In den vergangenen Artikeln habe ich darauf hingewiesen, dass Steiner gegen Ende seines Lebens immer mehr darauf tendierte, nicht nur das Denken sondern z.B. das Fühlen und die Empfindungen immer wichtiger zu nehmen und die entsprechenden Übungen z.B. die Karmaübungen dazu zu geben.
Als mich vor ein paar Jahren unerwartet (ohne bestimmte Methode
Während der Forschung an den Inkarnationen Steiners wurde mir deutlich: Viele Besonderheiten, Probleme und Schwierigkeiten in der anthroposophischen Gesellschaft sind nur durch das Einbeziehen der karmischen Hintergründe Steiners zu verstehen (die karmischen Hintergründe damaliger Anthroposophen sind auch sehr wichtig, um die Schwierigkeiten in der Gesellschaft zu verstehen, aber darauf gehe ich hier nicht ein).
Die markante Betonung der Stellung des Denkens in den zahlreichen Schilderungen Steiners (vor allem in der früheren Entwicklungsphase der Anthroposophie ) ist nicht unbeeinflusst von seiner speziellen karmischen Anlage. Auch wenn es einen sehr entscheidenden hohen Wert als eine Menschheitsaufgabe besitzt, beinhaltet es auch "seine eigenn Schicksalsart", wie er erkenntnismässig an die Themen heranging. Macht man nicht aus ihm einen Gott, wenn seine Vorgehensweise diejenige sein soll, welche bereits ganz und gar vollkommen und fertig ist? Seine Methode ist keine, welche in ihrer Entwicklung bereits erschöpft ist, sondern sie besitzt einen wunderbaren Keim der Zukunft in sich, welcher von uns erst zur vollen Entfaltung gebracht werden will.
Steiner hoffte selber am Schulss seines Lebens in mitten der menschlichen Schwierigkeiten innerhalb der anthroposophischen Bewegung auf die Karmaforschung, welche den Menschen über die blossen Streite um die Wahrheit, welche aus den unterschiedlichen, sogar polar entgegengesetzten karmischen Anlagen der Mitglieder herrühren, hinausführen kann. Die Art der Wahrheitsfindung, die Steiner in seinem früheren Leben als Thomas von Aquin zu einem höchsten Niveau gebracht hatte, schafft zwar den Menschen eine solide Grundlage, so wie Steiner selber in einer meisterhaften Weise konnte - in die geistige Welt hineinzuschauen, um dort allgemeine Wahrheiten für die Menschheitsentwicklung zu erkennen. Nicht nur in der Inkarnation als Thomas hatte Steiner die Entwicklung der Menschheit im obigen SInne intensiv mit gestaltet. Aber allein mit dem geistigen und logischen Denken kann man noch nicht einen lebendigen Menschen samt seinem individuellen Schicksal verstehen.
Eine wirklich soziale Gesinnung wird nicht zustande kommen, bevor der Mensch ein modernes Karma-Verständnis in sich entwickelt und einfühlend erkennt, was hinter der Überzeugung eines anderen Menschen schicksalsmässig steht. Man kann dieses Etwas nie durch die klugen und gescheiten Diskussionen herausfinden. In einer gewöhnlichen Diskussion geht es nur um richtig und falsch. Dabei betätigen wir nur den Kopf.
Ein Urteil von richtig-falsch gilt nur für eine rein-geistige Angelegenheit. Der Mensch hat nicht nur den Geist, sondern die Seele in sich, die ein lebendiger Abdruck von seinen individuellen Qualitäten ist, die er aus den mehreren Inkarnationen hindurch in unterschiedlicher Art und Weise zum Ausdruck brachte.
In diesem Sinne gibt es eine "allgemeine Wahrheit für alle und immer"
Die Zeit ist vorüber, in der man die Erkenntnis im Sinne einer allgemein gültigen Wahrheit durch logisches Denken suchte, denn diese Art der Erkenntnis gibt uns keinen tragenden Boden mehr für ein wirkliches soziales Leben.
Das Denken ist an sich universal und allgemein. Aber die Art, wie man denkt, ist individuell. Und das hängt mit den individuellen Anlagen der einzelnen Menschen zusammen, die sie aus ihren früheren Leben mitbringen. Die Subjektivität ist in dem Fall auch der Beweis dafür, dass man ein Individuum ist. Wollen wir die individuelle Anlage erkennen, dann brachen wir eine Forschungshaltung, die innere Dreigliederung eines Menschen, Kosmos von Denken, Fühlen und Wollen, im Sinnes einer persönlichen Anlage exakt zu erfassen.
Wenn man seine eigene Anlage und Qualität nicht erfasst hat, kann man schwer das Leben selber verstehen. Und das erzeugt Schwierigkeiten in unterschiedlichen Lebensbereichen. Heute ist diese Tatsache in der Welt weit bekannt. Zahlreiche Menschen erinnern sich an ihre frühere Leben und erkennen die Ursachen von vielen Dingen in ihrem jetzigen Leben. Rudolf Steiner war damals ein Vorreiter dieser heutigen Erscheinung. Er hat in seinem ganzen Leben auf die Gelegenheit gewartet, mit den Menschen das Thema "Karma und Reinkarnation"
ausführlich zu sprechen. Wer sich selber erkennt, erkennt auch die Welt. Das ist eine der grundlegensten Gedanken Steiners, der in den zahlreichen Variationen der Sprüche zum Ausdruck gebracht wurde.
Und interessanterweise schildert Steiner gerade in seiner frühen Schrift "Die Philosophie der Freiheit" über die persönlichen Anlagen, die auf die Handlungen den Einfluss nehmen. Und diese Anlagen sind karmische Art. Zwar spricht Steiner dort noch nicht vom Karma, weil die Schrift eine philosophische war. Aber Steiner kannte schon früh in seinem Leben, wie wichtig diese Karma-Anlage bedeutet, um die Menschen zu verstehen.
Aus diesem Grund bildet die Schrift Die Philosophie der Freiheit, die vor seiner anthroposophischen Zeit geschrieben wurde, einen wunderbaren Oktav zu den intensiven Beiträgen über das Karma, die gegen Ende seines Lebens gegeben wurden. Ich denke, das ist eine Sprache für sich. Man kann darin sehen, wie wichtig das Thema für ihn gewesen ist. Es ist ein Evolutionsgesetz: Was einmal angefangen wurde, wird auch abgerundet. Steiner musste sich noch einmal vor seinem Tod mit dem Thema "Karma und Reinkarnation" befassen. Das stand fest in der kosmischen Schrift seiner Biographie. Es war seine Mission. Ohne sie abzurunden, konnte er nicht die Erde verlassen, egal wie verzweifelnd für ihn die Lage nach dem Goetheanum-Brand ausgesehen hat. Das Thema ist für ihn noch nicht vollendet. Er wollte gerne noch weiter diese Thematik vervollständigen. Aber seine Kräfte reichten nicht mehr aus. Er konnte es eben nur abrunden, so wie er es anfing.
Das Thema "Karma" ist heute aktuell wie noch nie in der Welt. So wie Rudolf Steiner es beschrieben hat, bin ich überzeugt davon, dass der Christus, der heute im ätherischen Bereich immer mehr seine Liebe entfaltet, die Karma-Erkenntnis und die Überwindung des starren Schwarz-Weiss-Denkens im alten philosophischen Sinne fördert. Mit dem 21. Jahrhundert begann ein neues Zeitalter, in dem der heilende Impuls des ätherischen Christus in der ganzen Welt unabhängig von den Religionen und den Kulturen immer stärker und kraftvoller von den Menschen ergriffen werden kann.
teils umgeschrieben im Januar 2011, Junko Althaus