomas Meyer schreibt, dass Walter Vegelahn (1880-1959), der zahlreiche Vorträge Steiners mitstenographiert hat, "einem Besucher" in Berlin im Oktober 1958 über diese Thematik etwas ganz Konkretes mitgeteilt haben soll. Das wird von ihm weitergegeben, als eine angeblich authentische Aussage R. Steiners. Die Stelle möchte ich hier zitieren.
(Die
Bemerkungen im Klammer durch J.A.)
«Er
(Günther Wagner) möchte doch Dr. Steiner danach (ob er der Maitreya-Bodhisattva
ist oder nicht) fragen. Und er bekam die Antwort: Ich bin es nicht. Bei dem
darauffolgenden ersten Abend in Berlin referierte Dr. Steiner, was in den
verflossenen Monaten alles geschehen sei. Und er erwähnte auch die Vorträge in
Bern. Dabei unterbrach er sich in der Schilderung und sagte mit einem Unterton
in der Stimme: Im übrigen möchte ich für die, die immer gleich bereit sind, aus
ihrer Phantasie heraus Inkarnationen zu ersinnen, in Parenthese hinzufügen,
dass ich mit meiner Individualität mit dem Jesu ben Pandira nichts zu tun
habe.»
Dann
folgt die kurze Schilderung in welcher Art Thomas Meyer an diese Information
kam und wie es mit der Echtheit dieser Information stehen soll:
«Die private, als zuverlässig zu betrachtende Aufzeichnung
dieser wichtigen Mitteilung wurde dem Verfasser (Thomas Meyer) von deren
Empfänger dankensweise zur Verfügung gestellt. »
(Seite
247)
Der Leser weiss nicht einmal, wer diese Person ist, die Thomas
Meyer diese Information zukommen liess. Besagt dies, weil Thomas Meyer
eben als eine Autorität(?) diese Information für zuverlässig hält, dies für alle
Leser, die es lesen, gilt? Soll der Leser also ruhig an die Echtheit glauben, weil
er, Thomas Meyer, sie selber für zuverlässig hält?
Ich sage dazu, dass ein solches Vorgehen für mich eine Zumutung ist. Ich will sinngemäss der Geistesforschung R. Steiners die Sache erforschen und möchte keinen Garantie-Stempel von jemanden ohne die klaren Zusammenhänge als eine Urteilsgrundlage hinnehmen. Diese Vorgehensweise von Thomas Meyer widerspricht für mich nicht nur der Methode der Geistesforschung, sondern auch der Forschung jedes wirklich fundierten Wissenschafters.
Dies möchte ich aus meiner tiefsten Liebe zu einer sauberen (geistes-)wissenschaftlichen Forschungsmethode hier zum Ausdruck bringen.
Ich sage dazu, dass ein solches Vorgehen für mich eine Zumutung ist. Ich will sinngemäss der Geistesforschung R. Steiners die Sache erforschen und möchte keinen Garantie-Stempel von jemanden ohne die klaren Zusammenhänge als eine Urteilsgrundlage hinnehmen. Diese Vorgehensweise von Thomas Meyer widerspricht für mich nicht nur der Methode der Geistesforschung, sondern auch der Forschung jedes wirklich fundierten Wissenschafters.
Dies möchte ich aus meiner tiefsten Liebe zu einer sauberen (geistes-)wissenschaftlichen Forschungsmethode hier zum Ausdruck bringen.
Teil 2
folgt
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