Montag, 6. Mai 2013

Durch wen sprach der Maitreya-Bodhisattva im 20. Jahrhundert ? Teil 4: Rudolf Steiner und der Maitreya-Boddhisattva





Die Fortsetzung von Teil 3

Es war mir ein wichtiges Anliegen, ausführlich über die Schwierigkeit in der Annahme der nicht nachprüfbaren Informationen in der Schrift "Die Bodhisattvafrage" oder auch in den andren Schriften von Thomas Meyer zu sprechen, bevor ich nun auf das Thema "Durch wen sprach der Maitreya-Bodhisattva im 20. Jahrhundert? " näher eingehe. Denn für mich ist fruchtbare Forschung auf der Basis einer undurchsichtigen Informationsgrundlage nicht möglich. Ich wollte deshalb zuerst die Informationen für den Ausgangspunkt sortieren, um die Hindernisse für die Forschung wegzuräumen.



Die These von Vreede – Ist Steiners Strömung ganz verschieden von der des Maitreya-Boddhisattva?

Nun möchte ich in diesem Teil 4 auf die These von Elisabeth Vreede eingehen, welche in ihren von Thomas Meyer abgedruckten Vorträgen im Buch "Die Bodhisattvafrage" zum Ausdruck kommt. Vreede verwendete für ihre Gedankenführung keine unsichere Quelle für eine definitive Urteilsbildung. Allerdings liegt das Wesentliche ihrer These eindeutig in der Überzeugung, dass die Maitreya-Bodhisattva-Strömung  eine gänzlich von der Strömung Steiners verschiedene sei. Mir scheint der zweite Vortrag (11. 07. 1930) wichtig zu sein, um diese von ihr vertretene These genauer kennenzulernen. Vreede sprach es so aus:

«Ich habe ja schon gesagt, wie man bei Rudolf Steiner durch alle die Jahre hindurch den Eindruck haben konnte, dass er zu einer ganz anderen Strömung gehörte wie der mit dem orientarischen Geistesleben verwandten Strömung der Bodhisattvas, trotzdem er zu allen Geistesströmungen Beziehungen hatte.»


«Ich glaube, man könnte doch ein Gefühl entwickeln, wie verschieden die Bodhisattva-Strömung ist von der unsrigen. »

In den obigen Zitaten kann man ihren Standpunkt gut ablesen. Eines fiel mir schnell auf: Vreede charakterisierte bei der Urteilsbildung kaum die innere Qualität der Maitreya-Wesenheit, wie sie von Steiner ausgeführt wurde. Sie zählt einzig die Leistungen Steiners nacheinander auf und stellt im Anschluss daran ihr Urteil hin, dass sie darin keine Verbindung zur Strömung des Maitreya-Bodhisattva sehe. Dagegen nahm Arenson sich in seinen Vorträgen Zeit, um die hervorstechenden Gesichtspunkte im Charakters des Maitreya-Bodhisattva, wie er sie in den Vorträgen Rudolf Steiners wahrnahm, zu schildern. Erst anhand der Übreinstimmung der Qualitäten kommt er zum Urteil, dass durch Steiner selber der Maitreya-Bodhisattva im 20. Jahrhundert gewirkt habe, um den Christus im Ätherischen voraus zu verkünden.

Vreede schilderte, dass die Strömung Steiners nach ihrer Empfindung zur Strömung des vergangenen Buddha – Gautama Buddha – gehört, der im Sinne Michaels innig mit Christian Rosenkreuz zusammenarbeitet. Und sie ist überzeugt, dass die Geistesart Steiners nicht zur Strömung des Zukunftsbuddha, des Maitreya-Bodhisattva, gehört. Diese Stelle wird zitiert:

«Wenn man nun einerseits den Zusammenhang von Michael mit unserer Bewegung bedenkt, andererseits die Tatsache, dass der Buddha selber durch Christian Rosenkreuz seine Mission auf dem Mars zuerteilt bekam und auch mit der Strömung des Christian Rosenkreuz ist unsere Bewegung ja eng verbunden –, dann kann man sich doch nicht das Gefühl verschiessen, dass hier, am Ausgangspunkt gleichsam unserer eigenen selbstständigen Gesellschaft uns gezeigt werden sollte, dass die vorhergehende Bodhisattva-Linie in Verbindung steht mit unserer eigenen Strömung, dass sie durch die Wesenheit des Christian Rosenkreuz und des Michael hineinmündet in unsere – das ist: in Rudolf Steiners Bewegung.»

Ihr gedanklicher Aufbau zum Urteil im obigen Vortrag scheint mir nicht genügend zu sein. Die Begründung kommt mir vage und verschwommen vor. Allerdings werden von Elisabeth Vreede die wesentlichen Charakterzüge Steiners als diejenige Punkte  aufgezählt, die nach ihr auf die Verschiedenheit Steiners vom Maitreya-Boddhisattva hinweisen sollen. Es ist nun höchst interessant, dass gerade diese von ihr hevorgehobenen Gesichtspunkte für die spezielle Eigenschaft Steiners exakt mit der Charakterisierung des Maitreya-Boddhisattva, wie sie von Steiner selber gegeben wurden, übereinstimmen. Die Punkte,  mit denen Vreede die Entfernung Steiners vom Boddhisattva beweisen wollte, üben auf mich gerade eine entgegengesetzte Wirkung aus. Vreede gibt an, dass die Weihnachtstagung oder die Mysteriendramen, die Fortsetzung eines übersinnlichen Kultus sein sollen. Anschliessend kommt sie auf ein wichtiges Prinzip für das Wirken Steiners zu sprechen:

«Ganz besonders ergreifend kommt mir immer der Moment vor, wo Rudolf Steiner in Arnheim in einem Mitgliedervortrag davon sprach, dass Michael denjenigen Menschenseelen, die in der übersinnlichen Schule seine Impulse aufnahmen, die zur Anthroposphie geführt haben, die Mahnung gegeben hat, bei ihrer Verkörperung hier auf Erden möglichst nur durch das Wort zu wirken, nicht in erster Linie durch die Schrift, durch den gedruckten Buchstaben. Wer hat diesen Auftrag so erfüllt wie Rudolf Steiner, der Schöpfer der Anthroposophie! Nicht hat er selbstverständlich gemeint, dass bei uns gar nichts geschrieben oder gedruckt werden sollte, denn dann könnten wir nicht eine wirklich zeitgemässe Bewegung sein, aber auf die Art seines eigenen Wirkens durch die Vorträge, durch die zahllosen Einzelgespräche hat er doch mit diesen Worten hingewiesen. – Man möchte bei alle dem fragen. Wo kommt da der Boddhisattva hinein? Ich glaube, man könnte doch ein Gefühl dafür entwicklen, wie verschieden die Bodhisattva-Strömung ist von der unsrigen. »

Im obigen Zitat wird von Vreede als wesentlicher Charakterzug für das Wirken Steiners die Übermittlung der Inhalte durch das lebendige Wort genannt. Vreede sah im Praktizieren dieser Disziplin, durch das lebendiges Wort, das von Mensch zu Mensch strömt, um in lebendiger Unmittelbarkeit den geistigen Gehalt zu vermitteln, einen ganz wesentlichen Charakterzug Steiners. Dem Leser, der die Charakterisierung des Maitreya-Boddhisattva Steiners aus seinen Vorträgen gut kennt, fällt nun aber auf, dass gerade der von Vreede genannte Wesenszug ein wesentliches Charakter-Merkmal des Maitreya-Bodhisattva ist. 

Steiner wiederholte in zahlreichen Vorträgen, dass der Maitreya-Bodhisattva durch das Wort wirkt. Durch das Wort bringt er das Gute und leistet die entscheidende Hilfe zum Verständnis des Christus. Das eigentliche Werkzeug für das Wirken des Maitreya-Boddhisattva ist das lebendige Wort, das von ihm gesprochen wird. Steiner sagt, dass der Maitreya-Boddhisattva diese Mission, durch das Wort das Gute zu bringen, erst in der fernen Zukunft als Buddha vollenden kann. Das physische Werkzeug – der entsprechend vergeistigte Kehlkopf – mit dem der Boddhisattva seine Mission vollenden kann, hat die heutige Menschheit noch nicht zur Verfügung. 

«Der Bodhisattva, der einst als Jeshu ben Pandira lebte, kommt immer wieder in menschlichen Leibe auf unsere Erde herab und wird auch fernerhin immer wiederkommen, um seine übrige Aufgabe, seine besondere Mission zu erfüllen, die heute noch nicht ausführbar ist. Wenn sie in ihrer Vollendung auch schon hellseherisch vorausgesehen werden kann, so kann doch noch kein Kehlkopf die Laute jener Sprache hervorbringen, die gesprochen werden wird, wenn dieser Bodhisattva zum Buddha aufsteigt. » (GA 130, 18.11. 1911)

Niemand hat so zahlreiche Vorträge gehalten, um die geistigen Inhalte in lebendiger Sprache den Menschen weiter zu geben, wie Rudolf Steiner. Sein Werk hat er durch die lebendige Sprache geschaffen. Seine Fähigkeit liegt darin, dass er eine aussergewöhnlich schöpferische Fähigkeit besass, die geistige Wahrnehmung in exakter Logik zu verarbeiten, um sie zuletzt in eine reine Begrifflichkeit zu transformieren, sodass sie jedermann logisch-gedanklich nachvollziehen kann. Dieses Nachvollziehen ermöglicht uns auch die tiefe Gemütsbewegung und die Entfaltung der eigenen Impulse. Durch die unmittelbare Vermittlung durch die Sprache erreichte er die Seele vieler Menschen. 

Die besondere Beziehung Steiners zum Logos und zu den Logosmysterien ist inzwischen auch an einer früheren Inkarnation von ihm, als Kratylos in den ephesischen Mysterien, bekannt geworden. Die spezifische Leistung und die Einzigartigkeit Rudolf Steierns stimmen gerade überein mit der speziellen Aufgabe des Maitreya-Bodhisattva, der an der Vergeistigung der Sprachfähigkeit durch die Umwandlung des Kehlkopfes arbeitet, um dies in 3000 Jahren als seine ganz besondere Mission zu vollenden. Auch wenn der Maitreya-Bodhisattva heute noch weit entfernt von der vollkommenen Stufe steht, die er später als Buddha erreichen kann, muss man dennoch an ihm bereits die ausserordentliche Fähigkeit im Wirken durch das Wort wahrnehmen und beobachten. Diese Einzigartigkeit trifft auf das Wirken Rudolf Steiners zu. 



Das Missverständnis Vreedes in der Bodhisattvafrage – durch ein Vorurteil


Die bereits zitierte Stelle aus dem erwähnten Vortrag Vreedes möchte ich näher betrachten:

«Ich habe ja schon gesagt, wie man bei Rudolf Steiner durch alle die Jahre hindurch den Eindruck haben konnte, dass er zu einer ganz anderen Strömung gehörte wie der mit dem orientalischen Geistesleben verwandten Strömung der Bodhisattvas, trotzdem er zu allen Geistesströmungen Beziehungen hatte.»

Sie bezeichnet die Strömung des Maitreya-Bodhisattva als eine «mit dem orientalischen Geistesleben verwandten Strömung der Bodhisattvas». Diese Stelle scheint mir zu bezeugen, dass Vreede von einem typischen Vorurteil der europäischen Menschen nicht frei war. Sie spricht, dass die Strömung der Boddhisattvas (Mehrzahl), nicht mit der Strömung Steiners übereinstimmen kann, weil sie östlich ist. Sie sagt aber nicht, was sie darunter genau versteht. Mir scheint, dass Vreede damit sagen will: „Die Bodhisattvas stehen in der Tradition des Ostens, können deshalb nicht mit der westlich-europäischen Strömung Steiners übereinstimmen.“ Eine ähnliche Begründung habe ich oft von den europäischen Menschen gehört z.B.: „Die Strömung Steiners ist die westlich-europäische, sie ist die rosenkreuzerische. Sie hat nicht mit der östlichen Strömung zu tun, die mit dem Maitreya-Bodhisattva zu tun hat.“ Dies ist ein Vorurteil, der in vielen westlich-europäischen Anthroposophen lebt. Wir schauen näher, was Rudolf Steiner über die Strömung des Maitreya-Boddhisattva sagte.

«In unserer Menschheitsentwicklung wirken zwei Strömungen. Die eine ist die Weisheits- oder Buddha-Strömung, die höchste Lehre von Weisheit, Herzensgüte und Erdenfrieden. Dass diese Buddha-Lehre in alle Herzen wirksam einziehen könne, dazu ist der Christus-Impuls unerlässlich. Die zweite ist die Christus-Strömung, welche hinaufführen wird die Menschheit von dem Intellektualismus über den Ästhezismus zur Moralität. Und der grösste Lehrer des Christus-Impulses wird immerzu sein der Nachfolger des Buddha, jener Boddhisattva, der sich immer wieder inkarniert und der zum Maitreya-Buddha wird nach dreitausend Jahren. » (GA 130, 21. 09. 1911, aus dem Vortrag Buddha und Christus, Die Spähre der Boddhisattva)


Aus obigen Zitat geht hervor, dass die geistige Strömung des Maitreya-Bodhisattva gerade die christliche Strömung ist. Vreede schien die Vorstellung nicht überwunden zu haben, dass die Boddhisattvas nur für den Osten arbeiten würden. Deshalb kam sie auch zu dem bereits zitierten Urteil. Der Maitreya-Bodhisattva leitet aber die Christus-Strömung, in der zuerst vor allem im Westen und in den europäischen Kulturen intensiv die intellektuelle Kultur entwickelt wurde, die aber nach und nach zur allgemeinen Fähigkeit der Menschheit wurde. Die geistige Strömung dieses Zukunftsbuddha ist der Weg, der die Menschheit vom Denken zur Entfaltung des Gemüts (Ästhezismus) und zur Verwirklichung der Moral führt. Wenn man die zahlreichen Charakterisierungen Steiners über den Maitreya-Bodhisattva folgt, begegnet man der mit dem obigen Inhalt verwandten Darstellung. Diese Strömung, die vom Denken ausgeht, ist auch der Weg, der von Rudolf Steiner entwickelt und vertreten wurde. 

Nicht wenige Menschen haben ein ähnliches Vorurteil wie Vreede, sodass der Maitreya-Boddhisattva eine typisch östliche Figur ist, die mit der westlichen Kultur kaum etwas zu tun hat. Aber der gegenwärtige Bodhisattva ist nach Steiners Darstellung gerade derjenige, der in der Kultur des Denkens verwurzelt ist. Er ist kein Wesen, das ausschliesslich den östlichen Charakter sich verkörpert. Er ist der grösste Lehrer für das Christus-Verständnis und arbeitet an der schöpferischen Vereinigung zwischen Ost und West – vom modernen Denken ausgehend. Nach Steiner ist der Maitreya-Bodhisattva ein Wesen, das daran arbeitet, das moderne klare Denken mit der tiefen Innerlichkeit zu verbinden, sodass die Vereinigung des Denkens mit der innigsten Moral verwirklicht werden kann. Der Maitreya-Boddhisattva arbeitet daran, dass die hohe Moralität (Osten) und die klare Intelligenz (Westen) harmonisch vereint werden. Vreede behauptete, dass kein Einfluss des Meitreya-Bodhisattva in der Schrift der Philosophie der Freiheit zu finden sei. Aber der obige Charakter des Maitreya-Bodhisattva, der z.B. in GA 130 ausgeführt wird, erinnert unmittelbar an "die moralische Intuition" in der "Philosophie der Freiheit". 

Das Vorurteil, das aus der Oberfläche des Kulturunterschieds stammt, verhindert ein geistiges Verständnis der Tatsache um den Maitreya-Bodhisattva. In der geistigen Welt arbeiten alle Religionen und Weltanschauungen im verbindenden Geist der Menschheit des Christus zusammen. Auch der Maitreya-Boddhisttava arbeitet heute intensiv an diesem Ziel.



In der Forschung an diesem Thema nahm ich die Schrift von Heinz Eckhoff "Rudolf Steiners Aufgabe unter den Grossen Eingeweihten. Gedanken zur Bodhisattva-Frage" (1997, J. Ch. Mellinger Verlag) als eine Orientierungshilfe neben der Gesamtausgabe. Man sieht, dass der Verfasser sich vielseitig mit dem Thema auseinandergesetzt hat. In der Schrift sind die interessanten und inspirierenden Anregungen und auch die wichtigen Zitaten von Steiner für dieses Thema zu finden.



Teil 5 folgt
































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Junko Althaus

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