Kommentar zum Buch von Peter Selg „Die Identität der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft“
Das neue
Buch von Herrn Peter Selg „Die Identität
der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft“( Verlag des Ita Wegman
Instituts, 2012) ist ein Beweisstück für den realen Zustand der
Anthroposophischen Gesellschaft. Der Inhalt: die
Anthroposophie habe sich von der Gesellschaft zurückgezogen – vor allem vom
Goetheanum – ist für viele Menschen, welche die Situation der Gesellschaft
eigenständig und empirisch verfolgt haben, nichts Neues. Ähnliche Inhalte wurden
bereits in den letzten Jahrzehnten in unzähligen Aufsätzen und Gesprächen zum
Ausdruck gebracht. Das Neue am Buch ist, dass endlich eine
offizielle Person – ein Vorstandsmitglied der Schweizerischen
Landesgesellschaft - dies schonungslos
bestätigt hat. Das spricht eine ernsthafte Steigerung der Krise der
anthroposophischen Gesellschaft deutlich aus. Herr Ronald Templeton schrieb in
seinem Kommentar zu dem Buch im Goetheanum sogar: „Die Anthroposophie schwindet aus dem Goetheanum und es macht sich eine
zunehmende Missachtung Rudolf Steiners breit. Solche Aussagen drängen mich, der
ich mich innig mit der Anthroposophie verbunden fühle, in eine Endzeitstimmung.“
(Die Grösse des Ideals und die Wirkung der Darstellung, Das Goetheanum Nr.
30-31, 28. Juli 2012)
Auf etwas Anderes
sollte noch hingewiesen werden. Im Buch wird von Herrn Selg gesagt,
dass vorher und nachher niemand anderer als nur Rudolf Steiner über die
Anthroposophie wirklich etwas zu sagen habe. Und dies bestimmt den Grundton des
Buches stark.„Rudolf Steiner begründete die Allgemeine
Anthroposophische Gesellschaft weder willkürlich noch zufällig, sondern als ein
Zukunftsinstrument für die Anthroposophie selbst, deren Wesen er wie kein
anderer kannte. Welche soziale Form die anthroposophische Geisteswissenschaft
braucht, um in der Welt, ihren Zukunftsherausforderungen und Krisen zu bestehen,
ja Wesentliches zu ihrer Entwicklung beitragen zu können, war seine leitende
Frage – und wer hätte, auf anthroposophischem Boden stehend, mehr dazu zu sagen
als er? Rudolf Steiner lebte in der Anthroposophie - und er lebte wie kein anderer Anthroposoph nach ihm in der
Welt des Werdens, damit auch in den sozialen, politischen und geistigen
Kräften, Spannungen und Abgründen, die das 20. Jahrhundert und die
nachfolgenden Zeiten konstellieren und weiter in zentraler Weise bestimmen.“
„...wer
hätte, auf anthroposophischem Boden stehend, mehr dazu zu sagen als er? Rudolf
Steiner lebte in der Anthroposophie
- und er lebte wie kein anderer Anthroposoph nach ihm in der Welt des
Werdens...“ Ja, das stimmt, was
die Vergangenheit betrifft. Aber Rudolf Steiner lebt nicht mehr. Und er wird
nie mehr als die Person Rudolf Steiner auf der Erde leben. Es nützt nichts ihn
zu suchen, weiter nur an die „Persönlichkeit“ Steiners zu glauben. Man muss
viel mehr an das „Individuum“ Steiners glauben, das immer wieder als eine neue
Persönlichkeit mit einer neuen Aufgabe auf die Erde kommt. Die Person Steiners
und sein ewiges Individuum, das immer wieder als eine neue Seele auf die Erde
kommt, müssen klar voneinander unterschieden werden. Steiner lebte im 20.
Jahrhundert. Wir leben aber im 21. Jahrhundert. Sein Individuum wird nie mehr
als Rudolf Steiner auf die Erde kommen. Rudolf Steiner wird niemals wieder als
Rudolf Steiner zurückkommen. Er tritt als eine neue Persönlichkeit mit einer
neuen Aufgabe auf – sonst kann auch keine Neugeburt des Geistes, keine
Entwicklung stattfinden.
Hinter
dieser und ähnlichen Aussagen von Herrn Selg im Buch beobachte ich eine Überzeugung
von ihm, dass die Fähigkeit den Menschen in der Gegenwart abgesprochen werden
muss, die Anthroposophie neu zu greifen, sie weiter zu entwickeln – im gewissen
Sinne sie über den alten Zustand der Anthroposophie, die mit dem Tod Steiners
stehen blieb, hinauszubringen. Eine wahre Entwicklungspotenz der Anthroposophie wird
in der Aussage von Peter Selg den gegenwärtigen Menschen ohne die Person Steiners abgesprochen. Kann
dies etwas sein, was die jungen Menschen anzieht, die den frischen Tatendrang und eine kraftvolle Zukunftshoffnung in sich spüren?
Diese
vergangenheitsorientierte und der Gegenwart und der Zukunft gegenüber
resignierende Haltung - sie ähnelt der Haltung von Marie Steiner von
Sivers gleich nach dem Tod von Steiner sehr. Die Stimmung – „Der Vorstand ist nichts ohne
Rudolf Steiner“ (im Brief Marie Steiners an Eugen Kolisko unmittelbar nach dem
Tod Steiners) erzeugte eine resignierende schwere Atmosphäre in der
Gesellschaft, welche die Flamme des frischen Willens auslöschte. Und daraus
resultierte das Misstrauen gegenüber den Vorstandsmitgliedern – vor allem
gegenüber einer Persönlichkeit,
wie Ita Wegman, die am meisten die frischen Tatkräfte in sich spürte und
fest an die Zukunftskraft der Anthroposophie glaubte. Wegman glaubte daran,
dass sie in der eigenständigen Weiterführung der Anthroposophie am besten dem
Willen Steiners gerecht werden kann. Und dieser frische Zukunftsglaube wurde
damals vor allem von Marie Steiner stark zurückgedrängt. Ich muss nichts Weiteres
darüber ausführen, dass dieser Nichtglaube an die eigene Zukunft als
Gesellschaft die vernichtenden Konflikte innerhalb der Gesellschaft mit sich gebracht
hat.
Dieses
Nichtglauben an die Entwicklungspotenz der Anthroposophie ohne die „Person“
Rudolf Steiners steht aber im völligen Widerspruch zu dem, was Steiner
inniglich in mehreren Karma-Vorträgen wiederholt hat: Die Anthroposophen werden
wieder zusammen kommen am Ende des 20. Jahrhunderts für die Kulmination der
Anthroposophischen Bewegung. Die damalige Arbeit, die das Individuum Rudolf
Steiners mit den anderen Individuen als damalige Mitarbeiter vollbrachte, ist
nur eine Vorbereitung für diese kommende entscheidende Zeit, in der wir
gegenwärtig leben.Ich habe
bereits vor einiger Zeit aus dem gleichen Grund eine Kritik über manche Aussagen
von Herrn Prokofieff hier im Blog ausgeübt. (http://philosophie-der-freiheit.blogspot.ch/2011/11/die-karmische-betrachtung-der.html, http://philosophie-der-freiheit.blogspot.ch/2011/11/die-karmische-betrachtung-der_04.html ) Herr Prokofieff und Herr Selg, die
als „Bekenner von Steiner“ gelten und von denen ich den Eindruck erhalte, dass
für sie die Anthroposophie wirklich eine existentielle Bedeutung hat, machen aber
in ihren Vorträgen sinngemäss solche Aussagen, in denen eine Steigerungspotenz
der Anthroposophie im 21. Jahrhundert - ohne die „Person“ Steiners – einfach
übergangen wird, als ob nie auf so etwas von Steiner hingewiesen worden wäre.
Sie glauben an Rudolf Steiner und seine Mitarbeiter, die schon gestorben sind
und die nie wieder als die damaligen Persönlichkeiten erscheinen. Mir scheint
aber, dass Herr Selg und Herr Prokofieff
nicht wirklich an die neuen Aufgaben dieser Individualitäten - Steiner und die anderen - glauben.
Nun kann
tatsächlich eine Art Endzeitstimmung sich ausbreiten, wenn man nicht einen
geistigen Prozess beobachtet, der zwar nicht mit dem Sinnesauge zu sehen ist,
aber dennoch durchaus erkannt werden kann. Wenn etwas im Begriff ist,
abzusterben, bedeutet das, dass die geistigen Kräfte, die bis dahin in einer
bestimmten Art an eine Materie gebunden waren, davon befreit werden. Ein
Absterben ist deshalb immer auch eine Befreiung der geistigen Kräfte von der
alten Materie. Und diese Befreiung vom Alten ist die Bedingung für die
Neugeburt. Ohne den vorangehenden Tod ist keine Neugeburt möglich. Wo der Tod
nicht da ist, ist auch keine Neugeburt, keine Auferstehung. So kann gegenwärtig
beobachtet werden, dass die geistigen Kräfte von dem alten materiellen
Zusammenhang der Gesellschaft befreit werden. Die Substanzen, die Rudolf
Steiner mit seinen Mitarbeitern vor 100 Jahren immer mehr in die Gesellschaft
hinein inkarniert hat – lösen sich in einem rasanten Tempo. Das ist ein
Exkarnationsprozess der geistigen Substanzen der Anthroposophie. Und diese befreiten
Kräfte können zurzeit so zahlreich in der ätherischen Sphäre festgestellt
werden, die sich frei zur Verfügung stellen, damit sie von den gegenwärtigen
Menschen neu aufgegriffen werden. Sie warten darauf, dass sie nach dem Ablegen des
mit der Zeit untauglich gewordenen alten Kleides in einer neuen und
zeitgemässen Form sich erneut inkarnieren. Dafür sollen wir ein neues Kleid
finden – eine neue Form. Die Kräfte und die Substanzen – die sich durch Rudolf
Steiner und seine Mitarbeiter vor 100 Jahren auf der Erde in eine Form, die
damals berechtigt war, inkarniert haben, sind nicht verloren gegangen. Ja,
nichts von ihnen ist verloren gegangen. Sie sind alle in der Äthersphäre und
warten auf die neue Inkarnation und Form.
Junko
Althaus
Kulmination der anthroposophischen Bewegung und die geistige Strömung der Karmaforschung
http://philosophie-der-freiheit.blogspot.ch/2011/04/kulmination-der-anthroposophischen.html
Was ist heute die "Identität der Anthroposophischen Gesellschaft"?
http://philosophie-der-freiheit.blogspot.ch/2012/04/was-ist-heute-die-identitat-der.html
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