ich möchte Ihren zweiten Kommentar in diesem Rahmen nicht veröffentlichen, weil darin etwas enthalten ist, was nicht ich, sondern eine dritte Person ohne Begründung in seiner Arbeit abwertet. Ich nehme diese Art der willensbetont-emotionellen Kritik ohne klare Begründung in meinen Blog nicht auf, denn ich verstehe es so, dass hier kein grenzfreies Forum, sondern mein Blog ist. Aber ich mache den Anhang mit der Charakterisierung der Sekte im Artikel weg, ich wollte damit mein Urteil begründen, aber es erzeugt unnötig viele Aufregungen und Missverständnisse, die ich auch nicht will.
Ich nehme in meinem Blog die Kritik auf, die gedanklich begründet ist und in der keine aggressiven Ausdrücke überhand nehmen. Es geht dabei nicht um richtig oder falsch, sondern, das Begründen bedeutet ein Respekt gegenüber dem anderen Menschen als ein freier Geist. Wenn man kritisiert, kann man in seine Kritik eine Begründung mitgeben. Dann fühle ich mich wahrgenommen als ein Individuum, das ein individuelles Ich und einen freien Willen hat und eigenständig denkt. Dann kann ich durch diese Bereitschaft des anderen mit ihm genauso umgehen, dass er auch als ein individuelles Ich vor mir steht, egal ob er so denkt wie ich oder ganz anders. Das spielt keine Rolle. In solcher ichhaften Begegnung kann man mit der Zeit immer etwas finden, was über die blosse Polarität, die zunächst äusserlich vorhanden ist, hinausgeht.
Eine Begründung ist eine Respekt gegenüber einem anderen freien Geist und zugleich ein Versuch, in seinem Denken etwas anzusprechen, was er auch in seiner allgemeinen Geistigkeit tragen könnte.
Ein Versuch, ob ich in der Begründung eine gleiche Stelle in seinem Geist berühren kann, so wie mein Geist in sich diese Stelle bereits erkennt, wie Steiner in der Philosophie der Freiheit beschreibt. Ich darf und kann erst durch eine Begründung überhaupt in die eigene Welt eines anderen Menschen hineingehen.
Ich will nicht Frau von Halle oder ihren Anhängern oder dem Verlag verbieten, den Namen Anthroposophie zu tragen. Das ist letztlich ihre Sache und liegt in ihrer eigenen Verantwortung. Das ist klar. Aber ich finde die Art der Aufmachung auf dem letzten Programm sehr übergriffig, im dem die moralischen Urteile von Steiner
nach dem Brand des Goetheanums eins zu eins angenommen sind, die das schlechte Gewissen im Menschen erwecken können.
Solche Urteile sind ohne eine eigenständige Begründung und ohne einen eigenen Gedankenaufbau da. Ohne den damaligen Hintergrund der Urteile Steiners zu beleuchten werden sie plötzlich aufgeführt. Ich beobachte eine Tendenz an Frau von Halle und ihren Anhängern, dass sie unbewusst die Grenzen des freien Willens übergehen, weil sie nach meiner Beobachtung die Einheit unter den Menschen als oberstes Gebot empfinden, wie ein Gesetz, das unter allen Umständen eingehalten werden muss.
Ich bin nicht persönlich gegen Frau von Halle oder gegen ihren Impuls. Ich denke, es ist ihre Freiheit, wie sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse vertreten will. Sie vertritt ihre eigene Strömung. Und das möchte ich unbedingt als ihre eigene Angelegenheit voll anerkennen. Ich erlebe, dass für sie die Sache der Anthroposophie wichtig ist. Das kann ich auch empfinden.
Aber genauso vertreten die anderen Menschen ihre eigenen Ansichten und Denkweisen innerhalb der Anthroposophie. Und die entgegengesetzten Urteile sind nicht etwas, was zum Schweigen gebracht werden muss, weil sie anders sind als das, was die Strömung von Frau von Halle vertritt. Dieser Tendenz begegnete ich z.B. im Buch „Christuserfahrung der Gegenwart“ und im Anhang "Krise und Chance".
Muss immer eine Erkenntnis-Einheit unter den Menschen herrschen? Müssen die Gedanken immer in einer Einheit sein? Ist der Unterschied der Erkenntnisse ein Tabu oder eine Katastrophe? Muss man alles tolerieren, was der andere sagt? Rudolf Steiner lebt nicht mehr physisch, der früher diese Unterschiede unter einem Dach halten konnte. Die Tragik durch ein gewaltsames Erzwingen einer Einheit der Meinungen haben wir bereits sehr intensiv erlebt, nachdem er gestorben ist.
Ich verstehe den Unmut der anthroposophischen Menschen, die schicksalsmässig und karmisch nicht zur Strömung von Frau von Halle gehören und deshalb mit ihren Feststellungen grosse Mühe haben. Sie dürfen selbstverständlich zunächst so sein, so wie sie sind. Das kann man nicht direkt verändern. Die Menschen sind nicht dazu verpflichtet, alles, was sie sehen und hören, zu tolerieren. Wenn man nicht zuerst annehmen kann, dass der andere anders denken darf, dann kann man auch später kein Verständnis erreichen.
Die Forschungsergebnisse, die anders sind als ihre Feststellungen, werden als persönlicher Angriff oder persönliche Beleidigung zurückgewiesen, so wie im Anhang des Buches "Krise und Chance" steht.
Diese Art im Anhang ihres Buches „Krise und Chance“, eine Einheit in der Wahrheitsfrage ohne freie Bereitschaft des anderen Menschen zu erwarten, macht auf die Menschen den Eindruck: Man darf ihr nicht widersprechen, weil sonst die Einheit verloren geht. Und das bedeutet für die anderen Menschen, bei denen die Forschung ein absolutes Herzensanliegen ist, eine Bedrohung der Forschung, egal ob sie spirituell oder naturwissenschaftlich ist. Das ist die erste Grundsatzfrage, die vor der Frage steht, wer erkenntnismässig recht hat oder nicht, was wahr und nicht wahr ist.
Bis jetzt habe ich kaum von Seiten von Frau von Halle eine Haltung erlebt (so weit ich die Dinge gelesen habe, was veröffentlicht ist), dass sie und ihre Anhänger wirklich einmal die Kritiken und die freie Meinung anderer annehmen als solche, die diese Menschen wahrhaftig und ehrlich empfinden. Für sie und ihre Leute sind entgegengesetzte Urteile und Erkenntnisse etwas, was unnötige Polarität erzeugt. Ich denke, eine Polarität darf für ihre Empfindungen gar nicht da sein. Das bedeutet dann für sie eine absolute Entwürdigung ihrer Sache. Mir kommt es so vor, dass sie und ihre Anhänger emotionell keine Entstehung der Polarität ertragen. Diese Tendenz provoziert aber wiederum die Steigerung der Gegenstimmung, denn das ist eine Wirkung des kosmischen Gesetzes.
Die Zurückweisung von ihrer Seite erzeugt die Gefahr, dass ihre Sache wiederum teilweise von den bestimmten Menschen in Lächerlichkeit gezogen werden kann, was mich persönlich auch wieder traurig macht. Das erlebe ich als eine Art Entheiligung im Sinne einer Gegenreaktion. Aber nicht anders können manche auf die intensive Heiligung-Tendenz in der Gruppe von Frau von Halle reagieren. Das kann ich nachvollziehen. Ihre Art provoziert in manchen Menschen, ihrer Art auf eine sarkastischen Weise entgegenzuwirken. Das ist schmerzhaft.
Heute kann man nicht von den anderen Menschen eine automatische Annahme erwarten. Die Menschen dürfen denken, dürfen freie Meinungen haben und äussern, andere Ansichten oder Forschungsergebnisse offen hinstellen.
Man muss nicht eine entgegengesetzte Erkenntnis eines anderen Menschen so annehmen wie seine eigene Wahrheit wäre. Aber sie sollte in Respekt angenommen werden, vor allem, wenn sie begründet ist, als eine Wahrheit, die einfach zu diesem Menschen gehört, weil dieser Mensch in seinem freien Willen im Moment seine Wahrheit auf diese Weise hat. Das heisst: Die anderen Menschen dürfen nicht direkt willensmässig überzeugen werden, wenn man die Freiheit nicht verletzten will.
Ich kann nicht automatisch und unmittelbar willentlich darauf zielen, dass der andere seine Meinung ändert und meine Überzeugung annimmt, so wie ich sie vertrete. Das Erzwingen hat keinen Sinn. Ich kann es nur versuchen mit dem Umweg des Denkens. Wenn ich in mir einen zu starken Willen trage, den anderen unbedingt zu überzeugen, dann erzeugt mein starker Wille die Widerstände bei dem anderen Menschen, auch wenn ich gedanklich begründe.
Wenn man denkt: Das stimmt nicht, was der andere behauptet. Dann kann man sich damit auseinandersetzen, kann eine Stellungnahme geben, aber nicht eine Eintracht willensmässig erzwingen.
Der Freie Wille des Menschen ist das Heiligste im Menschsein. Dort liegt die eigentliche Heiligung eines Menschen heute. Ich bin gegen den Über-Intellektualismus, in dem die Freiheit missbraucht wird. Aber die Freiheit des Ich ist trotzdem unantastbar.
Nach meiner Wahrnehmung nimmt die Gruppe um Fr. von Halle Eintracht,Würde oder Ehre des Menschen, Höflichkeit, Ehrfurcht, Verehrung über alles ernst. Das verstehe ich, ich kenne es aus meinem Land, Japan, wie reinigend eine solche Haltung sein kann. Sie sind wichtige Qualitäten, die nicht verloren gehen dürfen. Dennoch können solche Ideale - auch wenn sie an sich gut sind - nicht automatisch über die individuelle Freiheit des Menschen gestellt werden.
Die Freiheit ist etwas, für welches der Christus sich auch heute in der geistigen Welt opfert. So kostbar und einmalig ist sie. Hätte er für die Freiheit nichts geopfert, wäre nichts von dem Christusereignis geschehen. Die Freiheit des Menschen ist aus diesem Grund heilig, ja, nach dem Mysterium von Golgatha das Heiligste für mich. Sie ist durch den Christus erhöht. Ohne die Freiheit kann die wirklich bewusste Liebe nie entstehen, auch wenn die Freiheit zunächst fast immer mit der Unzulänglichkeit des Menschen zusammen auftritt. Das kann ich wahrhaftig nicht anders empfinden.
Die Zeiten sind vorbei, in denen man die Differenzen und die Wiedersprüche nicht erlaubte. Je stärker die pauschale Ablehnung der polaren Meinungen, desto stärker kommt der Gegendruck von der anderen Seite zurück.
Ich habe keine Erwartung von mir, dass ich immer richtig sein muss und will auch nicht behaupten, dass ich immer richtig bin. Ich weiss, ich kann nicht immer vollkommen sein. In diesem Sinne ist Ita Wegman mein wirkliches Vorbild. Ich glaube wenig an den Menschen, der von sich meint, dass er immer richtig, vollkommen und unfehlbar sei. Ich folge lieber meinem Herz, das mich in mein Schicksal führt. Ich bin auf dem "richtigen" Weg, wenn ich mich im meinem Herz nicht ignoriere, auch wenn ich in manchen Dingen nicht perfekt sein kann, oder von aussen gesehen ganz daneben erscheine, denn ich stehe zu mir in meinem Herzen. Da bekomme ich später von Christus die Korrekturen, die ich nötig habe.
Junko Althaus
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