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Einführende Gedanken des Herausgebers zur Schrift «Die moralische Intuition» von Junko Althaus
Einführende Gedanken des
Herausgebers zur Schrift «Die moralische Intuition» von Junko Althaus
Junko
Althaus, die in Japan geboren ist und bis zu ihrem 30. Lebensjahr dort lebte, wagt
sich in diesem Buch an ethische Grundfragen bezüglich der Freiheit heran, die
ihre Wurzeln scheinbar in einem ausschliesslich westlich geprägten Denken
haben. Es handelt sich um das philosophische Frühwerk Rudolf Steiners Die Philosophie der Freiheit, mit dem sich
dieser österreichische Geistesforscher am Ende des 19. Jahrhunderts der vom
Kantianismus beherrschten Doktrin des akademischen Denkens entgegenstellte.
Die
Frühwerke Steiners – «Die Philosophie der Freiheit» und «Grundlinien einer
Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung» bilden den Ausgangspunkt zu den Ausführungen von Junko Althaus. Das kommt
auch darin zum Ausdruck, dass der Titel des Buchs Die moralische Intuition direkt der Schrift Die Philosophie der Freiheit entnommen ist. Die moralische
Intuition wird nach Steiner durch die Anwendung des reinen Denkens gewonnen,
das von ihm als ein sinnesfreies, rein in sich begründetes Denken dargestellt wurde.
Es
stellt sich der Leser zur Orientierung die Frage, bevor er ein Buch in die Hand
nimmt, an wen es sich richten soll? Das Buch sollte zunächst die Antwort auf
einen Wunsch der Menschen sein, die mit mir und Junko arbeiten und arbeiteten:
Die Arbeitsweise, die wir in unseren Kursen und Ausbildungen vermittelten, in
schriftlicher Form zu dokumentieren. In diesem Prozess stellte sich auch die
Frage bezüglich der inneren Haltung: Inwiefern entspricht meine Erkenntnishaltung
dem geistigen Anliegen, welches uns die Philosophie der Freiheit nahe legen
will? Wann ergibt sich ein Widerspruch, in dem ich zwar scheinbar korrekt
die Anregungen verwende, die Steiner später
in seiner als Anthroposophie bezeichneten Geisteswissenschaft entwickelte, und dennoch
entfremdet sich meine Ausführung vom
ethischen Freiheitsimpuls, der von seinem Frühwerk ausgeht?
Dies
kann zu der Frage werden: Wie kommt es, dass man überzeugt ist,
aus dem Geist der Philosophie der
Freiheit zu denken und zu handeln, – bei näherem Zusehen muss man allerdings feststellen, einem in sich unbewusst und
tief verwurzelten Kantianismus, den Steiner überwinden wollte, verfallen zu
sein? Der kantianische Ansatz ist im westlichen Denken viel tiefer verankert
als man sich normalerweise vorstellt. Aus dem Grund geschieht es leicht, dass Anthroposophie von uns wenig im Geiste Steiners, sondern
viel mehr in kantianischer Gebots- und Pflicht-Haltung vertreten wird. Damit
ein Unterschied zwischen den beiden Erkenntnishaltungen klar wahrgenommen
werden kann, dazu war es nötig, dass die
Autorin im ersten Kapitel mit dem Kategorischen
Imperativ Kants sich auseinandersetzen wollte, um dann in weiteren Kapiteln Die Idee der Freiheit in ihrer Verwirklichung
als Moralische Intuition als Antwort hinzustellen.
Die
Art und Weise wie Junko Althaus dieses Thema angeht, erscheint mir in der
Landschaft der bis dahin erschienenen Aufsätze, die sich mit der im Werk Rudolf
Steiners betonten Gegensätzlichkeit zu Kant auseinandersetzten, noch neu. Denn
bis dahin wurde meistens nur dem Gesichtspunkt Grenzen der Erkenntnis Aufmerksamkeit geschenkt. Mit Junko Althaus
tut sich dieser ebenso wichtige Aspekt in der
Auseinandersetzung zwischen Steiner und Kant auf. Ihn ins Auge zu
fasssen, erscheint mir gerade für die Herausforderungen, vor denen wir im
Umgang mit dem Werk Rudolf Steiners stehen, von ausserordentlicher Wichtigkeit
zu sein.
Christian Althaus
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Junko Althaus
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