Die Fortsetzung von Teil 2
Nach dem
Bericht von Heinz Matile und Andreas Meister über die Untersuchung an
den sogenannten „Aufschreibungen von Polzer Hoditz“ wurden von Thomas Meyer zahlreiche
Informationen von zweiter Hand ohne wissenschaftliches Gutachten als die echten Angaben von Steiner publiziert. Diese Informationen oder die
Tagebucheintragungen von W. J.Stein über den Maitreya Bodhisattva, u.s.w. sind
weit verbreitet unter den Anthroposophen, sodass zahlreiche
anthroposophischen Autoren die Informationen, die von Thomas Meyer
veröffentlicht wurden, zitierten und sie für ihre Gedankenführung als zuverlässige
Grundlage nahmen. Der Einfluss ist sogar bis in die japanischen Schriften eingedrungen.
Nach dem Bericht von der Steffen Stiftung sogar Herr Prokofieff und Herr Peter
Tradowsky und zahlreche Autoren gehören zu denjenigen, die mit der Gedankenführung
in ihren Büchern von den Inhalten aus diesen Aufschreibungen ausgegangen sind. Jedem Leser werde ich empfehlen, die
Bericht selber durchzulesen. http://www.steffen-stiftung.ch/pdf/ludwig_polzer.pdf
Wenn ich bis jetzt die Quelle einer fragwürdigen
sogenannten Angabe Steiners untersuchte, landete ich fast immer bei Thomas
Meyer vom Perseus Verlag.
Ich habe
inzwischen die Beschreibung von Thomas Meyer selber über eine
Tagebucheintragung von W.J. Stein gefunden.
Ich
zitiere aus der obigen Seite: (fett: durch J.A.)
«Dieses Zitat beinhaltet eine
Äußerung Rudolf Steiners gegenüber Friedrich Rittelmeyer aus dem Jahre 1921.
Rittelmeyer seinerseits machte gegenüber Walter Johannes Stein Mitteilung von
dieser Äußerung. Und Stein hielt sie in seinem Tage- buch folgendermaßen fest
(siehe auch Faksimile):
«Rittelmeyer sagt: Im August 1921
sagte Dr. Steiner über Jeshu ben Pandira: Wenn wir noch 15 Jahre leben, können
wir etwas davon erleben = 1936. Jeshu ben Pandira ist am Anfang des
Jahrhunderts geboren. (Basel 1911).»
In dieser Form steht die Sache in den
durch den Waldorflehrer Erich Gabert Ende der 50er Jahre abgetippten Auszügen
aus Tagebüchern Steins. (Die Witwe Steins überließ Gabert nach Steins Tod im
Juli 1957 zu diesem Zweck die damals noch vorhandenen Tagebücher für eine
gewisse Zeit; deren Originalfassung muß wohl als verschollen gelten.) Eine
dieser Kopien gelangte Ende der 70er Jahre in meine Hand, und so gab ich Robert
Powell auf dessen Frage, ob sich bei Stein irgend etwas über den Bodhisattva
des 20. Jahrhunderts finde, meinerseits eine Kopie dieser Steinschen Aufzeichnung
in die Hand. Ich selbst habe sie dann in meiner 1989 erschienenen
Auseinandersetzung zum «Fall Tom- berg» wörtlich publiziert (Elisabeth Vreede /
Thomas Meyer; Die Bodhisattvafrage, Basel 1989, S. 165), allerdings unter
Weglassung der mir unwesentlich scheinenden Steinschen Ergänzungen «1936» und
«(Basel 1911)».
Ich habe lange angenommen (und mit
mir wohl die meisten Vetreter der Bodhisattvaschaft Valentin Tombergs, denen
diese Aufzeichnung bekannt ist), daß im Gespräch mit Friedrich Rittelmeyer beide
Sätze dieser Steinschen Aufzeichung von Rudolf Steiner stammen.
Vor ein paar Jahren stieß ich dann
jedoch in einem leider noch unveröffentlichten Typoskript von Friedrich
Rittelmeyer («Unveröffentlichte Gespräche mit Dr. Steiner») auf S. 314 auf die
folgende Äußerung:
«Es war im Hochsommer 1921. Ende Juli
oder Anfang August. Die Sprache kam darauf, ob der Bodhisattva jetzt schon auf
der Erde verkörpert sei. Dr. Steiner sagte: Wenn wir noch fünfzehn Jahre leben,
können wir noch etwas davon erleben. Das waren seine Worte. Alles andere ist
Kombination.»
Dieser von Rittelmeyer selbst
stammenden Aufzeichnung ist zu entnehmen, daß der erste Satz der Steinschen
Aufzeichnung mit Sicherheit von Rudolf Steiner stammt. Das «1936», der ganze
zweite Satz wie auch das «(Basel 1911)» müssen hingegen als eine nicht
gekennzeichnete Hinzufügung von Stein betrachtet werden. Geht man nämlich dem
Klammerhinweis nach (den wohl niemand als eine Orts- und Zeitangabe der Geburt
von Jeshu ben Pandira auffassen wollte), so kommt man auf den Vortrag Die
Ätherisation des Blutes, den Rudolf Steiner am 1. Oktober 1911 in Basel
gehalten hatte und der der einzige in Frage kommende Vortrag Steiners aus dem
Jahre 1911 in Basel ist. In diesem Vortrag kommt R. Steiner auch auf Jeshu ben
Pandira zu sprechen, von dem er angegeben hat, daß er der auf den Buddha
folgende nächste, also auch der gegenwärtige und noch für über 4000 Jahre
künftige Bodhisattva sei. Doch ist der zweite Satz der Steinschen Aufzeichnung
darin weder wörtlich noch singemäß zu finden. Dieser zweite Satz muß deshalb
als Zutat Steins betrachtet werden, der den Basler Vortrag vielleicht nur aus
der Erinnerung betrachtete und der wohl glaubte, darin eine derartige
Zeitangabe über die Geburt von Jeshu ben Pandira antreffen zu können.»
Ich
zitiere noch einmal kurz die Stelle, die direkt von Rittelmeyer stammen soll:
«Es war im Hochsommer 1921. Ende Juli
oder Anfang August. Die Sprache kam darauf, ob der Bodhisattva jetzt schon auf
der Erde verkörpert sei. Dr. Steiner sagte: Wenn wir noch fünfzehn Jahre leben,
können wir noch etwas davon erleben. Das waren seine Worte. Alles andere ist
Kombination.»
Ich weiss
zwar nichts über die Echtheit von den oben genannten "Unveröffentlichte
Gespräche mit Dr. Steiner" von Rittelmeyer. Ich kann nur dazu sagen,
dass ich im obigen Zitat keine inhaltlich neue Angabe finde. Rudolf Steiner
sprach am 4. 11. 1911 in Leibzig (GA 130, Der Vortrag "Jesu ben Pandira – Der Vorbereiter
für ein Verständnis des Christus-Impulses, Karma als Lebensinhalt") :
«Er ist nun der Bodhisattva der Menschheit, bis er einst nach
drei tausend Jahren, von heute an gerechnet, seinerseits zum Buddha aufgerückt
sein wird. Er wird also gerade fünftausend Jahre brauchen, um aus einem
Bodhisattva ein Buddha zu werden. Er, der nahezu alle hundert Jahre einmal
verkörpert gewesen ist seitdem, er ist auch jetzt schon verkörpert und wird der
eigentliche Verkünder des Christus im ätherischen Gewande sein, gleich wie er
damals den Christus als physischen Christus vorausverkündete. Und viele
von uns werden es noch selbst erleben, dass es in den dreissiger Jahren
Menschen geben wird – und später im Laufe diese Jahrhunderts immer mehr und
mehr –, die den Christus in ätherischen Gewande schauen werden. »
Die obige
Stelle wurde auch von Adolf Arenson im seinen Vortrag erwähnt. Wenn ich die
obige wort-wörtliche Aussage Steiners mit dem Inhalt aus der
angeblichen Aufzeichnung von Rittelmeyer vergleiche, kann ich einen
wirklich neuen Hinweis für diesesThema bei Rittelmeyer nicht finden. Es
war wohl kein Geheimnis, dass der Bodhisattva damals verkörpert war. Das war
schon im Jahr 1911 bekannt gegeben und jeder kann es nachlesen. Nach der
angeblichen Eintragung von Rittelmeyer hat man (oder er?) 1921 das Thema wieder
neu aktiviert, das bereits im Jahr 1911 von Steiner ausgesprochen wurde: die
gegenwärtige Verkörperung des Bodhisattva, die vor 10 Jahren bereits
ausgesprochen wurde. Hochsommer 1921 – zum Zeitpunkt, der in dem obigen
angeblichen Zitat von Rittelmeyer vorkommt, sprach Steiner nach langer Zeit
wieder in ausdrücklicher Art über den Maitreya-Bodhisattva.
Allerdings nicht «Ende Juli oder Anfang August», sondern Ende August 1921 in England.
Der
Ausdruck :"Wenn wir noch fünfzehn Jahre
leben, können wir noch etwas davon erleben. " scheint auch
die von Steiner stammende Zeitangabe von Mitte der dreissiger Jahren des
20. Jahrhunderts, wo ein besonders wichtiger Zeitpunkt für die Wiederkunft
des Christus sein soll, zu bestätigen. So aus der obigen oder den
ähnlichen Darstellungen Steiners kann man dazu kommen, dass von der
Maitreya-Wesenheit, die damals bereits verkörpert ist, gerade in den dreissiger
Jahren ein gewisses Wirken ausgehen kann. Aber die Richtigkeit der angeblich korrekten Eintragung Steins "Jeshu ben Pandira ist am Anfang
des Jahrhunderts geboren" kann nicht bestätigt
werden. Gerade diese Angabe, "Jeshu
ben Pandira ist am Anfang des Jahrhunderts geboren", die nicht
nachprüfbar ist, hat bis jetzt vor allem so viele Verwirrungen verursacht.
Die undurchsichtige
und nicht nachprüfbare Quelle ist aber bereits als gesicherte Informationen
unter den Anthroposophen weit verbreitet. Zum Teil werden solche Informationen, die nicht nachprüfbar sind, aber auch die übersinnlichen
Wahrnehmungen oder Durchsagen von einer angeblichen
geistigen Wesenheit, die aber ganz von der Darstellung Steiners abweichen, sehr ernst genommen, sodass aufgrund ihrer Inhalte
dann die authentischen Wortlaute Steiners verneint werden. Dies bedeutet der Verlust der gemeinsamen Forschungsgrundlage. Und das verursacht unweigerlich die unfruchtbaren Streite unter den Menschen.
Die Verbesserung des unbedachten Umgangs mit den undurchsichtigen Quellen werden nicht zu erreichen sein, ehe wir nicht das Respekt- und Verantwortungsgefühl
gegenüber der Wahrhaftigkeit in uns zur Steigerung bringen. Ich schreibe dies nicht, um eine Sensation zu erzielen oder
um jemanden zu tadeln. Ich nehme es als eine Gelegenheit hin, an der man die neue Aufgabe entdeckt. Dieser Fall lehrt mich, dass die Wachsamkeit gegenüber den grundsätzlichen Arbeitsprinzipien für die Forschung bis jetzt vernachlässigt wurde. So wie ich in den letzten Artikeln schrieb, handelt es sich dabei zuerst nicht einmal um eine spezifische Disziplin, die nur für die Geisteswissenschaft gilt, sondern es geht um eine ganz grunsätzliche und prinzipielle wissenschaftliche Arbeitshaltung, die jede seriöse und saubere Forschung und Urteilsgrundlage betrifft.
Ich liebe die saubere Forschung über alles und kann nicht zusehen, wenn diese kostbare Errungenschaft der Menschheit verletzt wird oder verloren gehen würde. Eine Wahrheit, die als solche erkennbar ist, ist für mich etwas Göttliches. Ich empfinde im höchsten Mass Ehrfurcht vor ihr. Ein Erhalten der Grundprinzipien für eine saubere Forschung möchte ich für die Zukunft unbedingt schützen helfen.
Ich liebe die saubere Forschung über alles und kann nicht zusehen, wenn diese kostbare Errungenschaft der Menschheit verletzt wird oder verloren gehen würde. Eine Wahrheit, die als solche erkennbar ist, ist für mich etwas Göttliches. Ich empfinde im höchsten Mass Ehrfurcht vor ihr. Ein Erhalten der Grundprinzipien für eine saubere Forschung möchte ich für die Zukunft unbedingt schützen helfen.
Teil 4 folgt
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Junko Althaus
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