Teil 2:
Disziplin im Umgang mit der Inkarnationsangabe
Die
Frage nach dem Umgang mit dem Inkarnationsurteil
Der
Herausgeber der Vorträge Arensons und Thomas Meyer, der das Buch "Die
Bodhisattvafrage" herausgab, werfen Arenson vor, dass seine Äusserungen
wiedersprüchlich seien, weil er einserseits Steiner als Träger des
Maitreya-Bodhisattva bezeichnet, dennoch das Urteil nicht ausdrücklich
festhalten wollte, dass Steiner die Reinkarnation der Maitreya-Wesenheit war.
Es verwundert mich aber, dass dies für sie ein Problem zu sein scheint, denn es
war mir schnell klar, wieso Arenson so vorging.
Ein Grund, wieso Arenson solch ein definitives Urteil: "Steiner sei der reinkarnierte Maitreya-Bodhisttva im 20. Jahrhundert" vermieden hat, liegt für meine Empfindung darin,
Wir gehen etwas weg von dem Thema Bodhisattva, um das Thema einmal von der Seite der Forschungsdisziplin näher zu betrachten.
Beispielsweise begründen manche Beschützer von Frau von
Halle in der Öffentlichkeit die besondere Bedeutung ihres Wirkens in der
Behauptung: Sie sei die reinkarnierte Edith Maryon. Unabhängig davon, ob es richtig oder falsch ist, kann ein solcher Gesichtspunkt in keinem Fall die Qualitäts-Garantie für ihre Schriften sein. Wer sie im letzten Leben gewesen ist, kann genauso wie ihre eventuelle Nahrungslosigkeit oder die Wundmale kein Beweis für die allgemeine Richtigkeit der Darstellung in ihren Schriften sein. Ein solcher Gesichtspunkt der Inkarnation kann die bestehende Notwendigkeit für eine sachliche Auseinandersetzung mit ihren schriftlichen Darstellungen nicht ersetzen. In den Urteilen und in den Darstellungen bei Frau von Halle fehlen für zahlreiche Menschen die klaren Zusammenhänge.
Herr M.
Heinen-Anders schreibt in der Rezension Amazon zur Schrift "Zeitreisen Ein
Gegenbild Anthroposophischer Geistesforschung" in der folgenden Art:
"Leider
tut Prokofieff seinem Anliegen, nämlich über Judith von Halles
Stigmatisation
aufzuklären keinen Gefallen. Er schafft es nicht, die der Autorin
Judith
von Halle verliehenen Geistesgaben zu unterscheiden in a)
die
durch die Stigmatisation gewonnene Fähigkeit die Ereignisse um
das
"Mysterium von Golgatha" gewissermaßen "hautnah"
miterleben zu können,
was der
Autor "Zeitreisen" und "leibgebundenes" atavistisches
Sehen" nennt - und in b)
in verstärktem Maße aufgetretene Gabe einer karmischen Hellsichtigkeit,
herrührend aus einer vergangenen Inkarnation als Edith Maryon
des "Menschheitsrepräsentanten Christus" zwischen Luzifer und Ahriman)....."
(Fett durch J.A.)
|
Ich denke, dass Herr Heinen-Anders mit der
obigen Darstellung die gesunde Entwicklung der Arbeit von Frau von
Halle erschwert. In einer offiziellen Nachschrift einer esoterischen
Stunde von Steiner aus GA 266/2 findet man dazu ein mahnendes Wort.
Darin begegnet man wieder einer konsequenten Disziplin Steiners im
zurückhaltenden und intimen Umgang mit der Thematik der Inkarnation:
(Esoterische Stunde 26.8. 1911, GA 266/2, Seite 201-202)
«Aber unrecht sei es, wenn eine bestimmte lebende Persönlichkeit als die Inkarnation dieser oder jener Wesenheit hingestellt würde – möge es nun auf Wahrheit beruhen oder nicht. Es sei eines der wichtigsten okkulten Gesetz, solche Verkündigungen über lebende Menschen nicht zu machen in der Öffentlichkeit. Etwas anders sei es in einer esoterischen Stunde, wo nachgefühlt und nach gespürt werden könne, wie dieses wirkt und wie es aufgenommen wird von den einzelnen.
Es ist heute eine Zeit, in der die Menschen besonders leicht in Irrtümer verfallen. Eine solche Verkündigung würde verursachen, dass das Denken des einzelnen Hemmungen erleidet. Die Menschen würden dadurch in ihrem Denkvermögen zurückgehen.
Ernstlich gewarnt muss werden vor solchen Veröffentlichungen, die zum Zweck der Propaganda gemacht werden, und ernstlich ablehnen muss man eine etwaige Aufforderung, an solcher Propaganda teilzunehmen, jedoch mit persönlicher vollster Toleranz und dem Gefühl des Friedens gegen die Persönlichkeiten, die diesen Irrtum begehen!»
Das
Thema, Inkarnationen, verlangt von uns ein hohes Verantwortungsgefühl gegenüber
der Wahrheit und noch zusätzlich ein feines Gefühl für die Intimität. Die
Wirkung, die aus einer öffentlichen Behauptung eines solchen
Inkarnationsurteils ausgelöst wird, verhindert die inhaltliche Vertiefung der
Tatsache, die mit dem Wesentlichen einer solchen Inkarnation verbunden
ist. Wenn eine solche Information leichtsinnig und ohne Intimität in der
Öffentlichkeit weitergegeben wird, kann leicht ein Macht-Anspruch aufgrund
einer solchen echten oder vermeintlichen Tatsache erhoben werden. Dies
verhindert die Bildung der Grundlage einer seriösen Forschung. Aus diesem
Aspekt gesehen finde ich die Vorgehensart von Arenson mutig, eigenständig, aber
zugleich zurückhaltend. Und dieses Vermeiden der
Aufdringlichkeit ist nach meiner eigenen Erfahrung sehr hilfreich, um eine
gesunde seelische Hygiene in der Forschungsatmosphäre zu bewahren. Für
mich ist ein Forschungsergebnis der Inkarnationen etwas sehr Intimes. Manche möchten von mir z.B. hören über meine frühere Inkarnation oder die konkreten Forschungsergebnisse über die Inkarnationen. Aber ich halte die Prinzipien Steiners fest. Ich
gehe höchst behutsam mit einem solchen geistigen Forschungsergebnis um.
Moralische
Disziplin im Umgang mit der konkreten Angabe für die Inkarnation
Wir
kehren auf die Zitate zurück, die im Buch "Die Bodhisattvafrage" von
Thomas Meyer als Beweise angeführt werden. Sie machen mir einen
merkwürdigen Eindruck, weil an ihnen die sonstige Disziplin Steiners nicht
spürbar ist. Rudolf Steiner besass eine konsequente Disziplin im Umgang mit der
Inkarnationsfrage. Seine Angaben in Bezug auf die Inkarnationsfrage waren
höchst sparsam. Wer die Disziplin Steiners im Umgang mit der
Inkarnationsfrage gut kennt, dem fällt sofort auf, dass die zwei von Thomas
Meyer angeführten angeblichen Aussagen von Steiner merkwürdig sind. Steiner war
mit dem Benennen der konkreten Zahlenangabe für eine Inkarnation sehr
zurückhaltend.
In der
Regel gab er dem fragenden Menschen nie eine ganz konkrete Angabe für irgendwelche
Inkarnation, wenn man bloss schnell eine Antwort wollte. Vor allem, wenn man
selber daran gar nicht forschte, bekam man kaum einen Hinweis. Nur wenn
man eigenständig und ernsthaft forschte, gab er die Andeutung, in welcher
Richtig man weiter forschen soll. Nur in wenigen Fällen gab er dem Menschen
eine konkrete Angabe für seine eigene frühere Inkarnation. Wenn jemand einfach
aus Neugierde zu ihm kam, um von ihm eine fertige Antwort entgegen zu
nehmen, wurde er enttäuscht. Ohne intensive Forschungsbemühung bloss von ihm
einen konkreten Hinweis mit Zahlenangabe u.s.w. konnte man nicht haben. Wenn er
immer einfach so auf die Frage mit Ja oder Nein, z.B. geantwortet hätte und
ausserdem einen genauen Zeitpunkt der Geburt einer Individualität vorausgesagt
hätte, dann hätte man ja die ganze Geisteswissenschaft überhaupt nicht mehr
benötigt. Sie wäre ganz überflüssig. Denn man brauchte ja einfach immer nur zu
Steiner zu gehen ohne selber sich um eine Forschung zu bemühen!
Es gibt
die Angaben von ihm, aber sie wurden in den Vorträgen gegeben. Steiner hat immer wieder
verschiedene Dinge, die in der Zukunft vorkommen, vorausgesagt – z.B. dass er
und viele der damaligen Mitarbeiter von ihm wieder am Ende des 20. Jahrhunderts
zusammenarbeiten werden. Aber dies und die anderen konkreten Angaben wurden in
den Vorträgen ausgesprochen. Und sie sind nicht einfach eine Voraussage, die
man überhaupt nicht einordnen kann. Wenn er eine solche Zukunft-Angelegenheit
angibt, dann sprach er auch von den Zusammenhängen, sodass man verstand und
damit man eine Angabe besser nachvollziehen konnte. Sonst gab er oft in den
privaten Gesprächen als Antwort nur Andeutungen. Er gab nicht bloss ein Ja oder
ein Nein zurück, wodurch man seine Neugierde befriedigen konnte.
Die
Notizbucheintragung von W. J. Stein und die Eintragungen einer anonymen Person,
die angeblich richtige und authentische Aussagen Steiners wiedergeben sollen,
zeigen aber eine grosse Abweichung von der obigen Umgangsdisziplin
Steiners.
Die fragwürdigen Beweisführungen und Quellen in den Schriften Thomas Meyers
Hier
möchte ich noch einmal die Stellen zitieren.
(Die
Bemerkungen im Klammer durch J.A.)
«Walter Johannes Stein schrieb in sein Notizbuch über das
Gespräch mit Friedrich Rittelmeyer: "Rittelmeyer sagt: Im August 1921
sagte Rudolf Steiner über Jeshu ben Pandira: Wenn wir noch 15 Jahre leben,
können wir etwas davon erleben. Jesu ben Pandira ist am Anfang des Jahrhunderts
geboren." » (Eine
Bemerkung des Herausgebers des Heftes, Seite 82, Ergebnisse aus dem Studium der
Geisteswissenschaft Rudolf Steiners, Rudolf Steiner-Studienzentrum, 1980,
Verlag Die Kommenden GmbH)
Es ist
sehr merkwürdig, wenn eine solche sehr konkrete Angabe ganz persönlich nur
Rittelmeyer anvertraut worden wäre. Steiner konnte eine wichtige Tatsache aus
der früheren Inkarnation dem betreffenden Menschen andeuten, weil es für den
Menschen eine wichtige Bedeutung hat. Aber hier in der obigen angeblichen
Aussage Steiners ist es ganz zusammenhanglos, wieso gerade Rittelmeyer dies
wissen sollte. Dies ist keine persönliche Angabe, die die Person Rittelmeyer
direkt betrifft. Es ist eine Information, die alle andern Menschen auch genauso
betrifft. Hat Steiner einfach zufällig oder willkürlich, aus Lust und Laune
heraus einem Menschen so eine besondere Angabe weitergegeben? In dem obigen
Fall ist der Grund für eine solche konkrete Angabe nicht ersichtlich. Dies
weicht so stark vom sonstigen disziplinierten Verhalten von Steiner ab.
1. Wieso
sprach er von einer solchen konkreten Zeitangabe?
2. Wieso
sprach er allein nur zu Rittelmeyer so konkret?
3. Wieso
hat er dies dann den andren Menschen vorenthalten?
4. Wieso
hat er die Zusammenhänge dazu nicht gegeben?
5. Wieso
hat Rittelmeyer eine solche besondere Information nicht selber authentisch
hinterlassen?
6. Wieso
hat Rittelmeyer es einfach so an andere Menschen weiter gegeben?
Diese
Fragen ergeben sich in meinem Bewusstsein sofort. Diese Ungereimtheiten sind
klar genug, dass ich diese Angabe von W. J. Stein für nicht authentisch oder
für nicht korrekt wiedergegeben halten muss.
«Er
(Günther Wagner) möchte doch Dr. Steiner danach (ob er der Maitreya-Bodhisattva
ist oder nicht) fragen. Und er bekam die Antwort: Ich bin es nicht. Bei dem
darauffolgenden ersten Abend in Berlin referierte Dr. Steiner, was in den
verflossenen Monaten alles geschehen sei. Und er erwähnte auch die Vorträge in
Bern. Dabei unterbrach er sich in der Schilderung und sagte mit einem Unterton
in der Stimme: Im übrigen möchte ich für die, die immer gleich bereit sind, aus
ihrer Phantasie heraus Inkarnationen zu ersinnen, in Parenthese hinzufügen,
dass ich mit meiner Individualität mit dem Jesu ben Pandira nichts zu tun habe.
Die private, als zuverlässig zu betrachtende Aufzeichnung dieser
wichtigen Mitteilung wurde dem Verfasser (Thomas Meyer) von deren Empfänger
dankensweise zur Verfügung gestellt. » (Seite 247, Die Bodhisattvafrage, Elisabeth Vreede, Thomas
Meyer, Pegasus Verlag, Basel, 1989)
1. Wieso
kann er auf eine solche Frage bloss Ja oder Nein antworten? Eine solche Antwort
hilft niemand im Vorwärtskommen mit der Fähigkeit zur Geisterkenntnis. Eine
solche blosse Antwort schadet sogar der Entwicklung für eine eigenständige
Forschung.
2. Wieso
gibt er die Antwort: "Ich habe mit meiner Individualität mit dem Jesu
ben Pandira nichts zu tun", wenn er vorher selber gesagt hatte, dass eine
solche Frage nur aus einer Neugierde heraus gestellt wird? Wieso gab er
eine solche Antwort, die also bloss diese Neugierde befriedigen soll,
aber keiner eigenständigen Forschung oder Erkenntnis dient. Er würde mit einer
solchen Antwort die Menschen gerade von seiner Antwort abhängig machen. Ein
solches Verhalten ist weit entfernt von der inneren moralischen Disziplin Steiners.
Dadurch
kann ich auch diese angeblich authentische Aussage Steiners von sogenannt
zweiter Hand für nicht echt und korrekt halten.
Ich habe
mich entschlossen, diese Merkwürdigkeit zu beschreiben, weil ich dieser Art
der fragwürdigen Beweisführung durch die Tagebuch- oder der
Notiz-Eintragungen bereits früher bei Thomas Meyer begegnet bin. Dies
betrifft die äusserst konkrete Zeit- und Ort-Angabe der nächsten Inkarnation
von Steiner selber.
«Eine ihn selbst betreffende, ganz direkte Äußerung machte Rudolf Steiner 1922 in Stratford-upon-Avon. Eine Tagebuchaufzeichnungvon W. J. Stein lautet: «Caroline von Heydebrand [eine Lehrerkollegin an der Stuttgarter Waldorfschule] sagt: in Stratford 1922 sagte Dr. Steiner, er komme in 80 Jahren in Amerika wieder, das wäre auf das Jahr 2002.»
(Seite
217 (Ausgabe 1999) Ehrenfried E. Pfeiffer: Ein Leben für den
Geist. Ehrenfried Pfeiffer (1899 - 1961) (1999), Pegasus Verlag)
Ich weiss
nicht, wie es genau damit steht, dass diese Angabe aus der angeblichen
Tagebuchaufzeichnung von W.J. Stein (abermals wieder die Tagebuchaufzeichnung
von W.J. Stein) in der Biographie über E. Pfeiffer auftaucht. Und der Verfasser des Buches ist Thomas Meyer von Pegasus Verlag.
Als ich
vom Inhalt des Zitates hörte, war es für mich sofort offensichtlich, dass es
sich um eine Verfälschung handelt. Erst nachher war ich erstaunt darüber, dass
nicht wenige Menschen diese angebliche Angabe ernst nahmen. Dies war für mich ein
Beweis, dass die moralischen Disziplin Steiners im Umgang mit
diesen Dingen kaum bekannt sind. Steiner sagte, dass er nicht weiss, wann er stirbt. Es
wäre höchst merkwürdig, wenn er dennoch so genau und konkret mit Ort und Zeit die nächste
Inkarnation gewusst hätte. Ausserdem – Was für einen Sinn besteht für eine
solche Angabe? Sie ist eine Antwort, die nur die Neugierde befriedigen kann,
aber dem eigenständigen Denken schadet.
Zusammenfassend werden die bereits erwähnten Aufzeichnungen aufgezählt, die von zweiter Hand
sind, aber ohne dass der Leser ihre Echtheit nachprüfen kann, die jedoch als zuverlässige Angaben R. Steiners von Thomas Meyer behandelt werden. Dies betrachte ich als undurchsichtige und unwissenschaftliche Vorgehensweise.
1. eine
Tagebucheintragung von W. J. Stein
eine
angebliche Aussage von Steiner, die Rittelmeyer zu Stein weitergegeben haben
soll
2. eine
Aufzeichnung einer anonymen Person, die von Walter Vegelahn gehört haben soll, was Steiner
gesagt hat.
3. eine
Tagebucheintragung von W. J. Stein
Eine
angebliche Angabe von Steiner über seine eigene kommende Inkarnation, die Caroline von Heydebrand zu Stein
weitergegeben haben soll
Soweit
ich mich auskenne, gibt es noch eine ähnliche Quelle für Thomas Meyer. Das sind die angeblichen Aufschiebungen von Polzer-Hoditz, die Thomas Meyer besitzen soll. Darin sind viele einzelne Angaben über die Inkarnationen zu finden, die zum Teil die Individualität von Albert Steffen betrifft.
Heinz
Matile / Andreas Meister haben die Echtheit des Tagebuches untersuchen lassen und kamen zum Urteil, dass dieses Tagebuch gefälscht ist.
Teil 3 folgt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Im Moment können keine weiteren Kommentare mehr entgegengenommen werden. Die nötige Zeit um sie durchzulesen und sie sorgfältig zu beantworten, sind zurzeit nicht vorhanden.
Wenn Sie mir etwas mitteilen möchten, können Sie mich per Mail kontaktieren.
Meine neue Mail-Adresse finden Sie auf der rechten Seite oben.
Junko Althaus
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.